Frühjahrs-Tour im April 2022
Ungarn - Kroatien - Bosnien und Herzegowina - Kroatien - Montenegro - Albanien - Montenegro - Serbien - Ungarn
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Tag 6: Übernachtungsplatz an der Moraca bei Vranjina - Aerodrom Podgorica - Vermosh - Grebaje-Tal

Was für eine Nacht - war mal wieder top!

Idylle am Flussufer - ein wirklich sehr empfehlenswerter Übernachtungsplatz
Idylle am Flussufer - ein wirklich sehr empfehlenswerter Übernachtungsplatz

Nach dem vormittäglichen Brunch fahren wir zum Aerodrom Podgorica. Hier trennen sich nun vorübergehend unsere Wege.

Aerodrom Podgorica - hier trennen sich nun (Gott sei Dank lediglich vorübergehend) unsere Wege
Aerodrom Podgorica - hier trennen sich nun (Gott sei Dank lediglich vorübergehend) unsere Wege
Aerodrom Podgorica
Aerodrom Podgorica

BH fliegt mit Wizzair nach Hause. Ich fahre rüber nach Albanien und freue mich auf meinen Besuch im nun bereits tatsächlich jahrzehntelang sehnsuchtsvoll angeschmachteten Vermosh.

Unterwegs nach Albanien
Unterwegs nach Albanien
Grenzübergang Montenegro - Albanien
Grenzübergang Montenegro - Albanien

Kurz hinter der Grenze, nach nur ein paar hundert Metern zweigt die erst seit ein paar Jahren auf ganzer Länge asphalltierte und nun für im Grunde genommen jedes einigermaßen fahrtaugliche KFZ befahrbare, beeindruckende Gebirgsstraße ab. Mit Abenteuer hat der Ritt nun wahrlich nichts mehr zu tun. Mit Sightseeing hingegen schon. Anders als als die offen gestanden landschaftlich attraktiveren Täler von Theth und Valbona ist eben jenes von Vermosh seit ein paar Jahren endlich keine Sackgasse mehr. Mittlerweile gibt es einen Grenzübergang nach Plav, Montenegro. Das schmälert den ultimativen Hinterarschingstyle zugegebenermaßen.

Viele, viele Jahre lang habe ich davon geträumt, Vermosh zu sehen - heute ist Vermosh fällig!
Viele, viele Jahre lang habe ich davon geträumt, Vermosh zu sehen - heute ist Vermosh endlich fällig!

Kurz nach derm Abbiegen auf die Straße in das nördlichste Dorf Albaniens (Vermosh) halte ich im ersten Dorf bei einem Brunnen und fülle besser mal sämtliche Wasserreserven auf. Man weiß ja nie. Haben indes ist gewiss besser als brauchen und der Typ, der dort ebenfalls seine Buddeln füllt gibt mir zu verstehen, dass das Wasser aus dem Brunnen "laser" ist.

Blick auf den Skutari-See
Blick zurück auf den Skutari-See

Klar kenne ich, kennen wir den Skutarisee bereits aus dem sogenannten "FF". Eine wirklich tolle, beeindruckende Gegend. Ich folge der sensationell guten Straße, die für den geneigten Individualreisenden einst eine materialmordende Piste und auch für die sporadisch verkehrenden Öffis eine Strapaze darstellte und freue mich weiters auf Vermosh.

Kurz noch etwas zum Thema Tourismus in Albanien: er gedeiht und wächst stetig. Mittlerweile ist Albanien für meine Begriffe kein Exot mehr, was bei meinem Erstbesuch 2007 noch etwas anders war. Vor dem Systemwechsel war es jedoch nicht bloß "etwas" sondern komplett anders als heute. Albanien war jahrzehntelang insgesamt wohl das exotischte und auch das massivste Hinterarsching ganz Europas, ansatzweise nordkoreamäßig anmutend und radikal in der Limitierung und Reglementierung hinsichtlich der in ihrer Anzahl strikt kontingentierten Besucher des Landes. Es gab auch keinen Individualtourismus, ausschließlich Gruppenreisen unter loyaler wie wohl sicherlich auch fachkundiger staatlicher Begleitung waren gestattet. Spannend.

