Kurztrip nach Göteborg, März 2017
Tag 1 - Tag 2 - Tag 3

Wieder ist einmal ist es soweit, es geht nach Göteborg. Nachdem die letzten beiden Besuche im März 2015 sowie im September 2016 jeweils als volle Erfolge ihre Plätze im Buch der güldenen Erinnerungen einnehmen konnten zieht es mich erneut in die zweitgrößte Stadt Schwedens, genauer gesagt in den vorgelagerten (südlichen; der nördliche ist gemäß glaubwürdiger Informationsquellen in Sachen Attraktivität absolut nicht vergleichbar) Schärengarten. Hatte ich schon zweimal, wird aber sicher niemals fad. Zumal ich von der Existenz eines weiteren liebreizenden Lotsutkiken erfahren habe, den ich natürlich hochinteressiert in persönlichen Augenschein zu nehmen gedenke. Genug gesabbelt, ab geht´s. Und zwar mit der Anreise nach Kiel.

Tag 1:

Mit einem der wenigen durchgehenden ICEs geht´s von Hannover nach Kiel, wo ich pünktlich ankomme und noch genug Zeit bis zum Check in habe, um einen Spaziergang durch die Innen- meiner alten Heimatstadt machen zu können. Mit jeder Ecke, nahezu jedem Straßenzug verbinde ich hier etwas und so poppen allen Ortens Erinnerungen an meine Kindheit und Jugendzeit auf. Etliche Anekdoten gehören niedergeschrieben. Wer weiß, vielleicht schreibe ich echt mal ein richtiges Buch über all die vielen erlebten Dinge. Mal sehen. Zukunftsmusik. Jedenfalls würden alleine die auf dem Weg vom Hauptbahnhof bis an die Kieler Förde durch den Kopf gehenden Ereignisse locker schon mehrere hundert Seiten füllen und den einen oder anderen sicher nicht langweilen.

Kaum aus dem Kieler Hauptbahnhof raus überquere ich die Straße Sophienblatt und betrete den jüngst renovierten Sophienhof, das älteste Einkaufszentrum Kiels, bei dessen feierlicher Eröffnung im Jahre 1988 ich selbstverständlich mit dabei war. Durch den Sophienhof hindurch erreiche eine der ältesten Fußgeherzonen Deutschlands, die Holstenstraße. Der relativ neue Citipark, das EKZ mit idealer Verkehrsanbindung, gelegen am Westring bzw. der Autobahn (in der Nähe des Schützenparks) entzieht der Innenstadt zusätzlich zum ohnehin permanent wachsenden Onlinehandel deutlich sichtbar sowohl das Leben als auch die Kaufkraft. Früher sah das alles ganz anders aus. Was soll´s, es ändert sich alles, die Welt dreht sich, so ist es eben.

Von der Holstenstraße aus mache ich einen kleinen Schlenker über den Rathausplatz und komme dabei am Stammsitz der Kieler Nachrichten vorbei. Das Rathaus samt seinem dem Campanile des venezianischen Markusplatz nachempfundenen Turm weiß ebenso zu gefallen wie der Platz an sich. Definitiv eine der schönsten Ansichten Kiels. Auf den Postkarten ist im Vordergrund meist die obligatorische Fotopfütze in Gestalt des Kleinen Kiels zu sehen.

Weiter geht´s zum Alten Markt. Dort, wo einst Karstadt die Innenstadt prägte befindet sich Saturn als Anchor-Store sowie ein REWE-Supermarkt im UG. In letztgenanntem verpflege ich mich und ziehe mit schwerem Gepäck weiter, an der Nikolaikirche vorbei zum Kieler Schloss und weiter an die Förde. Das Gepäck ist deshalb so schwer, weil eine Menge Proviant für den morgigen Tag mitgeht. In Schweden werde ich, das nehme ich bereits an dieser Stelle ruhigen Gewissens vorweg, keine einzige Krone ausgeben. An die Förde gelange ich mit Hilfe der am NDR-Gebäude vorbeiführenden Brücke, die mich genau auf Höhe des Schifffahrtmuseums (Junge Junge, die drei "f" irritieren mich auch noch Jahre nach der unsäglichen Rechtschreibreform, das ist klar) ans Ufer gelangen lässt. Dort empfängt mich außer einer der wohl besten Asselbänke Kiels eine steife Brise Nordwind, so dass ich die angestammte Sitzgelegenheit lediglich beehren, keineswegs jedoch besetzen kann. Ich brauche Windschutz und werde in einem gläsernen Wartehäuschen fündig.

