Kurztrip nach Madeira
Hannover - Funchal - Garajau - Camacha, Ende Oktober 2012

Tag1:

Die standardisierte Einleitung ist inzwischen wohl jedem meiner Leser bestens bekannt. Und dennoch wiederhole ich mich auch dieses Mal gern. Denn es gibt einfach Angebote die man nicht ablehnen kann.
Einer meiner letzten sich auf Halde befindenden Reisegutscheine sei Dank logge ich Anfang Oktober ein endlich mal wieder bislang unbesuchtes Ziel, und zwar Madeira, ein. Das ganze natürlich zu einem wahrhaft unschlagbaren Preis.
In aller Herrgottsfrühe startet die Maschine aus dem Stall von TUIfly, die sonderlackierte HaribAIR, mit mir an Bord von Hannover nach Funchal. Der Jet ist sehr gut ausgelastet, dennoch ergattere ich einen Fensterplatz. Noch dazu am Notausgang. Wie wichtig diese zusätzliche Beinfreiheit im Laufe des Tages noch werden wird, ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Aufgrund miesen Wetters kann der Flieger nicht im ersten Anlauf auf Madeira landen. Logischerweise drehen wir eine Warteschleife. Und dann eine zweite. Final muss der Jet auf die Nachbarinsel Porto Santo ausweichen. Na super. Verärgert sehe ich die ohnehin schon knappe Aufenthaltszeit auf Madeira durch meine Finger rinnen. Unaufhaltsam und schnell. Auf Porto Santo (w) gelandet heißt es zunächst: uninformiert (Knaller-Erkenntnis: was ein einzelnes "n", beziehungsweise ein einziger Tippfehler ausmachen kann... ) harren und abwarten, was passiert (uninformiert abzuwarten hat sicher eine andere Message als uniformiert zu warten, hömma, oder wie?). Der Pilot macht die Durchsage, dass sich das Wetter auf Madeira minütlich verbessert. Ein Tankwagen rollt heran und versorgt den Flieger mit Treibstoff. Nach einer Stunde ätzendem Warten im Flugzeuginneren hebt der HaribAIR wieder ab, um circa 15 Minuten später endlich auf dem Flughafen (w) von Madeira (w) zu landen.

Dem miesen Wetter geschuldete Zwischenlandung auf/in Porto Santo
Dem miesen Wetter geschuldete Zwischenlandung auf/in Porto Santo
Nach der Treibstoffversorgung geht´s weiter.
Nach der Treibstoffversorgung geht´s weiter

Der Flieger darf während des einstündigen Ausharrens nicht verlassen werden - wie schade, ich hätte gern den Boden Porto Santos unter meinen Füßen gespürt!

Anflug auf den Flughafen Madeira

Anflug auf den Flughafen Madeira

Der Transfer ist, da es sich bei der von mir gebuchten um eine Pauschalreise handelt, inklusiv. Leider dauert es wieder eine Ewigkeit, ehe auch der allerletzte Tourist seinen Koffer bekommen und den richtigen Bus gefunden hat. Ob ich jemals wieder so ein Glück wie auf Teneriffa (hier der Bericht zum Mega-Kurz-Trip) haben werde? Diesmal ist der Bus rappel-zappel-voll. Das Hotel Dom Pedro Garajau wird als letztes angesteuert. Na toll. Das ist meine Herberge des Vertrauens bzw. meines Budgets.

Ich werfe die Hüpferlitasche (mehr Gepäck habe ich für die läppischen zwei Nächte nicht dabei) auf die auf den ersten Blick zufriedenstellende Bude und erledige kurz den obligatorischen Zimmercheck. Resultat: ansprechend dimensioniert, oldschool ausgestattet aber sauber, räudige Mistglotze mit zwei deutschen Privatsendern, kein Kühlschrank, kein Wlan (nur in der Lobby, dafür aber gratis) und ein Balkon mit tollem Ausblick auf die Jesusstatue von Garaujau und den Atlantik.
Anschließend stelle ich mich an die Bushaltestelle direkt gegenüber des Haupteingangs des Hotel Dom Pedro Garajau und erwische, das nenne ich mal Timing, nach nur wenigen Minuten des Wartens einen der hier recht selten (1,5x pro Stunde, meine ich mich heute zu erinnern) Busse in die Inselhauptstadt Funchal. Für 2,10€ nimmt der Chauffeur mich mit. Während der knapp halbstündigen Fahrt klebe ich am Fenster und bekomme Stielaugen. Und zwar wegen der eindrucksvollen Landschaft, die kaum in Worte zu fassen ist. Alles so grün, so fruchtbar, so malerisch. Und dennoch so schroff, zerklüftet, steil und unwirtlich. Ein einzigartiges Fleckchen Erde, das steht schon wenige Stunden nach meiner Ankunft auf Madeira fest.