Ich habe einen Reiseführer aus den 80er Jahren auf dem Klo liegen, dem ich schon so einiges interessantes entnehmen durfte. Man durfte zum Beispiel nicht mit dem westlichen Reisebus geschweige denn einem eigenen KFZ einreisen (es gab keinen Individual- sondern ausschließlich öffentlichen Personenverkehr) und wurde kurz hinter der Grenze in einen ALB-Tourist-Bus umgesetzt. Albanien hat keinerlei Bahnverbindung für den Personenverkehr ins Ausland, lediglich eine marode Güterstrecke nach Montenegro und war einst hardcore abgeschottet.
Wie gern würde ich mal wieder einen fliegenden De Lorean besitzen und dem Albanien der 80er mal einen Besuch abstatten können. Seufz.

Zurück zum Tripgeschehen.

Straße gen Vermosh
Straße gen Vermosh

Kurz nach dem Mega-Aussichtspunkt kommt plötzlich ein Abzweiger - gen Montenegro. An diesem Grenzübergang (Cijevna - Grabon; gemäß einschlägigen Info-Seiten übrigens ein rundum die Uhr nutzbarer) dürfte selbst in der Hochsaison kaum mehr als heute los sein. Bei der abgeschiedenen Lage überlege ich kurz, ob es Sinn macht, auf einem Schotterparkplatz (verzeichnet und gut bewertet bei P4N) wenige hundert Meter vorm Grenzübergang alle Fünfe gerade sein zu lassen und im T6 zu knacken.

Grenzübergang (Cijevna - Grabon); Albanien - Montenegro
Grenzübergang (Cijevna - Grabon); Albanien - Montenegro
Blick auf den wunderschönen Gebirgsbach ganz in der Nähe vom Grenzübergang (Cijevna - Grabon); Albanien - Montenegro, wo ich locker auch +ber Nacht mit dem T6 pennen könnte
Blick auf den wunderschönen Gebirgsbach ganz in der Nähe vom Grenzübergang (Cijevna - Grabon); Albanien - Montenegro, wo ich locker auch über Nacht mit dem T6 pennen könnteWeiter geht der Ritt; Vermosh, ich komme!
Weiter geht der Ritt; Vermosh, ich komme!
Hier stellt sich wieder einmal aufs Neue eindrucksvoll heraus, dass der Weg das Ziel ist - unterwegs ins Vermosh-Tal, Albanien
Hier stellt sich wieder einmal aufs Neue eindrucksvoll heraus, dass der Weg das Ziel ist - unterwegs ins Vermosh-Tal, Albanien
Unterwegs im äußersten Nordosten Albaniens
Unterwegs im äußersten Nordosten Albaniens

Weshalb ich schon, wie vorab geschrieben, seit gefühlten Ewigkeiten dermaßen heiß auf Vermosh bin ist rasch beantwortet. In den Anfängen der Informationsbeschaffung aus den einst schier unermesslichen Weiten des WWW landete ich ich auf einer schon damals herrlich antiquiert erscheinenden Seite, auf welcher ein Wandervogel die mich so hardcore anfixende Geschichte vertellte, die mich fortan von einem Eigenbesuch an Ort und Stelle (Vermosh) träumen ließ.

Ab ins Hinterarsching Albaniens - ins Vermoshtal
Ab ins Hinterarsching Albaniens - ins Vermoshtal
Eine Sehnsucht erfüllt sich; endlich!
Eine Sehnsucht erfüllt sich; endlich!
V E R M OS H ! ! ! Y E A H ! ! !
V E R M OS H ! ! ! Y E A H ! ! !

