Vilnius Kurztrip, Ende April 2015
Tag1 - Tag2/3

Was habe ich mir nicht alles reinziehen müssen an Beleidigungen, Unterstellungen und teils wüsten Beschimpfungen nach meinem ersten Trip-Report über den nun schon viele Jahre zurückliegenden Besuch in Litauen. Direkt an mich selbst adressierte Kritik, üble Einträge und Verlinkungen in Foren und einschlägigen Reiseportalen, von allem war anständig was dabei. Zu einer Textmodifikation hinreißen lassen habe ich mich nicht. Ich habe den Kram einfach aus dem Netz genommen, weil ich schlicht und ergreifend keinen Bock mehr auf den Mist hatte. Ich muss jedoch gestehen, dass ich mich daraufhin gefragt habe, ob der Veriss meinerseits bezüglich der allseits so hochgelobten Stadt Vilnius nicht eventuell doch ein klitzekleines Bischen in kausalem Zusammenhang mit dem zur Reisezeit räudigen Wetter gelegen haben könnte. Ist ja möglich. Und so loggte ich etliche Jahre später erneut Litauen, im Speziellen die Hauptstadt des Landes namens Vilnius, ein. Ich lasse mich ja gern eines Besseren belehren. Sachlich, durch Fakten und konstruktiv. Und erstrecht durch eigene Erfahrungen und Erlebnisse.

Zweimal ÜF am Stadtrand, Flüge mit Ryanair und ein Pauschalreisepreis, der den Buchungsfinger nach Gutscheineinsatz nach nur wenigen Minuten des Bedenkens zucken ließ. Mal sehen, wie mir Vilnius diesmal mundet. Eins noch vorab: nach dem Oldschool-Osttrip mal wieder ein weniger textlastiger Bericht; eher so`ne Art kurz beschriebener Bilderreigen in chronologischer Reihenfolge. Wie auch immer. Los geht´s.

Tag1:

Aufgrund der frühen Abflugszeit muss ich mit dem eigenen PKW anreisen, den ich kostenneutral parke. Einen Hinweis auf den Stellplatz verrate ich hier nicht. Erstens kann ich die genervten Anwohner (aber bitte dennoch keine Selbstjustiz in Form von Vandalismus gegen unschuldige KFZ, liebe Leute... ) verstehen und zweitens soll das Ganze eine Art Geheimtipp bleiben, da ich auch nächstes Mal wieder einen freien Platz vorfinden möchte.

Zu Fuß unterwegs, morgens in Bremer Flughafennähe
Zu Fuß unterwegs, morgens in Bremer Flughafennähe
Seit vielen Jahren ein stets herzlichst begrüßtes Plätzchen in der Nähe des Bremer Flughafens, an dem ich immer wieder Backflashs bezüglich vergangener FR-Trips bekomme
Seit vielen Jahren ein stets herzlichst begrüßtes Plätzchen in der Nähe des Bremer Flughafens, an dem ich immer wieder Backflashs bezüglich vergangener FR-Trips bekomme

Auf vertrauten Wegen erreiche ich innerhalb von knapp 20 Gehminuten das Ryanair-Terminal und stelle wieder einmal fest, wie trefflich Goethe doch über die Flüchtigkeit der Zeit sinnierte. Kaum zählbar, wieviele teils bizarre, teils wunderschöne und teils selten schlechte Trips von BRE aus ihren Anfang und/oder ihr Ende nahmen.

Ryanair-Terminal
Ryanair-Terminal

Vor der ersten Bordkarten- bzw. der Sicherheitskontrolle ist mal wieder massiv Betrieb. Mehrere FR-Jets verlassen quasi simultan den Bremer Flughafen. Letzten Endes kommen alle mit, so wie ich es beobachten kann. Kurioserweise könnte ich heute Gepäck aufgeben, da dies im Rahmen der gebuchten Pauschalreise inkludiert ist. Aber hey, bei zwei Übernachtungen brauche ich diesen Luxus nun wirklich nicht. Im Laufe der Jahre haben sich Billigflieger wie ich antrainiert, alles ins Handgepäckstück hineingequetscht zu bekommen - egal wie lange der Trip dauert. Mein Rekord waren mal fast zwei Wochen, nur mit dem Inhalt der neuen Hüpferlitasche. Richtig, das war der unvergessene, einmalige und wohl leider nicht wiederholbare MEGATRIP im Januar 2013. Na ja, alles hat seine Zeit. Und die solcher Aktionen ist vorbei.