In Funchal steige ich im Herzen der Stadt aus und betrete den im Untergeschoss eines EKZ liegenden Pingo Doce Supermarkt. Die Preise kommen mir höher vor als bei meinem letzten Besuch in Portugal (Februar 2010, hier geht´s zum Bericht), aber dieser liegt ja auch schon über zwei Jahre zurück. Versorge mich mit Proviant und latsche eine kleine Runde durch die Stadt.

Erste Schritte in Funchal
Erste Schritte in Funchal

Es ist nicht ganz einfach, die Bushaltestelle für den Ritt zurück nach Garajau geschweige denn den exakt passenden Bus zu erwischen. Mit der 155, die Hinfahrt bescherte die 155a, fahre ich zumindest wieder in die richtige Richtung und kann mich noch immer nicht an den Reizen der Insel satt sehen. Oberhalb der Autobahn steige ich aus und latsche hinunter nach Garajau.

Bis zur Jesusstatue am Kap benötige ich dazu eine gute Dreiviertelstunde. Unterwegs versorge ich mich mit einem Humpen Coral, der korrekte 1,40€ kostet und wohltemperiert vertickt wird. Mit diesem Humpen latsche ich steil abwärts zum Kap von Garajau. Dort gibt es eine Seilbahn hinunter an einen der wenigen kieseligen Strände der Insel, die heute aufgrund der miserablen, arg wechselhaften Wetterbedingungen nicht fährt. Aufgrund der vorangeschrittenen Uhrzeit bin ich allerdings auch nicht an einem Ritt hinunter an den Strand interessiert. Ich möchte lediglich den Sonnenuntergang über dem Ozean genießen, den Humpen leeren und ein paar bis dato leere Seiten im Diary füllen.

Steilküste am Punta Garajau, Blick auf Funchal
Steilküste am Punta Garajau, Blick auf Funchal

Steilküste am Punta Garajau

Ich richte mich gerade auf einer der optimal ausgeleuchteten Bänke in der Nähe der Jesusstatue ein, als ich erschrocken feststelle, dass ich mein Tb auf der Butze vergessen habe. So ein Mist! Jeder weiß, dass ich Mist hasse! Mir bleibt nichts anderes übrig, als nach kurzer vergnarzter Flucherei die neue Hüpferlitasche zu schultern und den Marsch bergauf zum Hotel anzutreten. Nach zwanzig Minuten betrete ich die Butze, greife das Tb sowie ein Sammelsorium diverser Kulis (Vorsicht ist schließlich die Mutter der Porzellankiste) und latsche wieder hinab. Schön, auf diese Weise habe ich meine Kniescheiben überflüssigerweise strapaziert und mal eben eine Stunde der viel zu begrenzten Zeit verloren. An der Statue angekommen schlage ich schleunigst Wurzeln und genieße den Style.

Es ist windig, am Himmel lauern permanent dunkle, regenschwangeren Wolken. Es bleibt jedoch trocken. Yeah! Und so habe ich den Asselplatz, der durchaus das Prädikat "optimal" verdient, bis Mitternacht für mich alleine. Sauber!

Zurück im Hotel setze ich mich mangels Alternative CSI Miami aus und reise übermüdet ins Dreamland.

Tag2:

Das Frühstücksbuffet ist inkludiert, also plündere ich es, so gut es eben geht. Die Auswahl ist dürftig, aber ich werde satt. Und das ist es, was letzten Endes zählt. Leider ist das Wetter alles andere als angenehm. Dauerregen, seit Mitternacht. Ohne Unterbrechung. So ein Mist. Ich hasse Mist.

