Riga zum Zweiten: Tomasz´ Riga-Trip, März 2011
- ein erneuter, mehr oder weniger unfreiwilliger, eseleigeschuldeter Besuch in der lettischen Hauptstadt -

Auch im März poppen die vor ein paar Monaten günstigst geschossenen Reiseoptionen wie Pilze aus dem Boden. Teils sind die Optionen jedoch einzig und allein meinen Eseleien zu verdanken. So wie der Riga-Trip im März 2011. Erstens hatte ich Riga vor Jahren schon, zweitens ist es dort wie jeder weiß im März alles andere als kuschelig und drittens wollte ich eigentlich Tallinn und nicht Riga (w) einloggen, verdammt.

Aber wenn der Flug schon mal bezahlt ist und die Butze nur 10,- Lats pro Nacht inkl. gratis Wifi und Frühstück kostet, geht es halt auch im März und zum zweiten Mal in die lettische Kapitale.

Tag1:

Alles beginnt mit der nachmitternächtlichen Bahnfahrt von Hannover nach Bremen. Auf mich wartet mal wieder eine Übernachtung im Terminal des Bremer Flughafens. Diesen erreiche ich, wie zuletzt so oft, zu Fuß.

Auf dem Weg vom Bremer Hauptbahnhof zum Airport verfolgt mich ein krummer Hund, den ich gekonnt abschüttel. Aus der Dunkelheit des Parkgeländes am Herdentor beobachte ich den Gammler, wie er seinen Hals dabei verrenkt, mich zu suchen. Schließlich gibt er die Hatz auf und latscht in die Fußgängerzone Richtung Roland. Für mich bedeutet das, dass ich einen Umweg ums Zentrum herum nehmen muss. Will dem unheimlichen Sack nicht nochmal über den Weg laufen und schon gar nicht von dem Typen gerippt werden. Als ich mich nach einer Runde der Wilhelm-Kaisen-Brücke nähere, zögere ich einige Sekunden und entscheide mich dann dazu, mich diesem wichtigen Punkt vorsichtig zu nähern. Weise Entscheidung, denn inzwischen hat es auch der Gammler bis hierher geschafft. Seine Aufmerksamkeit gilt nun zwei jungen Frauen, die in eine Bank latschen und offenbar Geld ziehen. Ich zücke mein Handy und will bereits die Polizei verständigen, als ein Taxi vor dem Kreditistitut stoppt und die Mädels einsteigen, davonbrausen und den Gammler vergnarzt dreinschauend zurücklassen. Rasch haste ich über die Weser und drehe mich immer wieder um. Der Gammler hat die Witterung nicht aufgenommen, folgt mir nicht. A ptschiu.

Um kurz vor 3h gewährt man mir Einlass ins Terminal. Ich okkupiere eine Bank im bewährten, hintersten Teil und reise für ein paar Stunden, bis circa 6h, ins Dreamland. Der Flug nach Riga verläuft planmäßig. Beim Landeanflug auf Riga erschrecke ich mich. Die Ostsee, der gesamte Rigaer Meerbusen (w) ist zugefroren. Und überall liegt Schnee. Und so empfängt mich beim Verlassen des Fliegers als erstes eine furchtbare Eiseskälte. Hätte ich mir denken können. Anfang März nach Lettland. Da gibt es etliche attraktivere Destinationen. Aber nun bin ich da. Im Rigaer Flughafen erwerbe ich eine 72h Karte für die Öffis und fahre ins Zentrum. Orientiere mich am im RIX-Terminal für lau abgegriffenen Stadtplan und stapfe durch Schnee und Eis zur Unterkunft meines Vertrauens, dem Hotel Skanste (Bewertungen).

Riga - unterwegs zum Hotel Skanste, März 2011

Riga - unterwegs zum Hotel Skanste, März 2011

Riga Arena, gegenüber vom Hotel Skanste, März 2011

Riga Arena, gegenüber vom Hotel Skanste, März 2011

Auf der linken Straßenseite zu sehen: das Hotel Skanste, März 2011

Auf der linken Straßenseite zu sehen: das Hotel Skanste, März 2011

Von der Bleibe erwarte ich angesichts des unschlagbaren Preises nicht viel. Und so betrete ich das Etablissement und stelle erstaunt fest, dass der Jüngling an der Rezeption recht passables englisch spricht und sogar meine Buchung vorliegen hat. Er gibt mir den Schlüssel für die Bude im ersten Stock bzw. der zweiten Etage (hier wird das Erdgeschoss stets mitgezählt) sowie den Netzschlüssel für das im Übernachtungspreis inkludierte drahtlose Internet. Im Gegenzug muss ich die obligatorische Meldekarte ausfüllen. Die gesamte Prozedur dauert keine fünf Minuten. Nicht schlecht.

Die Bude gefällt mir. Habe ein DZ als EZ, alles ist sauber und gepflegt und das Internet funktioniert auch. Bingo! Da es in diesen östlichen Gefilden momentan rasch dunkel wird, verliere ich keine Zeit sondern latsche wieder los. Der Typ an der Rezeption empfiehlt mir ein Taxi, weil die nächstgelegene Bushaltestelle angeblich schwer zu finden ist. Das wollen wir doch mal sehen. Keine zehn Gehminuten später stehe ich an der Bushaltestelle und steige in den nächstbesten, stadteinwärts fahrenden Bus. Bei jedem Einstieg muss man übrigens sein Ticket an den Validierungskasten halten und sich ein wohlwollendes Piepen abholen. Nicht vergessen, die Kontrolleure reagieren angeblich übelst pissig, wenn man das vergisst und es hält sich fast jeder Passagier an diese Regel. Am Hauptbahnhof verlasse ich den Bus und spaziere durch die Stadt.