Herumstehen, Warten und "Gestresst-auf-die-Uhr-starren": daran führt heute kein Weg vorbei, auch für mich nicht
Herumstehen, Warten und "Gestresst-auf-die-Uhr-starren": daran führt heute kein Weg vorbei, auch für mich nicht
Ein Jet meiner mir liebsten Airline auf dem Bremer Flughafen, bereit für den Hüpfer nach Vilnius, Ende April 2015
Ein Jet meiner mir liebsten Airline auf dem Bremer Flughafen, bereit für den Hüpfer nach Vilnius, Ende April 2015

Die 3G, ein Expressbus der Öffis in Vilnius, bringt mich Richtung Unterkunft. Der Fahrer versteht meinen auf slawischem Kauderwelsch vorgetragenen Wunsch, ein 72h-Ticket zu erwerben, muss aber passen. Er hat nur Einzelfahrscheine am Start. Wer ein paar Worte polnisch (oder halt russisch) drauf hat, wird überall bei Vetretern jeglicher Generation gut verstanden werden. Ich nehme an dieser Stelle vorweg, dass ich während des weiteren Verlaufs in sämtlichen Situationen mit meinen äußerst rudimentären Polnischkenntnissen bestens kommunizieren kann. Noch immer sind in Vilnius viele Polnischstämmige Einwohner anzutreffen. Russischstämmige sowieso, klar. Die Geschichte (w) der Stadt ist bewegt und interessant.

Jüngere Locals sind natürlich ebenfalls des Englischen mächtig. Kurzum: litauisch ist sicher keine einfache Sprache. Mir persönlich fällt es extrem schwer, Straßennamen und einzelne Vokabeln zu behalten. Anderen Besuchern dürfte es ähnlich ergehen. Und dieser Personenkreis braucht sich keine Sorgen machen, man kommt hier mit einigermaßen kommunikativem Geschick wie überall sonst auf der Welt auch locker klar.

Nach wenigen Fahrminuten muss ich umsteigen und bin bedient. Vom miesen Dreckswetter.

Der nächste Bus Richtung Stadtrand, wo sich das Hotel Green Vilnius befindet, läst auf sich warten und so...
Der nächste Bus Richtung Stadtrand, wo sich das Hotel Green Vilnius befindet, läst auf sich warten und so...
... sehe ich eines der Wohn-Silos, welches genau so mies aussieht wie ich etliche seiner Kollegen vor Ort in Erinnerung hatte
... sehe ich eines der Wohn-Silos, welches genau so mies aussieht wie ich etliche seiner Kollegen vor Ort in Erinnerung hatte (und ja, auch heute wäre mir nicht nach Sambatanzen zumute, wenn ich in so einem Teil leben müsste)!

Nach halbstündigem Busritt erreiche ich das Hotel.

Die Bude im Greenhotel Vilnius (map) ist bezugsfertig, fein. Zimmercheck: erinnert volle Kanne an die Bude im Ibis Budget Warschau und ist sauber, spartanisch-zweckmäßig eingerichtet. Im TV mehrere deutschsprachige Sender, gute Sicht aus dem Fenster und kostenfrei nutzbares, brauchbares Wlan - passt!

Zimmer im Green Hotel Vilnius
Zimmer im Green Hotel Vilnius
Badezimmer im Green Hotel Vilnius (die lütte Wasserbuddel kommt natürlich wieder mit nach Hause, denn wer die 25,- Eurocent nicht ehrt, ist... )
Badezimmer im Green Hotel Vilnius (die lütte Wasserbuddel kommt natürlich wieder mit nach Hause, denn wer die 25,- Eurocent nicht ehrt, ist... )

Lange versacken will ich nicht, denn augenblicklich ist es ausnahmsweise mal trocken. Gemäß Vorhersage(n) und Regenradar wird sich das am Nachmittag radikal ändern. Mit optimierter Neuer Hüpferlitasche latsche ich also wenige Minuten später wieder los und fahre mit dem ersten Bus, den ich erwische, grob Richtung Zentrum.

