Kurztrip zum Jahreswechsel, Dezember 2016
Wien, Bratislava, Devinska Nova Ves, Sandberg, Petrzalka , Ruzinov, Hainburg an der Donau

Tag1 - Tag2 - Tag3

Tag1:

Zum Jahreswechsel haut Euro- beziehungsweise Germanwings kurzfristig Restplätze zu Preisen raus, die meinen Buchungsfinger zucken lassen. Das Gesamtpaket stimmt und ist schnell geschnürt. Da ich mich in den zu besuchenden Gegenden bereits von etlichen vorherigen Besuchen bestens auskenne muss ich im Vorfeld kaum recherchieren und weiß, was mich tolles erwartet. Ziel ist es unter anderem, einige Lücken in und um Bratislava herum zu schließen und endlich mal Hainburg an der Donau, bisher sträflichst vernachlässigt, genauer unter die sprichwörtliche Lupe zu nehmen. Genug der vielen (Vor-) Worte, los geht´s. Als erstes platziere ich mal eine Karte zur groben Übersicht, damit Du weißt wo es denn eigentlich hingeht.

In aller Herrgottsfrühe mache ich mich auf den Weg zum heimischen Flughafen. Klar fällt es wie immer schwer, aus dem Arsch zu kommen und loszumachen aber die Belohnung in Form einer frühen Ankunft im Zielgebiet weiß wie üblich für alle Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.


Als erstes latsche ich zum Hannoveraner Hauptbahnhof

Alles verläuft planmäßig. Aufgrund extrem hoher Kapazitätsauslastung im Jet von HAJ nach VIE muss ich leider mit dem Platz am Gang leben, was den Drift ins Reich der Träume erschwert. Ein Fensterplatz war leider nicht mehr kostenneutral auswählbar. Nichtsdestotrotz gelingt es mir, gekonnt wegzuknacken und so werde ich erst kurz vor der Landung durch eine Flugbegleiterin zurück ins wahre Leben geholt. Sie fässt an meine Schulter und fragt, ob bei mir alles in Ordnung sei. Die Frage bezieht sich jedoch ausschließlich auf mein aktuelles Befinden und so antworte ich mit "ja", richte mich auf und verzichte auf eine ausufernde, alle Facetten meiner derzeitigen (komfortablen) Lebenssituation erörtertenden Schilderung.


Gelandet in Wien Schwechat

Es gilt sich zu sputen, um die S7 Richtung Floridsdorf, die um 8:48h abfahren wird, zu erreichen. Zeit gilt es bei den saisonbedingt erschreckend kurzen Tageslängen gewiss keine zu verlieren und so eile ich zum ÖBB-Ticketpunkt, der sich am Niedergang zu den Gleisen befindet. Rasch besorge ich das Tarifzonenticket bis Schwechat und eine 24h Karte der Wiener Linien. Zahle weniger als zehn Tacken, fair. Nicht "real", aber fair.


Nebenbuhler der Öffis ist der private CAT (City Airport Train), dessen Mehrpreis sich gemessen an der geringen Zeitersparnis meines Erachtens überhaupt nicht ausgeht
Bahnstation des Flughafens Wien-Schwechat
Bahnstation des Flughafens Wien-Schwechat

Exakt um 8:48h geht die Fahrt gen Zentrum los. Als erstes passiere ich den Schauplatz etlicher vergangener Final- wie Zwischenasseleien: Mannswörth. Was diesen Platz viele Jahre lang so unwiderstehlich (sowohl für Ulf als auch für mich) gemacht hat ist außenstehenden, normal tickenden Menschen gegenüber nicht vermittelbar also versuche ich es auch gar nicht erst. Nur soviel: es hat immer Laune gemacht. Besonders hoher Beliebtheit erfreute sich bei unseren gemeinsamen Besuchen übrigens stets der Felsbrocken auf der Grünfläche im Kreisverkehr [eigenes Foto (Sommer 2012)].

