Krasser Trip, Juni 2017
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Tag 8: Alicante

Die exorbitanten Forderungen seitens der spanischen Bahn sind dafür verantwortlich, dass ich heute einigermaßen ausschlafen kann. Es gibt einen direkten AVE nach Alicante aber den kann oder will ich mir einfach nicht leisten. Fünfzig Tacken für einen Bahnritt? Der Flug von Craiova nach Valencia hat knapp zwanzig gekostet. Geht´s noch? Wie auch immer, ich habe eine Verbindung über Albacete gebucht, die "nur" 30,- € verschlingt. Ein Frühstück gibt es nicht abzugreifen und so stehe ich zeitig und zugleich ausgeschlafen an der Hauptstraße und warte auf den Bus zum Bahnhof "Fernando Zobel".

Warten auf den Bus, es gibt schöneres im Leben
Warten auf den Bus, es gibt schöneres im Leben

Eine Abfahrtstafel wäre schön. Wunschdenken. Lediglich die Abfahrtzeit von der Endstation in der Oberstadt ist mir bekannt, den Rest habe ich berechnet. Anscheinend habe ich mich verrechnet.

Warten auf den Bus, es gibt schöneres im Leben
Warten auf den Bus, es gibt schöneres im Leben
Warten auf den Bus, es gibt schöneres im Leben
Warten auf den Bus, es gibt schöneres im Leben

Ein Taxi kommt nicht in Frage und so warte ich, final ansatzweise meditativ, bis der Bus endlich kommt und mich zum AVE-Bahnhof bringt.

AVE-Bahnhof Fernando Zobel, Cuenca
AVE-Bahnhof Fernando Zobel, Cuenca
AVE-Bahnhof Fernando Zobel, Cuenca: wehmütiger Blick zurück zur Stadt
AVE-Bahnhof Fernando Zobel, Cuenca: wehmütiger Blick zurück zur Stadt

Zu gern würde ich einfach an Bord des mich nun nach Albacete bringenden AVEs bleiben, der direkt weiter nach Alicante heizen wird. Eine entsprechende Umgestaltung des Tickets wäre allerdings viel zu teuer. Interessant übrigens, dass im Reisezentrum des Bahnhofs niemand fremdsprachliche Kenntnisse besitzt. Jedenfalls nicht während meines Beuschs. Ganz im Gegenteil, die Leute sind regelrecht aggro weil ich kaum spanisch beherrsche. Seltsam, so kenne ich die spanische Mentalität bislang kaum. Egal. Ab durch die Sicherheitskontrolle, ran ans Gleis und rein in den Zug nach Albacete lautet nun meine Devise.

AVE-Bahnhof Cuenca (Fernando Zobel), warten auf den Zug nach Alicante, den ich leider in Albacete wieder verlassen werden muss
AVE-Bahnhof Cuenca (Fernando Zobel), warten auf den Zug nach Alicante, den ich leider in Albacete wieder verlassen werden muss

Ratz-fatz erreiche ich Albacete und steige um in den IR nach Alicante.

Bahnhof von Albacete
Bahnhof von Albacete

Auch für den Streckenabschnitt zwischen Albacete und Alicante verfüge ich über einen automatisch zugewiesenen Sitzplatz. Den ich jedoch nicht einnehme, da es mir zu doof ist, dicht an dicht mit all den anderen Reisenden im proppevollen Waggon zu sitzen während der Rest des Zugs leer ist. Hugh! In Alicante angekommen stelle ich fest, dass es fast so heiß wie gestern in Cuenca ist und mein Aktionsradius entsprechend limitiert ausfallen wird.

Angekommen in good old Alicante...
Angekommen in good old Alicante...
Angekommen in good old Alicante...
Angekommen in good old Alicante...

Kleinvieh macht auch Mist und je länger ein Trip dauert, desto ärger summieren sich zunächst marginal erscheinende Ausgaben. Da das heutige Hotel jedoch nicht fußläufig vom Bahnhof erreichbar ist entscheide ich mich für einen Kompromiss zwischen Schusters Rappen und Taxi: für den Bus. Der leider selten verkehrt. Und dessen Haltestelle nicht ohne weiteres zu finden ist.

Alicante hat mich wieder
Alicante hat mich wieder

Letzten Endes verdanke ich es einer jungen Dame, dass ich den Bus erwische. Sie fragt mich, von wo der Bus zu der auch von mir angepeilten Haltestelle verkehrt und ich muss passen. Sage ihr allerdings, dass wir das gleiche Fahrtziel haben. Fünf Minuten später kommt sie zu mir gesprintet und sagt, dass ich ihr folgen soll weil sie zwischenzeitlich herausgefunden hat, von wo und wann der Bus zu unserem gemeinsamen Ziel fährt. Läuft!