Haltestelle Piliakalnio, Vilnius (50m vom Hotel Green, aber leider relativ selten bedient)
Haltestelle Piliakalnio, Vilnius (50m vom Hotel Green, aber leider relativ selten bedient)

Details der diversen Umstiegsvorgänge erspare ich euch. Dreimal wechsle ich den Bus, komme einigermaßen rum in der Stadt und muss sagen, dass die Umgebung der Altstadt ziemlich trostlos und rott auschaut. Auch Ende April. Nach einer Stunde stehe ich dann vor der Grenze der Republik Uzupis und starte meinen großen, angesichts der Regenbedrohung leicht gehetzten Spaziergang.

Uzupis
Uzupis (w) map

Von Uzupis aus abgelichtet: Kathedrale der Himmelfahrt der Gottesmutter (w); unten die Vilnia
An der rechten Straßenecke ist der Supermarkt von Uzupis
An der rechten Straßenecke ist der Supermarkt von Uzupis (IKI Express)

Nach wenigen Schritten durch Uzupis sehe ich einen Supermarkt und decke mich mit leichtem Proviant ein. Darüber hinaus stelle ich fest, dass eine echte Köstlichkeit deutscher Braukunst den Weg ins Regal gefunden hat und kann mir das Schmunzeln nicht verkneifen. Zwei junge, das Bierangebot studierende Typen bekommen das mit. Sie schauen sich und dann mich an. Beratschlagen kurz, packen das andere Produkt zurück und greifen, nachdem ich das Foto (s.u.) gemacht habe, sehr beherzt bei den Adelskronen zu. Muss ja was sehr tolles sein, wenn der Touri Fotos davon macht... .

Der Name dieses erlesenen Kennerbieres ist auch in Vilnius ein Begriff, denn Top-Qualität setzt sich nunmal anscheinend überall durch...
Der Name dieses erlesenen Kennerbieres verpflichtet zu allerhöchster Güte und ist auch in Vilnius ein Begriff - echte Top-Qualität setzt sich anscheinend überall durch...

An der Kasse und auch beim Sicherheitsmann, der einen Blick in meine Neue Hüpferlitasche werfen will, komme ich übrigens mit meinen paar Brocken polnisch/tschechisch bestens klar. Weiter geht es durch Uzupis, tendenziell Richtung Vilnia.

Wahrzeichen: der Engel von Uzupis (Uzupio Angelas)
Wahrzeichen seit 2002: der Engel von Uzupis (Uzupio Angelas)
Unterwegs in Uzupis
Unterwegs in Uzupis
Unterwegs in Uzupis: Hinterhof
Unterwegs in Uzupis: Hinterhof

Nach ein paar Metern durch das bebaute Uzupis zieht es mich an die Vilnia und weiter zu den Drei Kreuzen. Zack, da biegt er schon ab, der Jono Meko Skersvejis genannte Pfad der mich an den Fluß und ins liebreizende Waldgebiet Tibeto Skveras führt.


Unterwegs in Uzupis: Weg hinunter an die Vilnia

Der Jono Meko Skersvejis gefällt mir außerordentlich gut. Hier und da recht interessante Wandmalereien und insgesamt cooler Style ganz nach meinem Geschmack.

Unterwegs in Uzupis: Weg hinunter an die Vilnia
Unterwegs in Uzupis: Weg (Jono Meko Skersvejis heißt der Pfad übrigens... ) hinunter an die Vilnia

Unterwegs in Uzupis: Weg hinunter an die Vilnia

Unten am Fluss setze ich mich kurz. Atme tief durch, lasse den Blick über die Umgebung schweifen und genieße das Plätschern und Gurgeln der Vilnia. Das hier wäre ein schöner Asselplatz. Habe aber noch einiges vor. Zum Beispiel den Aufstieg zum Monument und Aussichtspunkt in Union, zu den Drei Kreuzen. Darüber hinaus zieht sich der Himmel langsam aber sicher noch dichter zu als ohnehin schon die ganze Zeit. Weiter geht´s.