Nun endlich eine kurze Zusammenfassung der Wandervogel-Anekdote, von der ich schon gesprochen habe. Da war mal in jugoslawischen Zeiten, Ende der 80er Jahre, ein krasser Typ in Montenegro wandern. Sommers. Plötzlich drehten sich angeblich die Wetterverhältnisse um 180° und der Typ verfranste sich. Er verlor die Orientierung und hatte Bammel. Also gab er als Priorität "Abstieg" aus und landete im, so beschrieb er es, Mittelalter. Er erreichte auf dem letzten Loch pfeifend eine Siedlung und staunte nicht schlecht: es gab keinen Strom, keine wirklich als solche zu bezeichnende Straße und kein fließendes Wasser. Dafür allerdings ein paar Bauernhäuser mit hilfsbereiten und offensichtlich nach kapitalistischem Maßstab armen "Hinterwäldlern". Eben jene nahmen den Wandertypen auf und bescherten eben jenem ein paar angenehme Tage im Vermosh-Tal. Im wahrlich hinterarschingsten Tal Albaniens.

Nach ein paar Tagen (!) kamen dann die albanischen Grenzbeamten und nahmen den Wanderer mit nach Tirana. Nach allerlei bürokratischem Stress erreichte der (endcoole) Wanderer dann Ewigkeiten später wieder Deutschland und berichtete Jahre später über seinen saugeilen Stunt. Danke dafür! Den Bericht würde ich nur zu gern wieder lesen, den suche ich gefühlt alle paar Monate aber werde nicht fündig. Langer Rede kurzer Sinn: das hat mich halt einst angefixt, seitdem warte ich auf eine persönliche Inaugenscheinnahme von Vermosh. Zack, da bin ich nun.

Vermosh - Zentrum des dem nicht besonders pittoresken Tal seinen Namen gebenden Haupt-Kaffs
Vermosh - Zentrum des dem nicht besonders pittoresken Tal seinen Namen gebenden Haupt-Kaffs

So richtig begeistern kann mich das alles nicht, abgesehen von der Lage und der im Hinterkopf umherwabernden Erinnerung an die coole damals im Internet gefundene Story. Landschaftlich sollen wie vorab schon erwähnt übrigens sowohl das Theth- als auch das Valbona-Tal wesentlich schöner sein. Letztgenannte Täler allerdings sind halt Sackgassen-Täler, das muss man als Besucher wissen und berücksichtigen.

Unterwegs im Vermosh-Tal, Albanien
Unterwegs im Vermosh-Tal, Albanien
Unterwegs im Vermosh-Tal, Albanien
Unterwegs im Vermosh-Tal, Albanien

Selbst hier im nordwestlichsten Zipfel Albaniens ist die Zeit selbstredend nicht stehen geblieben. Es hat schon jetzt Anfang der Saison so einige Touris, die die recht neue Gebirgsstraße so wie ich ich zweifelsfrei als echten Leckerbissen, zumal diese nicht mehr in eine Sackgasse sondern ein paar Kilometer weiter rüber nach Montenegro führt, einschätzen.

Das Tal von Vermosh ist rein von der Lage her krass, keine Frage. Dennoch bleibe ich nicht über Nacht vor Ort sondern fahre schonmal rüber gen Plav (Montenegro). Die Wetteraussichten sind mies, es ist von einem massiven Temperatursturz auszugehen. Mein Motto lautet nun: erstmal rüber nach Montenegro, eine Grenze weniger auf dem Weg nach Hause und alles insgesamt entspannt angehen.

Grenzübergang nach Montenegro (aus Albanien kommend)
Grenzübergang nach Montenegro (aus Albanien, aus dem Vermoshtal kommend)

Der Grenzübertritt dauert wenige Minuten und der montenegrinische Typ ist nicht nur freundlich, sondern auch informativ. Er findet meine Idee, ins Grebaje-Tal zu fahren und dort zu übernachten mega gut und hat sogar Wandervorschläge parat. Sofern das Wetter mitspielt - für die kommende Nacht wird ein heftiger Temperatursturz erwartet. Wie auch immer, ich fahre nun also erstmal rein ins Tal und erfreue mich während des T6-Ritts an der wunderschönen, alpinen Landschaft.