Im Bus zum B&B Hotel Alicante
Im Bus zum B&B Hotel Alicante

Das Zimmer ist bezugsfertig und gut schallisoliert. Auch die Klimaanlage ist durchaus funktional und die Glotze hält eine gute Handvoll deutschsprachiger TV-Sender bereit. Das Zimmer ist sauber und modern-seelenlos möbliert. Eine Minibar gibt es nicht, dafür aber einen Eiswürfelspender in der Lobby an dem man sich frei bedienen darf. Entsprechend fülle ich das Waschbecken mit Eis und habe eine Top-Kühloption für diverse Speisen und Softdrinks, über die und deren Aggregatszustand ich mich bei meiner spätabendlichen Rückkehr sicher freuen werde. Um überhaupt rückkehren zu können muss ich jedoch endlich mal losmachen, was mir der erwähnten deutschsprachigen TV-Sender wegen schwer fällt. Hinzu kommt, dass der Linienbus in die Stadt echt selten und dazu nicht besonders regelmäßig verkehrt.


Blick aus der Bude im B&B Hotel Alicante; ans nahegelegene Mittelmeer kommt man nicht so ohne weiteres ran und der nächste (Gammel- ) Strand ist leider auch locker zwei Km entfernt (wenig später finde ich an der Bushaltestelle stehend heraus, dass das so nicht stimmt... )

An der dem Hotel B&B gegenüberliegenden Bushaltestelle stoppen Busse des Regionalverkehrs und an der Rezeption gibt es sogar einen Fahrplanausdruck eben jener Vehikel. Sauber. Des Weiteren könnte ich auch in den Flughafen-Bus steigen, der direkt an den feinsandigen Stadtstrand von Alicante, den Platja del Postiguet fährt, sich seine Transportdienste allerdings mit derzeit 3,85 € im Vergleich zu den fairen 1,5 € in regulären Stadt- und Überlandbussen aufgerufenen Beförderungsentgelds-Tacken für meinen Geschmack zu fürstlich entlohnt wissen will.

B&B Hotel am westlichen Stadtrand von Alicante
B&B Hotel am westlichen Stadtrand von Alicante

Endlich mache ich, nachdem ich mir noch rasch ein Bad in der Wanne gegönnt habe um die Warteeit auf den nächsten Bus zu überbrücken, los. An der Haltestelle registriere ich freudig überrascht, dass es durchaus möglich ist, den Zaun und auch die Bahngleise zu überwinden und ein Bad im Mittelmeer in quasi unmittelbarer Hotelnähe zu nehmen. Vielleicht mache ich das später am Abend noch, mal sehen.

Blick von der Bushaltestelle zum Meer: ich registriere freudig überrascht, dass es durchaus möglich ist, den Zaun und auch die Bahngleise zu überwinden und ein Bad im Mittelmeer in quasi unmittelbarer Hotelnähe zu nehmen
Blick von der Bushaltestelle zum Meer: ich registriere freudig überrascht, dass es durchaus möglich ist, den Zaun und auch die Bahngleise zu überwinden und ein Bad im Mittelmeer in quasi unmittelbarer Hotelnähe zu nehmen

Irgendwo in der Nähe des Bahnhofs steige ich aus dem Bus. Der Ritt hat 1,5 € gekostet, fair. Als erstes latsche ich quer durch die Innenstadt Richtung Altstadt und Stadtstrand, den ich in bester Erinnerung habe. Alicante ist übrigens sehenswert.

Was schreibt eigentlich Wikipedia im zugehörigen Artikel (w) so? Unter anderem das hier:

"Alicante (spanisch) bzw. Alacant (valencianisch) ist eine spanische Hafenstadt an der Costa Blanca mit 330.525 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2016). Alicante ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und nach Valencia die wichtigste Stadt der autonomen Valencianischen Gemeinschaft.
Ihre Wirtschaft basiert hauptsächlich auf Tourismus und Weinproduktion. Neben Wein werden auch Olivenöl und Obst exportiert. Daneben gibt es Leichtindustrien wie die Lebensmittelverarbeitung sowie eine Leder-, Textil- und Steinzeugindustrie.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Alicante eine überwiegend katalanischsprachige Stadt. Die Attraktivität des Standortes brachte bereits vor dem Spanischen Bürgerkrieg auch spanischsprachige Menschen in die Stadt. Während der Franco-Diktatur war das Katalanische (Valencianische) verboten und so fasste die spanische Sprache noch stärker Fuß. Auch der katalanische Name der Stadt, Alacant, durfte nicht mehr verwendet werden. Die Stadt hieß über Jahrzehnte ausschließlich Alicante. Heute sind beide Sprachen Amtssprachen. Nicht zuletzt durch die intensive Förderung der Regionalregierung der Region Valencia erlebt das Katalanische eine Renaissance. So ist auch der Name Alacant, neben der spanischen Bezeichnung Alicante, wieder amtlich."

Auf dem Weg durchs Zentrum lande ich in einer Fußgeherzone, in der ich der omnipräsenten Fliegenpilze ins Grübeln darüber, welche Bewandnis das alles wohl haben könnte, gerate. Sollte irgendwer von euch durchaus geschätzten Lesern dieser Zeilen auch nur ansatzweise in der Lage sein mir eine entsprechende Info dazu geben zu können bitte ich um eine Email. Selbstredend darfst Du auch schreiben, wenn Du keine Ahnung hast und einfach nur eine Rückmeldung zum TR senden oder in den Newsletter eingetragen werden möchtest, klar.