Uzupis, an der Vilnia (am gegenüberliegenden Ufer ist Vilnius bzw. Litauen)
Tibeto Skveras, Uzupis, an der Vilnia (am gegenüberliegenden Ufer ist Vilnius bzw. Litauen)

Ich folge dem Flusslauf Richtung Mündung (in die Neris) und sehe rechter Hand die steile Holztreppe, die mich hinauf zu den Drei Kreuzen führt. Das wird schweißtreibend, besonders bei dem schwülen Treibhauswetter. Treibhauswetter? Ja, der Himmel ist zwar nahezu lückenlos bedeckt, aber warm ist es trotzdem. Tja, Wärme plus Luftfeuchtigkeit plus eine ganze Menge Treppen hochklettern mit Neuer Hüpferlitasche auf dem Rücken hat es durchaus in sich.

Da geht´s hinauf zu den Drei Kreuzen, Vilnius
Da geht´s hinauf zu den Drei Kreuzen, Vilnius
Treppe hinauf zu den Drei Kreuzen, Vilnius: Blick hinab
Treppe hinauf zu den Drei Kreuzen, Vilnius: Blick hinab

Nass erspähe ich endlich das Monument.

Drei Kreuze, Vilnius
Drei Kreuze, Vilnius
Das Areal hier oben ist videoüberwacht, sichert aus guten Gründen (Wandmalereien würden das weiße Monument selbst meiner Meinung nach verunstalten und wer weiß, was für Gelage und Abziehereien hier oben sonst stattfinden würden)
Das Areal hier oben ist videoüberwacht, sicherlich aus guten Gründen (Wandmalereien würden das weiße Monument selbst meiner Meinung nach verunstalten und wer weiß, was für Gelage und Abziehereien hier oben sonst stattfinden würden)Drei Kreuze aka Trys kryžiai (w; map)
Drei Kreuze aka Trys kryžiai (w; map)

Die Antrengungen haben sich gelohnt, dieser Ort ist der Knaller. Wunderschöner Panoramablick über Vilnius, dafür aber leider keine Sitzgelegenheiten unmittelbar am Monument. Lediglich eine Holzbank ein paar Meter schräg unterhalb/daneben. Auf jeden Fall ein abgesehen vom mitunter bestimmt hohen PSF toller Platz zum Herumhängen, Seitenfüllen und Gedankenkreisenlassen.

Drei Kreuze aka Trys kryžiai
Drei Kreuze aka Trys kryžiai
Blick vom Hügel der Drei Kreuze aka Trys kryžiai auf Vilnius
Blick vom Hügel der Drei Kreuze aka Trys kryžiai auf Vilnius
Hügel der Drei Kreuze aka Trys kryžiai, u.a. die bereits erwähnte, durchaus für eine gepflegte Asselei geeignete Asselbank mit tollen Stadtblick
Hügel der Drei Kreuze aka Trys kryžiai, u.a. die bereits erwähnte, durchaus für eine gepflegte Asselei geeignete Asselbank mit tollen Stadtblick

Der Abstieg Richtung Neris ist schön. Das Frühlingsgrün begeistert mich. Erneut atme ich tief durch und sehe mich satt.

Talwärts Richtung Neris
Talwärts Richtung Neris
Zurück in der (bebauten) Stadt Vilnius
Zurück in der (bebauten) Stadt Vilnius
An der ersten mich anlachenden Mauer prangt eine Reviermarkierung des Fußballklubs namens VMFD Žalgiris Vilnius (w)
An der ersten mich anlachenden Mauer prangt eine Reviermarkierung des Fußballklubs namens VMFD Žalgiris Vilnius (w)

Mich zieht es an die Mündung der Vilnia in die Neris. Eine längere Rast an Ort und Stelle kommt nicht in Frage, auch wenn das Ambiente stimmt.