Foyer des Hotels aus Madeira (Garajau), von der gegenüberliegenden Bushaltestelle aus fotografiert
Foyer des Hotels aus Madeira (Garajau), von der gegenüberliegenden Bushaltestelle aus fotografiert

Weiser Mann, was nun? Was tun? Ich ziehe mich, möglichst unbeeindruckt tuend, aufs Zimmer zurück und packe die Hüpferlitasche. Richte mich auf eine Levada-Wanderung ein, trotz des miesen Regens. Missmutig, vergnarzt und verstimmt setze ich mich in die Bushaltestelle und warte ab, was passiert. Bei dem Kackwetter werde ich, so der Notfallplan, zunächst der Inselhauptstadt Funchal einen Besuch abstatten und auf Wetterbesserung hoffen, um am Nachmittag zumindest eine kleine Wanderung entlang einer der mich so arg faszinierenden Levadas (w) durchführen zu können. Und um den wirklich empfehlenswerten, informativen Wanderführer aus dem Hause Rother nicht umsonst erworben zu haben.

Während ich in der Bushaltestelle sitze und resigniert feststelle, dass Warten durchaus auch etwas meditatives haben kann (ein gewisses Maß an Gleichgültigkeit vorausgesetzt), werde ich plötzlich von einem Vertreter der Taxifahrermafia angesprochen, der sich als ehrliche Haut erweist und mir seine Dienste zu wahrlich annehmbaren, überaus fairen Preisen anbietet. Sein Name ist Manuel und ich kenne ihn bereits wegen im Vorfeld des Trips getätigter Internetrecherche zum Thema "Taxipreise auf Madeira". Irgendwie irre. Manuel ist eine Institution auf Madeira und wird auf verschiedenen Seiten im Netz einschlägig gelobt. Der lebende Beweis dafür, dass es auch weiße Schafe unter den Taxifahrern gibt.

Ein Geistesblitz erhellt mich: es könnte doch sein, dass in Camacha, dem Ausgangspunkt der im Rother-Wanderführer Madeira unter der Nr. 10 beschriebenen Wanderung, auf gut 900m Höhe, das Wetter ganz anders als hier an der Küste aussieht. No risk, no fun. Und mieser als in Garajau kann das Wetter dort oben auch nicht sein. Abgesehen davon spare ich massiv Zeit und Nerven gegenüber der Variante, erst Funchal anzusehen und dann von dort mit dem stündlich fahrenden Bus (von wo aus überhaupt?) nach Camacha zu riden. Für schmale 8,- Tacken fährt Manuel mich hoch nach Camacha und unterhält mich während der Fahrt bestens. Ein überaus sympathischer, angenehmer Mensch, dessen Dienste ich uneingeschränkt weiterempfehle. Wenn Taxi auf Madeira, dann Manuel, liebe Leute!

Es geht bergauf, auch wettermäßig!
Es geht bergauf, auch wettermäßig!
Angekommen in Camacha
Angekommen in Camacha

Wunder gibt es immer wieder. Fröhlich trällernd folge ich der Beschreibung des Wanderführers und werde Zeuge einer dramatischen Wetteränderung. Zum guten, versteht sich. Die Formulierung "der Himmel reißt auf" bekommt eine neue Bedeutung für mich. Herrlich, wie sich die Sonne rasant und unaufhaltsam ihren Weg durch die dicke Wolkendecke bahnt. Nach wenigen Minuten ist der Himmel blau und die Sonne voll da. Sauber!


Es geht steil abwärts. Dazu ist es rutschig, glitschig und teilweise übelst anstrengend. Wann erreiche ich endlich die Levada?

Zack, da ist sie, die Sonne!
Zack, da ist sie, die Sonne!
Noch habe ich den lütten Rossmann-Regenschirm revolverartig griffbereit!
Noch habe ich den lütten Rossmann-Regenschirm revolverartig griffbereit!
Steil, steiler, Madeira!
Steil, steiler, Madeira!

Madeira: unerwartet dicht besiedelt
Derbe steil!
Derbe steil!
Hier würde ich tatsächlich nicht bloß steil, sondern auch senkrecht gehen können!
Hier würde ich tatsächlich nicht bloß steil, sondern gern auch senkrecht gehen können!

Die Wanderung weiß von Beginn an zu begeistern, keine Frage. Nur frage ich mich manchmal, was für Gestalten in der Redaktion des Rotherverlags sitzen und für die Klassifizierung der einzelnen Tourenvorschläge in Punkto Schwierigkeitsgrad zuständig sind. Die Wanderung Nr.10 beispielsweise gilt den Verfassern der Vorschläge als mittelschwer. Okay, hier und da wird betont, dass es mitunter steil abwärts geht, aber alles in allem wird der Eindruck vermittelt, dass es sich (zumindest interpretiere ich die Schilderungen so) um eine gemütliche, zweistündige Wanderung handelt, die man zwischen Mittagessen und Kaffeestunde einschieben könnte.