Blick aus der Bahn auf einen Schauplatz etlicher vergangener Final- wie Zwischenasseleien: Bahnhaltepunkt der S7 namens Mannswörth
Blick aus der Bahn auf einen Schauplatz etlicher vergangener Final- wie Zwischenasseleien: Bahnhaltepunkt der S7 namens Mannswörth


Mit etwas mehr Zeit zum Verweilen bietet sich wenige Gehminuten entfernt ein lauschiges wie stressfreies Plätzchen auf einem Acker. Nachfolgend ein paar Impressionen von eben jenem Ort bei dem S7-Haltepunkt Mannswörth, aufgenommen zum Abschluss der Donauradweg-Tour 2012.

Asselplatz-Acker beim Mannswörther S-Bahn-Haltepunkt
Asselplatz-Acker beim Mannswörther S-Bahn-Haltepunkt
Liebreizendes Mannswörth (es gibt, das will ich gar nicht verschweigen, auch eine Siedlung mit Häusern, Einwohnern, G´schäfterln, Unterkünften und so, keine Frage)
Liebreizendes Mannswörth (es gibt, das will ich gar nicht verschweigen, auch eine Siedlung mit Häusern, Einwohnern, G´schäfterln, Unterkünften und so, keine Frage)
Blick vom Acker Richtung Flughafen Wien-Schwechat samt charakteristischem Tower
Blick vom Acker Richtung Flughafen Wien-Schwechat samt charakteristischem Tower
Air Berlin?
Air Berlin?


Herbst 2011: so schaut die Bahnstation Mannswörth in der Totalen aus
Herbst 2011: so schaut die Bahnstation Mannswörth in der Totalen aus


So, nun habe ich genug mit Mannswörth gelangweilt. Zurück zum Tagesgeschehen. Am Bahnhof Rennweg steige ich um in den nächstbesten Zug Richtung Hauptbahnhof.

Umstiegspunkt Wien-Rennweg
Umstiegspunkt Wien-Rennweg
Wien Hauptbahnhof
Wien Hauptbahnhof

Almählich gewöhne ich mich an die Existenz des Wiener Hauptbahnhofs, dessen Entstehen ich quasi von der Grundsteinlegung an über all die Jahre beobachten und verfolgen durfte.

Blick auf den noch im Enstehungsprozess befindlichen Wiener Hauptbahnhof, Juli 2012
Blick auf den noch im Enstehungsprozess befindlichen Wiener Hauptbahnhof, Juli 2012

Im Untergeschoss gibt es, diese Info dürfte den einen oder anderen Wienreisenden interessieren, einen Eurospar. Dieser hat allerdings sonntags geschlossen. Sonntags wartet ein Spar Express, im Erdgeschoss situiert, auf Kundschaft. Des Weiteren gibt es sowohl am Westbahnhof als auch am Bahnhof Praterstern auch sonntags geöffnete, normal bepreiste Einkaufsoptionen für Lebensmittel.

Das Hotel meiner Wahl ist heute aufgrund mein Budget sprengender Preise ausnahmsweise mal nicht das Austria Trend am Theresianeum sondern ein bislang unbekanntes Haus: das AZIMUT Vienna Delta Hotel. Dieses Hotel befindet sich praktischerweise wenige Meter vom Wiener Hauptbahnhof entfernt und somit in für meine Belange perfekter Lage. Auch der Preis kann sich in diesem Fall, letzten Endes einer bemerkenswerten (den üblichen Leuten wohlbekannten) Rabattaktion eines namhaften Reiseveranstalers wegen absolut sehen lassen und so brauchte ich bei der Wahl des Quartiers nicht lange zu überlegen.

Blick auf das "AZIMUT Vienna Delta Hotel", vom nahegelegenen Wiener Hauptbahnhofs aus auf Schusters Rappen kommend
Blick auf das "AZIMUT Vienna Delta Hotel", vom nahegelegenen Wiener Hauptbahnhof aus auf Schusters Rappen kommend

Sieh an, ich darf bereits das Zimmer beziehen. Rasch optimiere ich den Inhalt der mich seit nun auch wieder locker fünf-sechs Jahren begleitenden Neuen Hüpferlitasche und erfreue mich an der geräumigen, sauber und gepflegt daherkommenden Bude in welcher es mir an nichts fehlt. Kurz gönne ich mir den Luxus einer Verschnaufpause in der Horizontalen, ehe ich mich ins Zentrum begebe.