Grebaje-Tal, Montenegro
Grebaje-Tal, Montenegro

Viel los ist hier nicht. Ich habe gefühlt das ganze Tal für mich alleine. Leider wird es zum Ende hin immer schwieriger mit den Straßenverhältnissen, es liegt in den immer höheren Lagen immer mehr und zuletzt massenhaft Schneematsch herum. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu wenden. Wenn es über Nacht schneien sollte, bekomme ich am Ende der Sackgasse, auf dem sommers sicher formidablen Platz vermutlich großen Stress. Ich fahre also leicht knurrend wieder zurück und halte Ausschau nach einem möglichst schneesicheren (im Sinne von morgen Früh wieder wegkommen, auch nach nächtlichem Schneefall) Übernachtungsplatz.

Einen solchen entdecke ich dann auch tatsächlich am rechten Fahrbahnrand und richte mich ein.

Möglichst schneesicherer Übernachtungsplatz am Fahrbahnrand
Möglichst "schneesicherer" Übernachtungsplatz am Fahrbahnrand

Schnellstmöglich richte ich mich ein. Nach wenigen Minuten sitze ich bereits auf dem Klappstuhl, mit Tb im Schoß und sichtlicher Erleichterung darüber, einen Pennplatz vor der Abenddämmerung gefunden zu haben.

Relaxen auf dem Klappstuhl, mit Tb im Schoß und sichtlicher Erleichterung darüber, einen Pennplatz vor der Abenddämmerung gefunden zu haben
Relaxen auf dem Klappstuhl, mit Tb im Schoß und sichtlicher Erleichterung darüber, einen Pennplatz vor der Abenddämmerung gefunden zu haben

Ein- zwei Stunden bleiben mir noch im Freien, ehe es dunkel wird. In diesem Zeitraum kommen insgesamt zwei KFZ vorbei. Und ein E-Rolli, dessen Fahrer (ein älterer, freundlich grüßender und winkender Typ) mich irgendwie an den alten Rollstuhl-Opa-Typen mit der Bahn-Kelle im Flodders-Film (w) erinnert.

Wirklich schöner, entspannender Pennplatz am Straßenrand im Grebaje-Tal, Montenegro
Wirklich schöner, entspannender Pennplatz am Straßenrand im Grebaje-Tal, Montenegro

Sobald es dunkel ist verziehe ich mich ins Businnere und werfe erstmals seit paar Monaten die Standheizung an. Ich ziehe mir eine der mir wohlschmeckendsten Netflixkonserven überhaupt rein und frage mich beim Driften ins Reich der Träume, wie oft ich nun eigentlich mittlerweile schon "Brügge sehen und sterben" (w) gesehen haben mag. Der Film (Trailer) schmeckt mir, so wie die ZIDZ-Trilogie und auch der Fikkefuchs immer wieder aufs Neue.

Tag 7: Grebaje-Tal - Rožaje - Novi Pazar - Belgrad - Szeged - Donauknie

Nachts träume ich außer von der Stadt Brügge (BH und ich haben dort tatsächlich mal eine Bootsfahrt mitgenommen - hat sich gelohnt!) irgendwelche wirren wie irren Wintermärchen und registriere dann kurz nach Mitternacht, beim Schiffen, die rieselnde weiße Pracht. Mist. Ich hasse, so wie Biff, Mist!

Über Nacht schneit und windet es phasenweise euphemistisch ausgedrückt ordentlich, doch bringt mich das nicht aus der Ruhe. Ich habe alles dabei, um notfalls noch ein paar Tage an Ort und Stelle ausharren zu können und bin für ein mieses Szenario gewappmet. "So weit muss es ja gar nicht kommen, wenn ich den den T6 wieder zurück auf die schmale aber asphaltierte Straße bekomme" denke ich bei Sonnenaufgang und knacke noch ein bischen weiter..