Nun bin ich nicht gerade zimperlich, durchaus hart im Nehmen und habe im zarten Jugendalter den Spitznamen "Gemse" nicht unverdient verliehen bekommen, doch die Beurteilung der Wanderstrecke seitens des Rother-Verlags erstaunt mich. Wer sitzt da in der Redaktion? Der Yeti? Ein Steinbock? Herr Messner himself? Ohne Flachs, Jungs: die Wanderung hat es definitiv in sich und sorgte bei mir, soviel darf ich schon jetzt vertellen, für zwei geschundene Knie und Muskelkater allen Ortens abseits der Gürtellinie.

Nichtsdestotrotz eine tolle Route, auf die ich ohne dieses sensationell informative Nachschlage- und Inspirationswerk niemals von selbst gekommen wäre.

Die Landschaft haut mich, zusätzlich zur krass-steilen Abwärtsbewegung, nahezu aus den Luftschuhen. Wow, einfach nur wow!

Besonders interessant sind außer der Landschaft und dem sich meinem Auge bietenden Szenario selbst die einfachen, aber schmucken Behausungen jenseits des Wegs. Und die Trinkwasserquelle am Wegesrand, die plötzlich auftaucht und an der ich mich ausgiebig labe (ohne Folgebeschwerden).

Das Wasser dieser Quelle habe ich bestens vertragen!
Das Wasser dieser Quelle habe ich bestens vertragen!

Und wenn man denkt, dass es kaum steiler geht, geht es noch steiler. Bergab. Ich kann es kaum erwarten, endlich auf die Levada zu treffen.

Bam Ba-Bam (vid)! Zack, da ist sie, die Levada! Yeah! Fortan wird sich die Steigung in Grenzen halten. Ich ahne nicht, dass aufgrund der Unwetter der letzten Wochen etliche Kletterpartien von Nöten sein werden, um das Tal heil zu erreichen. Egal. Nach wenigen Metern entdecke ich einen optimalen Asselplatz, an dem ich eine gute Stunde verweile und das Highlight des Kurztrips einsacke.

Yeah, meine erste Levada!
Yeah, meine erste Levada!

Ich packe meine Käsemauken aus und denke daran, dass ich aufgrund der sich hierzulande schnellstens ändernden Wetterbegebenheiten nicht allzu lange debil grinsend versacken und bis dato leere Seiten füllen darf. Lasse dennoch die Seele, wie auch meine Füße in der Levada, baumeln. Ich genieße den Style, und zwar ausgiebigst. Alles dobrze! Für mich als Wasser-Fan to the max ist das Levada-System natürlich eine Offenbarung. Saugeil! Ich verspreche mir selbst, zeitnah und dann für einen längeren Zeitraum wieder hierher zu kommen und zu wandern, bis die Latschen erneut qualmen.

Das Unwetter der letzten Tage zeigt Wirkung. Hier und da muss ich umgestürzte Bäume übersteigen. Hier und da ist die Levada verstopft und Wasser tritt aus. Komme mir hin und wieder wie so oft wie ein dicker, ungelenker Affe vor, komme aber dennoch gut voran. Muss immer wieder stehen bleiben und die atemberaubenden Landschaft aufsaugen. Madeira weiß zu begeistern! Habe schon vieles gesehen, aber sowas noch nie.



Küstenautobahn vom Flughafen nach Funchal in Sicht
Küstenautobahn vom Flughafen nach Funchal in Sicht
Ende meiner ersten, gewiss aber nicht letzten Levadawanderung, am Ortsrand von Assomada
Ende meiner ersten, gewiss aber nicht letzten Levadawanderung, am Ortsrand von Assomada
Ende meiner ersten, gewiss aber nicht letzten Levadawanderung, am Ortsrand von Assomada
Ende meiner ersten, gewiss aber nicht letzten Levadawanderung, am Ortsrand von Assomada

Ich erreiche schließlich das Ortszentrum von Assomada und halte Ausschau. Nach einem Supermarkt und einer Bushaltestelle. Rund um die Kirche herum befinden sich ein Mini-Heimwerkermarkt, eine Kneipe und eine Bäckerei. Kein Supermarkt. Mist, stehe kurz vor der Dehydration, denn meine Trinkwasservorräte sich längst erschöpft und ich habe nicht gerade wenig Flüssigkeit während der wunderschönen, aber bis zum Erreichen der Levada doch recht anstrengenden Wanderung verloren.