Kurze Verschnaufpause in der Horizontalen; ja, ich weiße es ja selbst, dass ich die Latschen anstandshalber hätte ausziehen sollen...
Kurze Verschnaufpause in der Horizontalen; ja, ich weiß es ja selbst, dass ich die Latschen zumindest anstandshalber (als auch aus hygienischen Gründen) hätte ausziehen sollen...

Es ist kalt und grau, doch bin ich mit dem Wetter zufrieden. Denn es ist nahezu windstill und trocken, keine Selbstverständlichkeit Ende Dezember. Ich latsche zunächst zur U-bahn-Station der Linie 1 namens Keplerplatz und komme dabei durch die Fußgeherzone "Favoritenstraße", in der sicher mal mehr los war.

Favoritenstraße, gen Süden fotografiert
Favoritenstraße, gen Süden fotografiert

Hinter einer sehenswert-trashig gestalteten Fassade befindet sich das Columbus-EKZ, welches einen Merkur Supermarkt für mich bereit hält, in welchem ich meinen Tagesproviant erwerbe.

Hinter einer sehenswert-trashig gestalteten Fassade befindet sich das Columbus-EKZ
Hinter einer sehenswert-trashig gestalteten Fassade befindet sich das Columbus-EKZ, Wien Favoriten
Favoritenstraße, gen Norden fotografiert
Favoritenstraße, gen Norden fotografiert

Die Favoritenstraße hat Charme, Atmosphäre und Style, keine Frage. Dennoch gebietet es sich mir aufgrund der aktuellen Tageskürze, langsam aber sicher zum mittlerweile als "Classic Walk" bekannten Sehenswürdigkeits-Abklapper-Spaziergang durchzustarten, der heute in reduzierter Form vollzogen wird. Also ab unter die Erdoberfläche, und zwar an der Haltestelle Keplerplatz.

U1-Haltestelle Keplerplatz
U1-Haltestelle Keplerplatz
U1-Haltestelle Keplerplatz
U1-Haltestelle Keplerplatz (Leute, die sich nun angesprochen fühlen sollten die Botschaft beherzigen)

Grob beschrieben fahre ich bis zum Karlsplatz und latsche dann vorbei am Opernhaus Richtung Michaelerplatz und Hofburg. Anschließend durch die Einkaufsstraßen Kohlmarkt und Graben zum Stephansplatz, wo sich die Frage nach dem Platz für den feierlichen und wiegesagt viel zu früh stattfindenden Tagesausklang stellt. Ich merke gerade, dass eine Übersichtskarte an dieser Stelle angebracht ist (beim genauen Studium wird dem interessierten Leser dieser Zeilen übrigens schon jetzt deutlich, für welche der beiden Top-Asselplätze ich mich später entscheiden werde).

Am Karlsplatz angekommen werfe ich einen Blick auf das namensgebende Gotteshaus.

Karlskirche, Wien
Karlskirche, Wien


Im Sommer sah es hier natürlich um Längen schöner aus (das Foto wurde aufgenommen im August 2016), da der Brunnen damals nicht "gedeckelt" und zum Fundament eines Weihnachtsmarkts umfunktioniert daher kam.

Wiener Karlskirche, August 2016
Wiener Karlskirche, August 2016


Im Prinzip läuft ein Wienbesuch meinerseits stehts nach dem gleichen von Stammlesern sicher längst durchschautem Muster ab. Ankommen, Krempel im Hotel (idealerweise im bereits bezugsfertigen Zimmer) deponieren und den "Classic Walk" entlang der bekanntesten Sehenswürdigkeiten im Zentrum starten. Hin und wieder schließe ich eine Lücke und entdecke Neuland, allerdings wahrlich nicht immer. Nachmittags zieht es mich dann nach Hütteldorf an einen meiner liebsten Verweilorte überhaupt, an den Wienfluss. Dort bleibe ich dann eine Weile und genieße das reine Dasein, den puren Augenblick (und so... ), ehe es zurück zum Hotel und am Folgetag meist schon wieder weiter (CZ, H oder SK) oder aber nach Hause geht. Schon oft wurde ich gefragt, ob mir das Prozedere auf Dauer nicht fad wird. Wird es absolut nicht. Sonst würde ich das alles ja nicht ständig wiederholen.