Mündung der Vilnia in die Neris, Vilnius
Mündung der Vilnia in die Neris, Vilnius
Blick über die Neris stadteinwärts: die Brücke wird mir auf der linken Uferseite in circa einer Stunde Schutz vor dem Dauerregen bieten und mein heutiger Asselplatz sein
Blick über die Neris stadteinwärts: die Brücke wird mir auf der linken Uferseite in circa einer Stunde Schutz vor dem Dauerregen bieten und mein heutiger Asselplatz sein
Nahe der Mündung der Vilnia in die Neris, Vilnius
An der Neris (w)
Vilnia, wenige Meter vor der Mündung in die Neris
Vilnia (w), wenige Meter vor der Mündung in die Neris
Für schmerzbefreite Hangarounds: regengeschützter Asselplatz nahe der Mündung der Vilnia in die Neris, Vilnius
Für schmerzbefreite Hangarounds: regengeschützter Asselplatz nahe der Mündung der Vilnia in die Neris, Vilnius

Ganz in der Nähe der Flussvereinigung befindet sich die Gediminas-Festung. Diese ist bis auf den Turm (dieser kostet m.E. unangemessen viel Kohle extra) gratis zu besichtigen und bietet vom Hügel aus schöne Ausblicke über Vilnius, die jedoch keineswegs vergleichbar mit jenen von den Drei Kreuzen aus sind. Der Besuch ist dennoch unverzichtbarer Bestandteil des Pflichtprogramms. Also rauf (runter auch) da. Mit der Standseilbahn.

Lift hinauf zum Gediminas-Turm
Lift hinauf zum Gediminas-Turm (w)
Blick von der Gediminas Festung auf die Neris und das Geschäfstzentrum von Vilnius
Blick von der Gediminas Festung auf die Neris und das Geschäftszentrum von Vilnius
Festung Gediminas, Vilnius
Festung Gediminas, Vilnius

Festung Gediminas, Vilnius: Standseilbahn
Turm der Festung Gediminas, Vilnius (aufgrund der exorbitanten Zutritts-Entgelt-Forderungen verzichte ich auf das Erklimmen eben jenes)
Turm der Festung Gediminas, Vilnius (aufgrund der exorbitanten Zutritts-Entgelt-Forderungen verzichte ich auf das Erklimmen eben jenes)
Da sind sie, die Drei Kreuze; von dort aus hatte ich einen nicht zu überbietenden Aussichtspunkt, weshalb bei meiner Absage an ein entgeltpflichtiges Besteigen des Gediminas-Turms keineswegs von unangebrachter Sparsamkeit aka Geiz die Rede sein kann...
Da sind sie, die Drei Kreuze; von dort aus hatte ich einen nicht zu überbietenden Aussichtspunkt, weshalb bei meiner Absage an ein entgeltpflichtiges Besteigen des Gediminas-Turms keineswegs von unangebrachter Sparsamkeit aka Geiz die Rede sein kann...Bergstation der Standseilbahn (anderenfalls gäbe die Bude eine perfekte Party-Bude, ein astreines Loft nach meinem Geschmack ab...
Bergstation der Standseilbahn (anderenfalls gäbe die Bude eine perfekte Party-Bude, ein astreines Loft voll und ganz nach meinem Geschmack ab...

Es beginnt zu nieseln.Mist. Ich hasse Mist. Runter, ab zur Sankt Stanislaus Kathedrale und dort ggf unterstellen.

Litauisches Nationalmuseum
Litauisches Nationalmuseum (w) - keine Zeit
Kathedrale Sankt Stanislaus, definitiv eines der Wahrzeichen und Postkartenmotive von Vilnius
Kathedrale Sankt Stanislaus, definitiv eines der Wahrzeichen und Postkartenmotive von Vilnius

Kaum habe ich die Kathedrale besucht, fängt es an zu pieseln. Zu regnen. Es regnet sich ein. Mist. Verdammt. Zuflucht finde ich unter der Mindaugo Brücke. Unter der ich es mir so gut wie möglich bequem mache und mit Blick auf den Gediminas Turm Wurzeln schlage.

Unter der Mindaugo Tiltas, der Mindaugo Brücke (w, map)
Unter der Mindaugo Tiltas, der Mindaugo Brücke (w, map)
Assel-Lager unter der Midaugo-Brücke, Vilnius
Assel-Lager unter der Mindaugo-Brücke, Vilnius

Deprimierende Endzeit-Assel-Atmosphäre. Um mich herum regnet es, gottlob nur sprichwörtlich, Katzen und Hunde. Ich sitze gebückt unter einer Brücke in Vilnius und benehme mich wie der letzte Asi. Nach nur anderthalb Stunden ziehe ich weiter. Gehe hinüber aufs andere Ufer, setze mich einigermaßen überlegt in einen Oberleitungsbus und steige um in einen normalen.