Kirche von Assomada, Madeira

An der Hauptstraße latsche ich gen Funchal und zurück Richtung Flughafen, entdecke aber auch hier keine Versorgungsmöglichkeit. Lediglich eine Grundschule. Ich betrete das Schulgebäude und werde von einem Wachmann rüde gefragt, was ich hier krummes zu treiben gedenke. Dass ich die Toiletten der lieben Kleinen suche, verschweige ich an dieser Stelle und sage einfach nur dass, was Phase ist: nämlich, dass ich den Tod durch Verdursten fürchte und Trinkwasser brauche. Sieh an, ich darf in ein mit einem Wasserhahn ausgestattetes Aufenthaltszimmer und mich mit herrlich kaltem Kranwasser vollaufen lassen. Werde dabei jedoch nicht aus den Augen gelassen. Bei der Gelegenheit frage ich meinen Schatten gleich mal nach der Busverbindung in die Inselhauptstadt. Sieh mal einer an, manchmal läuft´s einfach: die Busse befindet sich direkt auf der anderen Straßenseite.

Kaum sitze ich in dem gläsernen Wartekabuff, fängt es an zu regnen. Und zwar heftig. Ein Studium des aushängenden Fahrplans scheitert und so registriere ich erfreut, dass die Haltestelle sich nach wenigen Minuten zu füllen beginnt. Eine Viertelstunde später heize ich im Linienbus, Kurve um Kurve, nach Funchal.

Im Linienbus von Assomada nach Funchal
Im Linienbus von Assomada nach Funchal

In Funchal steige ich aus dem Bus und plötzlich hört es auf zu regnen. Die ganze halbstündige Fahrt über hatte es duchgeregnet und nun das. Da meint es der Wettergott definitiv gut mit mir. In Funchal latsche ich frei Schnauze, der Intuition folgend, durch die Altstadt, die Einkaufsstraßen und an den Hafen. Hier und da werden Flussmündungen und Hafenbecken ausgebaggert. Wegen der katastrophenähnlichen Wetterverhältnisse in den letzten Tagen und Wochen scheint exorbitant viel Geröll aus den Bergen abwärts transportiert worden zu sein.

Botanischer Garten, Funchal
Botanischer Garten, Funchal

Yachthafen, Funchal, Madeira
Yachthafen, Funchal, Madeira

Den Sonnenuntergang will ich am Punta Garajau, zu Füßen der Jesusstatue ansehen. Also begebe ich zur Bushaltestelle und freue mich erneut über ein perfektes Timing. Ich schaffe es nicht einmal, auf den Fahrplan zu schauen, denn unmittelbar nach meiner Ankunft kommt die 155a um die Ecke und bringt mich bis direkt vors Hotel Dom Pedro Garajau. Die 155a fährt stündlich oder so, von daher habe ich mal wieder so richtig Glück! Es gibt übrigens zwei 155er-Busse. Gestern erwischte ich auf der Rückfahrt den ohne "a" im Namen und musste eine steile, gut 2,5km lange Strecke hinunter nach Garajau per Pedes bewältigen. Heute ist dies bekanntlich nicht nötig, jippieh! Im Obst- und Gemüseladen bersorge ich mir ein gesundes Abendbrot sowie einen gekühlten Humpen Coral. Anschließend marschiere ich hinunter ans Cap.

Punta Garajau mit Jesus-Statue, Madeira
Punta Garajau mit Jesus-Statue, Madeira

Gestern dache ich noch, dass die Seilbahn vom Punta Garajau hinunter an den seitens der lokalen Tourismusverantwortlichen euphemistisch "Praia Garajau" genannten Küstenabschnitt saisonbedingt dicht ist. Es lag jedoch anscheinend lediglich am Wetter, denn heute verkehrt sie. Bis 18h. Sieh an, es ist gerade erst 17:15h, also kaufe ich das Returnticket für schmale 2,-€ und fahre runter ans Meer.