Morgens früh im über Nacht mit der weißen Scheiße beschenkten "Grebaje-Tal", Montenegro (bei Plav in der Nähe)
Morgens früh im über Nacht mit der weißen Scheiße beschenkten "Grebaje-Tal", Montenegro (bei Plav in der Nähe)

Während des spartanischen Frühstücks stelle ich fest, dass ich kein Ladekabel fürs Smartphone am Start habe. Mist. Zudem nimmt der Schneefall zu. Noch komme ich locker von hier weg auf die Hauptstraßen aber wie es in ein paar Stunden ausschaut erscheint mir gelinde ausgedrückt fraglich. Kurzum: ich packe nur rasch den Kram zusammen und mache zügig los. Boah ey, so ein mieses Wetter hatte ich Ende April selbst hier echt nicht mehr erwartet.

Unterwegs in den Bergen Montenegros
Unterwegs in den Bergen Montenegros
Unterwegs in den Bergen Montenegros
Unterwegs in den Bergen Montenegros

Zunächst komme ich unerwartet gut voran. Kurz hinter Rožaje allerdings ändert sich mein Blatt, denn die Straße Richtung Novi Pazar ist komplett dicht - gesperrt. Wegen Bauarbeiten und dem Wetter. Ich soll mich, so der in seiner Jobfunktion echt bemitleidenswerte Typ der Sicherheitsfirna, der dafür da ist, ankommenden Leuten die ungeile Kunde mitzuteilen, auf 2-3 Stunden Wartezeit und eine dann im Anschluss wirklich selbst für lokale Verhältnisse "üble" Piste einstellen. Na besten Dank, da freue ich mich doch gleich mal wieder mega. Und resigniere. Und mache wenig später zum Glück aus der Not eine Tugend. Als erstes bereite ich mir zunächst endlich mal ein Frühstück sowei zwei Heißgetränke zu.

Kurz hinter Rožaje gönne ich mir gleich als erstes mal ein leichtes Frühstück
Kurz hinter Rožaje gönne ich mir gleich als erstes mal ein leichtes Frühstück

Nach dem Frühstück lese ich und beobachte hin und wieder das Szenario um mich herum. Aufgrund der im niedrigen einstelligen Celsiusbereich anzusiedelnden Temperaturen mache ich es mir mir mit laufender Standheizung und einem wirklich unterhaltsamen, guten Schmöker auf der Rückbank des T6 bequem und hoffe, bald weiterfahren zu können.

Gestern Abend habe ich mir einen echten Top-Film-Klassiker reingepfiffen und nun, während der miesen Wartezeit, ziehe ich mir einen wahren Top-Literatur-Klassiker aus der Feder des Herrn Besold rein
Gestern Abend habe ich mir einen echten Top-Film-Klassiker reingepfiffen und nun, während der miesen Wartezeit, ziehe ich mir einen wahren Top-Literatur-Klassiker aus der Feder des Herrn Besold rein (wo bleibt eigentlich der zweite Teil?!?)

Der Wunsch wird nach knapp drei Stunden endlich erhört. Der Trupp setzt sich in Bewegung.

Unterwegs auf der derzeit baustellenbedingt nur unter massiven Beeinträchtigungen befahrbaren E65 gen Serbien bzw. Novi Pazar
Unterwegs auf der derzeit baustellenbedingt nur unter massiven Beeinträchtigungen befahrbaren E65 gen Serbien bzw. Novi Pazar
Die Straße hätte auch komplett wetterbedingt gesperrt sein können, insofern habe ich noch Glück im Unglück...
Die Straße hätte auch komplett wetterbedingt gesperrt sein können, insofern habe ich noch Glück im Unglück...

Bis zur serbischen Grenze zieht es sich hin. Ich ignoriere die eine oder andere verkehrsleitende Lichtspieleinrichtung und bete hier und dort schlichtweg dafür, dass sich der T6 nicht festfährt. Läuft alles soweit ganz gut und zack, schon erreiche ich den Grenzübergang. Die Ausreise aus Montenegro dauert zwei, die Einreise nach Serbien drei Minuten.