In einem Außenbezirk (auf der Strecke gen Hotel Green) verlasse ich das Vehikel und beehre eine der wenigen Kaschemmen, stilecht in einem Plattenbauviertel.

In diesem Bau befindet sich die Asi-Platten-Kniep (gleich links unten)
In diesem Bau befindet sich die Asi-Platten-Kniep (gleich links unten)
Unterwegs in den Platten von Vilnius, April 2015
Unterwegs in den Platten von Vilnius, April 2015

In Vilnius gibt es viele Cafés, viele Restaurants. Asige Kneipen jedoch kaum. Phänomenal, wie auch in Polen. Tschechien ist halt ein Sonderfall. Umso erfreuter bemerke ich beim Rundgang durch die Platte, dass es ein Etablissement ohne Fenster gibt, in dem kein Sex sondern Alk angeboten wird. Miese Kaschemme aber egal, ein 0,5er Fassbier ist verlockend. Augen zu, Bedenken beiseite wischen und rein. Hey, Hangarounds, wieso starrt ihr mich nicht an? Wieso verstummen eure Gespräche nicht? Ganz klarer Fall: ich bin denen, so wie jeder andere fremde Asi auch, furzegal. Gezahlt wird pro Drink an der Theke, logisch. Die Kreditwürdigkeit so manches Gastes ist sicher limitiert bzw. zweifelhaft.

Egal. Rein.

Die Theken-Tante versteht mein slawisches Sammelsorium verschiedener Sprachen und kredenzt mir ein Fassbier lokalen Urspungs und Pilsener Stils im Halbliterglas - für unter 1,-€. Sauber. Fortas ist es und es schmeckt. Die Theken-Tante ist freundlich. Sie fürchtet um mein Augenlicht und schaltet eine Extra-Neon-Röhre ein, direkt über mir und dem Tb. Danke. Hier die Lage der sogenannten "Kavine" (Streetview ; exakte Position auf der map). Mit einem einigermaßen dicken Fell ein cooler Asselplatz (bei miesem Wetter - Open Air geht immer vor!).

In der Plattenkniep, Vilnius
In der Plattenkniep, Vilnius

Nach zwei Halben ziehe ich weiter, der Regen hat nachgelassen und ich brauche noch was zu mampfen. Nichts wie ab zum in der Nachbarschaft des Hotel Green Vilnius beheimateten Hipermarkts namens Prisma.

Ja, hier ist in den vergangenen Stunden eine Menge Niederschlag runtergekommen
Ja, hier ist in den vergangenen Stunden eine Menge Niederschlag runtergekommen

Bei dem Kackwetter fällt der für die Dämmerung fest eingeplante Besuch im/auf/wie auch immer Fernsehturm leider aus (map).

Egal, denn nach dem Großeinkauf im Prisma-Markt klart es auf. Für eine anständige finale Tb-Asselei reicht es definitiv noch. Fein.


Prisma am Stadtrand von Vilnius (map)
Mhhh - leckeres, darüber hinaus sogar landestypisches Essen von der Hypermarkt-Theke...
Mhhh - leckeres, darüber hinaus sogar landestypisches Essen von der Hypermarkt-Theke...

Gut gestärkt und mit ein zwei verschiedenen einheimischen Bierbudeln aus der Prisma-Kühltheke im Gepäck pflanze ich mich auf einen Betonpoller mit Blick auf das Hotel Green und die Plattenbauten. Höre Oldschool-Mucke, lasse meinen Gedanken freien Lauf und denke viel an die damaligen Polen- und Tschechienkurztrips mit Buzz. Irgendwie erinnert mich der Anblick extrem an jenen, den wir in Koszalin (2002) beim Vorglühen vorm Discobesuch hatten. Warum?

Keine Ahnung.

Tagesausklang auf einer Wiese am Stadtrand von Vilnius, zwischen dem Prisma Hypermarkt und meiner Unterkunft, dem Green Hotel
Stilvoller Tagesausklang, mit Mucke auf den Ohren, auf einer Wiese am Stadtrand von Vilnius, zwischen dem Prisma Hypermarkt und meiner Unterkunft, dem Green Hotel

Zurück in der Bude das übliche Programm: duschen, TV und ab ins Dreamland.

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