Tja, was hat es bloß mit den Pilzen auf sich?
Tja, was hat es bloß mit den Pilzen auf sich?

Ob ich es jemand herausfinden werde, was all die Pilze für eine Mission haben?

Mir fällt bei aller Fantasie nichts dazu ein also lasse ich den Gedanken an die Pilze fallen. In der Altstadt komme ich gedanklich endlich wieder auf eine andere Schiene und freue mich über das Wiedersehen mit dem Platja del Postiguet, der im Laufe der seit dem letzten Besuch meinerseits (übrigens gemeinsam mit BH, war ein toller Kurzurlaub) nichts von seiner Attraktivität verloren hat und auch heute wieder zu begeistern weiß.

Casa consistorial de Alicante ( "in diesem Gebäude findet man den „cota cero“, der Referenzpunkt für die Meereshöhe 0 (alle anderen Meereshöhen beziehen sich auf diesen Punkt" - Danke, Wikipedia!)
Casa consistorial de Alicante ( "in diesem Gebäude findet man den „cota cero“, den Referenzpunkt für die Meereshöhe 0 (alle anderen Meereshöhen beziehen sich auf diesen Punkt" - Danke, Wikipedia!)
Platja del Postiguet, im Hintergrund die Burg aka "Castillo de Santa Bárbara"
Platja del Postiguet, im Hintergrund die Burg aka "Castillo de Santa Bárbara"

Am Platja del Postiguet ein einigermaßen unbedrängtes Plätzchen zum Ausbreiten meines bescheidenen Hotel-Handtuchs zu finden ist eine schwierige Mission, die jedoch gelingt. Bei bestem Strandwetter ist hier verständlicherweise eine Menge los. Der Strand ist so, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Feinsandig und gepflegt. Das Wasser klar und wohltemperiert. Ich lasse es mir entsprechend gut gehen, schalte einen Gang herunter und genieße die Zeit.

Platja del Postiguet, der Stadtstrand von Alicante (am Horizont beginnt Benidorm)
Platja del Postiguet, der Stadtstrand von Alicante (am Horizont beginnt Benidorm)

Da ich noch ein paar Stunden lang Seiten füllen und dabei den prognostiziert (von mir selbst) fulminanten wie beeindruckenden Sonnenuntergang über den Dächern der Stadt Alicante genießen möchte ziehe ich früher los als mir eigentlich lieb ist und orientiere mich gen Burgberg. Auf dem Weg dorthin erstehe ich zwei Humpen (extra frio) sowie Mineralwasser und staune über den mir neuen Parc de l'Ereta, der diverse meinen wichtigsten Kriterien entsprechende Asselplätze aus dem Hut zu zaubern weiß. Einzig mit dem Schatten ist es schwierig und so wickle ich mir vorsichtshalber erstmal das feuchte Badelaken turbanartig um den Kopf, ehe ich mich mit tollem Blick über den Hafen von Alicante auf einen Poller pflanze und meinen Blick umherschweifen lasse. Ein toller Platz. Schon richte ich mich ein, schon schlage ich Wurzeln.

Ein toller Blick über den Hafen von Alicante vom Parc de l'Ereta aus
Ein toller Blick über den Hafen von Alicante vom Parc de l'Ereta aus
Ein toller Blick über Alicante (vom Parc de l'Ereta aus)
Ein toller Blick über Alicante (vom Parc de l'Ereta aus)

Auf einen Besuch des Kastells verzichte ich heute. Dennoch möchte ich dir zwei dort oben geschossene Aussichts-Pics keineswegs vorenthalten. Voilà.


Blick von der Burg gen Westen (2013)
Blick von der Burg Castillo de Santa Bárbara gen Westen (klick und groß... )

Blick von der Burg Castillo de Santa Bárbara gen Osten Richtung Benidorm (klick und groß... )



Wieder einmal stecke ich mitten drin in einem der Momente in denen ich eindrucksvoll spüre, wozu ich derartige Unternehmungen mache. Mehr geht nicht.

Wie üblich vergeht die Zeit letzten Endes viel zu schnell.

Mehr geht nicht
Mehr geht nicht
Schon ist es wieder an der Zeit, die Biege zu machen und die Rückfahrt zum Hotel anzupeilen
Schon ist es wieder an der Zeit, die Biege zu machen und die Rückfahrt zum Hotel anzupeilen

Mangels Alternative steige ich in den nur knapp fünfzehn Gehminuten vom Top-Asselplatz entfernt abfahrenden Flughafenbus, zahle artig 3,85 € und bitte den Fahrer, mich an der Haltestelle bei meinem Hotel herauszulassen. Kein Problem, läuft. Dort angekommen überquere ich Straße, Zaun und Gleise und gönne mir zum Abschluss des Tages ein Bad im Mittelmeer. In der Bude folgt das triptechnische Standardprogramm.

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