Grenze zu Serbien

Die wie in diesen Ländern so unfassbar oft mega ansehnliche wie forsche (in diesem Fal serbische) Grenzbeamtin findet mich etwas seltsam, so mein Eindruck. Ich finde es gelinde gesagt seltsam, dass Grenzbeamtinnen dieser Erscheinung überhaupt und tatsächlich am Grenzposten Montenegro-Serbien herumlungern. Hammer! Die serbischen Grenz-Wächterinnen sollten mal einen frivolen Kalender auf den Markt bringen. Habe ich das gerade bloß fehlerfrei niedergetippt oder schlimmstenfalls laut gedacht?

Registerwechsel.

Moment, kurz zurück zur Grenzbeamtin: ich vermute sie spielt mit dem Gedanken, mich so wie einst der HR-Zöllner bei meiner Einreise aus der Republika Sprska 2016 im damals zugegebenermaßen wirklich hart abgerockten Benz komplett auseinanderzunehmen und zu durchsuchen doch kommt es nicht dazu. Sie entscheidet sich nach einigen ihr plausibel erscheinenden Antworten auf gekonnt gestellte Fragen sichtlich amüsiert und (innerlich, versteht sich) lachend um. Ich darf komplett unkontrolliert (abgesehen von meinen Papieren und jenen des sich für Grenzbeamte in dieser Region wieder einmal völlig überraschend als WoMo enpuppendem Fahrzeugs) die Grenze passieren und in Serbien einreisen. Sauber, nun läuft es anscheinend endlich wieder bei mir.

Die Route wird besser. Ich erreiche Novi Pazar. Und muss durch einen die ganze Stadt durchziehenden, mich hardcore ankotzenden, abgefuckten wie elenden Drecks-Stau.

In der Nähe von Novi Pazar
In der Nähe von Novi Pazar
Elender Stau in Novi Pazar
Elender Stau in Novi Pazar

Genau jetzt begehe ich einen großen Fehler: es wäre nun durchaus schon an der Zeit, nach den Strapazen des Tages einfach ein ansprechendes Hotel (gern mit SPA) zu nehmen und zum einen abzuschalten und zum anderen mal die Stadt selbst anzuschauen und einfach einen schönen Tag zu haben. Nebenbei könnte ich ein Smartphoneladekabel kaufen und es mir gut gehen lassen. Graue Theorie, auf diese Idee komme ich nicht, ich Esel. Ich fluche über den elenden Stau und schrubbe alles andere als entspannt Kilometer um Kilometer gen Belgrad weg.

Unterwegs gen Belgrad
Unterwegs gen Belgrad

Letzten Endes ballere ich sogar an Belgrad und Novi Sad vorbei bis zur Grenze bei Szeged. Das Wetter ist seit Belgrad bestens für hirnrissige Möchtegernfernfahrer wie mich und so entscheide ich mich dafür, heute noch bis nach Hause durchzubrettern. Welch hohle, nicht nur rückblickend bewertet dämlich aktionistische Aktion von mir.


An der Grenze zu Ungarn (Autobahnübergang bei Szeged) dauert es mal wieder

In Szeged könnte ich eine Zwischenübernachtung einlegen, ich kenne hier mehrere gute Pennplätze aber was mache ich? Richtig. Ich ballere weiter gen Heimat.

Endspurt zwischen Szeged und Budapest
Endspurt zwischen Szeged und Budapest

Kurz vor Budapest sucht mich der "tote Punkt" heim. Beinahe haue ich mich irgendwo freiwillig für eine Mütze voll Schlaf auf irgendeinen Acker, nur mehr um die 50 Km vom Zuhause entfernt.

Eine Dosencola katapultiert mich allerdings wieder rasch und zudem erstaunlich weit nach vorne und so ziehe ich dann auch noch (nun Dank des Cola-Effekts wieder routiniert) den Rest der Strecke weg. War ein zäher Ritt, letzten Endes allerdings erreiche ich wohlauf Tahi und freue mich darüber, dass final dann doch noch alles einigermaßen hingehauen hat und ich am Tagesende bin, wo ich bin.

Dir, werter Leser dieser Zeilen, vielen Dank für dein offenkundiges Interesse an diesem Trip-Report.

Bis neulich!