Ich drehe nun also meine abgespeckte Runde zum Stephansdom und schaue mir die begeisternden Bauten und Ensembles zum x-ten Mal erfreut an.

Karlsplatz
Karlsplatz

Opernhaus
Beginn der Wiener Einkaufsmeile Nr.1, der Kärntner Straße
Beginn der Wiener Einkaufsmeile Nr.1, der Kärntner Straße

Albertina

Links: Augustinerkirche

Wäre der Namensgebung nach genau der richtige Laden für mich...

Josefsplatz mit Kaiser-Joseph-Denkmal und Österreichischer Nationalbibliothek
Hofburg
Hofburg
Hofburg
Hofburg
Michaelskirche
Michaelskirche
Blick aus der Straße "Kohlmarkt" zurück Richtung Hofburg
Blick aus der Straße "Kohlmarkt" zurück Richtung Hofburg
Relikt gemeinsamer Zeiten mit dem (heutzutage in vielen Bereichen beneidenswerten) Nachbarland Ungarn
Relikt gemeinsamer Zeiten mit dem (heutzutage in vielen Bereichen beneidenswerten) Nachbarland Ungarn
Stephansdom
Stephansdom

Die Runde war wieder schön, obwohl sie umfänglich deutlich abgespeckt stattfinden musste und so stehe ich vorm Stephansdom. Immer wieder beeindruckend anzusehen. Inzwischen ist es tatsächlich an der Zeit, einen Asselplatz fürs Tagesfinale auszuwählen. Normalerweise gibt es da gar nichts zu überlegen, ist doch der seit nun schon sieben Jahren regelmäßig frequentierte Platz am Wienfluß nahezu konkurrenzlos. Frei jeglicher Konkurrenz jedoch ist das Hütteldorfer Idyll, deshalb die Einschränkung, nicht. Es gibt einen Nebenbuhler, den ich am letzten Tag des Bratislava-Znojmo-Wien-Trips im März 2014 entdeckte (hier kannst Du dir den kompletten, vorübergehend wieder hochgeladenen Trip-Report dazu reinziehen). Die Rede ist von der sensationellen Nasenweg-Sitzbank. Am Wienfluss dürfte es arg frostig und zugig sein. Auf der Nasenweg-Bank dagegen des im Rücken liegenden und mich dort gen Westen abschirmenden Leopoldbergs wegen komplett windstill. Darüber hinaus dürfte der PSF zu dieser Zeit wesentlich niedriger als sonst und der Ausblick wie immer atemberaubend schön sein. Kurzentschlossen eile ich die Rolltreppe hinunter zur unter dem Stephansplatz befindlichen U-Bahnstation um mich mit Umstieg am Schwedenplatz auf den Weg nach Heiligenstadt zu machen (Orientierung verschafft die weiter oben eingebettete Karte, in die man rein- und rauszoomen kann).

In Heiligenstadt angekommen werfe ich einen Blick auf den Abfahrtplan und registriere, dass mir ausreichend Zeit dafür bleibt, einen Blick auf den "Karl Marx - Hof" zu werfen.


Wien Heiligenstadt: absolut sehenswerter Karl-Marx-Hof (w)

Die Buslinie 38a (Fahrplan) ist es, die halbstündlich vom Bahnhof Heiligenstadt hinauf Richtung Kahlenberg und zur Endstation Leopoldsberg fährt.

Die Linie 38a bringt einen in circa 20 Minuten hinauf auf den Kahlenberg und binnen weniger Augenblicke weiter bis zur Endhaltestelle Leopoldsberg
Die Linie 38a bringt einen in circa 20 Minuten hinauf auf den Kahlenberg und binnen weniger Augenblicke weiter bis zur Endhaltestelle Leopoldsberg

Auf dem Kahlenberg befinden sich außer einem Hotel, einem Restaurant, einem universitären Ableger, Parkplätzen, Kiosken, einer Kirche und Bushaltestellen der Linie 38a eine Aussichtsplattform, wegen der sich all die vorangestellten Einrichtungen (außer der Kirche, die war wohl schon vorher da) angesammelt haben. Eben jene Kahlenberger Aussichtsplattform bietet diversen Reiseführern und touristischen Informationsseiten zufolge den wohl besten Ausblick über Wien und da ist definitiv etwas dran. Entsprechend bekannt ist der Ort und so zieht es außer mir eine Menge anderer Besucher hierher. Der Bus jedenfalls leert sich hier.