Worauf soll ich mich bloß pflanzen? Ich benötige irgendetwas zum Draufsetzen. Eine Baustellenabsperrung erfüllt diesen Zweck recht gut, nachdem ich diese zweckentfremdet umgedreht und umgekippt und ins Wartekabuff geschliffen habe. Vollkommen klar darüber, nun definitiv ein für die (bei diesem Wetter wenigen) Passanten extrem desperates Buld abzugeben versuche ich meinen eigenen nun gelebten Penner-Style bestmöglich auszublenden, fülle stattdessen bis dato leere Seiten mit Leben und genieße den Augenblick ebenso wie die nachwievor immer wieder mal backflashmäßig auftretenden Intensivsterinnerungen an sich hier zu getragene Geschichten.

Natürlich vergeht die Zeit mal wieder rasend schnell und so heißt es final, den Krempel schneller wieder zusammen zu packen und sich auf den Weg an Bord der Stena Germanica zu begeben als mir lieb ist. Spätestens eine halbe Stunde vor Abfahrt hat man einzuchecken und diesem Gebot komme ich nach. 

In der Kabine lege ich nur kurz meine Sachen ab und eile schnell wieder nach oben an Deck. Das Auslaufen aus der Kieler Förde stellt schließlich einen Höhepunkt des Kurztrips dar. Im Bordshop erwerbe ich eine Palette Carlsberg zum Preis von knapp über zehn Euro und deponiere diese, nachdem ich ein paar 0,33L-Dosen für den sofortigen Verzehr an Deck entnommen habe, in der Innenkabine. Die Innenkabine bzw. dessen Austattung ist mir bereits vom letzten Jahr bekannt und verglichen mit den Kabinen, in denen ich als Teenager des Öfteren zu knacken pflegte, direkt luxuriös. Alles, was noch fehlt ist eine Minibar und Wlan. Halt stopp, im Grunde genommen bin ich froh darüber, dass es hier in der Kabine anders als in den öffentlichen Deckbereichen kein Wlan gibt. Würde eventuell das meditativ-entschleunigte Gesamterlebnis beeinträchtigen. Mich zieht es nach draußen, zum vor eineinhalb Jahren entdeckten Top-Asselplatz.

Ja, an Deck kenne ich mich aus und ich weiß bestens bescheid, wo ich den perfekten Platz zum ungestörten Abhängen, dazu noch windgeschützt und ideal illuminiert, finde. Zielstrebig erreiche ich diesen, pflanze mich, schlage Wurzeln und lasse meinen Blick so gut es geht über die Ostsee schweifen. Am Horizont ziehen Lichter vorbei und ich frage mich, zu welchen Inseln und Orten diese wohl zugehörig sind. Über dem Wasser stechen hin und wieder weiße Schaumkronen der recht beachtlichen Wellen ins Auge und die Luft ist ein Traum. Selbstredend genieße ich das alles total, ehe ich mich durchgefroren gegen 23h zurück ins Schiffsinnere verziehe.

Kurz werfe ich einen Blick auf den Bar- bzw. "Party"bereich.

Außer dem Personal hängt hier bereits kurz vor Mitternacht keiner mehr herum
Außer dem Personal hängt hier bereits kurz vor Mitternacht keiner mehr herum
Die Tanzfläche im Partybereich der Stena Germanica ist ein Witz verglichen mit jener damals in den goldenen 90er Jahren, in denen wir (R.-L., T.L. sowie Andy.Rea) es mächtig an Bord krachen ließen, das ist klar
Die Tanzfläche im Partybereich der Stena Germanica ist ein Witz verglichen mit jener damals in den goldenen 90er Jahren, in denen wir (R.-L., T.L. sowie Andy.Rea) es mächtig an Bord krachen ließen, das ist klar

Tote Hose, und das bereits um 23:30h. Das war früher, Mitte der goldenen 90er natürlich ganz anders. Lange her. Seufz. Erfüllt von nostalgisch verklärten Erinnerungen begebe ich mich zurück in die Kabine und gönne mir eine ewig lange, wärmende Dusche zum Tagesausklang.

In der Horizontalen nutze ich das Angebot deutscher TV-sender, ziehe mir Schrott rein und penne dabei weg.

Weiter geht´s mit Tag 2