Riga Hauptbahnhof

Riga ist wiegesagt nichts neues und so folge ich der Route, die sich schon vor drei Jahren (hier der eigene Reisebericht zum Rigatrip 2008) bewährt hat.

Spaziergang durch die Altstadt, Riga

Spaziergang durch die Altstadt, Riga

Schwarzhäupterhaus, Riga

Schwarzhäupterhaus, Riga

Spaziergang durch die Altstadt, Riga

Spaziergang durch die Altstadt, Riga

Riga überrascht mich. Irgendwie gefällt mir die alte Stadt mit ihrer unverkennbaren hanseatischen Tradition besser als während meines letzten Besuchs. An dieser Stelle verleihe ich Riga das Prädikat "sehenswert".

Aus Bremen wohlbekannt!

Aus Bremen wohlbekannt!

Spaziergang durch die Altstadt, Riga

Spaziergang durch die Altstadt, Riga

Rigaer Dom

Rigaer Dom

Überall sehenswerte Fassaden: Spaziergang durch die Altstadt, Riga

Überall sehenswerte Fassaden: Spaziergang durch die Altstadt, Riga

Spaziergang durch die Altstadt, Riga

Spaziergang durch die Altstadt, Riga

Spaziergang durch die Altstadt, Riga

Spaziergang durch die Altstadt, Riga

Nationalmonument, Riga - gleichzeitig der Beginn der Brivibas Iela, der Prachtstraße der Stadt

Nationalmonument, Riga - gleichzeitig der Beginn der Brivibas Iela, der Prachtstraße der Stadt

Riga, winterlicher Park beim Nationaldenkmal

Riga, winterlicher Park beim Nationaldenkmal

Nach all den abgeklapperten Sights und der Erkenntnis, dass die Sonne in circa zwei Stunden untergehen und es dann a) noch eine Spur arschkälter als ohnehin schon und b) dunkel werden wird, zieht es mich zum während der Busfahrt vom Flughafen ins Zentrum Rigas erspähten Asselplatz am Südufer der Düna. Angenehmer Nebeneffekt der kurzen Busfahrt: ich stelle mich direkt neben das Heizgebläse und erhasche zwischenzeitlich etwas Wärme.

Am Südufer der Daugava, Riga

Am Südufer der Daugava, Riga

Eines meiner persönlichen Wahrzeichen der Stadt Riga: die mich als ausgemachtem Brückenliebhaber stark an ihre Kollegin in Bratislava erinnernde Dünabrücke vom Südufer aus fotografiert

Eines meiner persönlichen Wahrzeichen der Stadt Riga: die mich als ausgemachtem Brückenliebhaber durchaus an ihre Novy Most (w) genannte Kollegin in Bratislava (eigener Reisebericht) erinnernde Dünabrücke

Bei bestem Fotowetter friere ich mir selbst in der Sonne den Arsch ab. Dabei habe ich schon unzählige Klamotten am Leib. Unter anderem zwei T-Shirts, zwei Pullover, ein Fleece und die Karrimor-Jacke. Sogar in eine unbequeme lange Unterbüx habe ich mich gezwängt. Zwiebeltaktik. Bringt bei zweistelligen Minusgraden und eisigem Ostwind jedoch auch nicht viel.

Tomasz am perfekten Rigaer Asselplatz, März 2011

Tomasz am perfekten Rigaer Asselplatz, März 2011 - Nach dem Foto ziehe ich mir die beiden Mützen selbstredend wieder über meine Birne!

Auf das Gebüde der Svedbank bin ich richtig sauer, stiehl es mir doch das letzte Sonnenlicht des Tages

Auf das Gebüde der Svedbank bin ich richtig sauer, stiehlt es mir doch das letzte Sonnenlicht des Tages

Riga von seiner Schokoladenseite, dieses Motiv schmückt etliche Ansichtskarten der Stadt

Riga von seiner Schokoladenseite, dieses Motiv schmückt etliche Ansichtskarten der Stadt

Riga von seiner Schokoladenseite, dieses Motiv schmückt etliche Ansichtskarten der Stadt

Die zugefrorene Düna - im Hintergrund ein weiteres Wahrzeichen der Stadt, der Fernsehturm

Nachdem ich vor einer Woche in Venetien (hier geht´s zum eigenen Reisebericht) temperaturtechnisch noch dermaßen verwöhnt wurde, werde ich heute bestraft. Es ist nicht auszuhalten. Und obwohl die Asselbank und der sich von dieser aus bietende Anblick der Rigaer Skyline echt nicht von schlechten Eltern ist, zwingt mich klirrende Kälte nach weniger als zwei Stunden in die Knie. Ich kapituliere, packe schweren Herzens meine Sachen zusammen und latsche in das nahegelegene Einkaufszentrum.

Perfekte Asselbank in Riga

Perfekte Asselbank in Riga

Ja richtig, in eines dieser meinerseits so verhassten EKZ am Stadtrand, die dem Zentrum das Leben entziehen. Dort wärme ich mich auf. Und kaufe Proviant. Und esse preiswert im Rimi-Hipermarket-Restaurant. Landestypisch, versteht sich. Anschliessend bin ich einigermaßen fit für einen weiteren Besuch am perfekten Asselplatz, kehre entsprechend zur Bank zurück und bereue diese Entscheidung keineswegs. An der Bank neben mir hat sich ein russischsprachiger Teeniepulk eingefunden. Die Teens ballern sich einen rein und beschallen sich und mich mit ihrer blechern aus Handylautsprechern ertönenden Pop-Techno-Schrott-Mucke. Stylish!

Nach einer weiteren Stunde streiche ich endgültig die Segel und fahre bzw. latsche zurück ins Hotel. Dusche heiß und surfe im Internet, ehe ich zeitig ins Dreamland reise.

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