Seilbahn von Garajau, Madeira
Seilbahn von Garajau, Madeira

Es wurmt mich massiv, dass ich noch immer nicht in den Fluten des Atlantik gebadet habe, doch auch hier muss ich den Gedanken daran, mal eben in die Fluten zu springen, rasch zu Grabe tragen. Die Brandung ist enorm und von einem Strand kann nach meinem Dafürhalten keinesfalls die Rede sein. So beobachte ich fasziniert die Brandung und fahre um kurz vor 18h wieder nach oben. Die Seilbahn verkehrt also auch im Winter, sauber!

Brandung am Punta Garajau ("Praia de Garajau")
Brandung am Punta Garajau ("Praia de Garajau")
Seilbahn von Garajau
Seilbahn von Garajau
Praia Garajau, Madeira
Praia Garajau, Madeira
Punta Garajau, "Bergstation" der Seilbahn vom/zum "Strand, Madeira
Punta Garajau, "Bergstation" der Seilbahn vom/zum "Strand, Madeira

Ich okkupiere die bereits gestern beehrte, optimal ausgeleuchtete Asselbank und freue mich über den stimmungsvollen Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang über dem Atlantik, Madeira
Sonnenuntergang über dem Atlantik, Madeira
Blick hinunter auf den "Praia" von Garajau
Blick hinunter auf den "Praia" von Garajau

Komme mit einem französischen Paar ins Gespräch und genieße dessen Anwesenheit. Versabbeln locker eine Stunde, da die beiden 23-mäßig ausgerechnet aus Muret kommen. Ach ja, Muret. Schwelge selbst heute, beim verfassen des Berichts über den Madeira-Trip, in Erinnerungen an den genialen und so wegweisenden Schüleraustausch in Jugendjahren. Es wird, das merke ich dabei, dringend Zeit, mal wieder (Festland-) Frankreich meinen Besuch abzustatten (wenig später loggte ich unter Opodo-100er-GS-Einsatz Paris ein... ).

Auf dem Weg zurück zum Hotel Dom Pedro Garajau komme ich an einer extrem gut besuchten Kneipe vorbei. Da steppt der Bär, wie man vor Jahrzehnten zu sagen pflegte. Oder der "Papst im Kettenhemd" (den Spruch fand ich schon immer übelst kacke!). Wie auch immer. Ich werfe einen Blick in die Lokalität, in der es außer mir offensichtlich keine anderen Touris, dafür aber etliche halb verkleidete Gäste hat. Die Preise sind sensationell. Das 0,3L-Coral vom Fass kostet 1,20€. An der Theke komme ich mit einheimischen Hangarounds ins Gespräch und versacke bis kurz vor Mitternacht. Dann siegt die Raison. Ein wenig RTL-Müll, dann reise ich ins Dreamland.

Locals-Kneipe in Garajau - Daumen hoch!
Locals-Kneipe in Garajau - Daumen hoch, und zwar für diese wunderschöne, einzigartige Insel und das während des Trips bislang so optimale Timing (Wetter, Öffis etc. )

Tag3:

Nehme das Frühstück mit und rufe Manuel an, der mich für 15,- Tacken zum Flughafen fährt. Auf den Transferbus und das damit verbundene, sich ewig in die Länge ziehende nervtötende Hotelabgrasen habe ich keinen Bock.
Am Flughafen Madeira angekommen suche und finde ich ein ideales Plätzchen, um von der beeindruckenden und garantiert nicht zum letzten Mal besuchten Insel im Atlantik stilecht wie gebührend Abschied zu nehmen und bis dato leere Seiten Im Tb zu füllen.

Aeroporto Da Madeira
Aeroporto Da Madeira
Bye, Bye, Madeira!
Bye, Bye, Madeira!

Nach einem zweistündigen Zwangsaufenthalt (einen Direktflug von Madeira nach Hannover gab es auf der Rückreise leider nicht) in Nürnberg erreiche ich, locker rechtzeitig um den Diensten der Taxifahrer ausweichen und eine S-Bahn ins Herz der niedersächsischen Hauptstadt nehmen zu können, Hannover.

Am Nürnberger Flughafen gibt es übrigens keinen Supermarkt wie in Hannover, dafür aber einen normalpreisigen Mc Made. Schön raus aus dem Flughafenbereich, einen Chickenburger reingeworfen und ab zurück hinter die SiKo.

Atom!
Atom!

Fazit? Wiederholungsgefahr!