Bushaltestelle der Linie 38a auf dem Kahlenberg
Bushaltestelle der Linie 38a auf dem Kahlenberg
Kapelle "St. Josef auf dem Kahlenberg"

Kapelle "St. Josef auf dem Kahlenberg"

Kapelle "St. Josef auf dem Kahlenberg"

Restaurant/Café bei der Kahlenberger Aussichtsterasse sowie Kapelle "St. Josef auf dem Kahlenberg"
Auf derartige Reliefs fahre ich bekanntlich total ab
Auf derartige Reliefs fahre ich bekanntlich total ab
Die 22m hohe, 1877 errichtete Stefaniewarte hat leider geschlossen
Die 22m hohe, 1877 errichtete Stefaniewarte (w) hat leider geschlossen

Top-Aussicht von der Kahlenberger Aussichtsplattform auf Wien (Klick aufs Bild empfohlen)

Eine knappe halbe Stunde Aufenthalt habe ich auf dem Kahlenberg, ehe der Bus mich weiter zur Endstation, zum 425m hohen Leopoldsberg (w) bringt. Fazit zur Aussichtsplattform: in der Tat bietet sich von hier aus die wohl umwerfendste Sicht über Wien. Nicht zu verachten ist jedoch auch der sich vom Lainzer Tiergarten aus bietende Wienblick sowie die Sicht vom Fernsehturm. Und natürlich jene von der nun im Fokus liegenden perfekten Asselbank auf halber Strecke des Nasenwegs (w) vom Leopoldsberg hinunter ins Kahlenbergerdorf.


Das Wien eine Pracht und wunderschön ist stellt offenkundig schon lange kein Geheimnis mehr dar - der Verfasser dieser Zeilen kann meine wiederkehrenden Besuche jedenfalls gewiss nachvollziehenWien, vom Kahlenberg aus betrachtet
Wien, vom Kahlenberg aus betrachtet

Exakt eine halbe Stunde nach meinem Ausstieg an der Bushaltestelle auf dem Kahlenberg steige ich in die nächste 38a und lasse mich die paar Minuten zum Leopoldsberg chauffieren.

Da ist, die nächste 38a die mich zur Endstation auf dem Leopoldsberg bringt
Da ist, die nächste 38a die mich zur Endstation auf dem Leopoldsberg, dem nordöstlichsten Ausläufer des Wienerwaldes, bringt

Nach wenigen Schritten begegne ich dem den an der Befreiung von den Türken beteiligten ukrainischen Kosaken, die sich angesichts der derzeitigen politischen Ereignisse vermutlich im Grabe herumdrehen, gewidmeten Denkmal und halte kurz inne.

Dem den an der Befreiung von den Türken beteiligten ukrainischen Kosaken, die sich angesichts der derzeitigen politischen Ereignisse vermutlich im Grabe herumdrehen, gewidmetes Denkmal
Dem den an der Befreiung von den Türken beteiligten ukrainischen Kosaken, die sich angesichts der derzeitigen politischen Ereignisse vermutlich im Grabe herumdrehen, gewidmetes Denkmal

Das Gelände rund um die Kirche St. Leopold ist ebenso gesperrt wie das Gotteshaus selbst. Kaum zu glauben, aber wahr. So (fremdes Foto) sah es einst aus, als man sich der Kirche noch nähern durfte. Unerklärlicherweise ist das Areal anscheinend dem Verfall preisgegeben. Dennoch ist es möglich, eine Runde drumherum zu drehen und auf diese Weise einen Blick Richtung Nordwesten zu erhaschen.

Das war damals ein Grund zu großer Freude
Das war damals ein Grund zu großer Freude

Ich drehe eine Runde ums Areal und wundere mich darüber, dass die Bauten einfach so sich selbst überlassen werden und verrotten, vergammeln und verschimmeln.

Rundgang um St. Leopold
Rundgang um St. Leopold
Blick vom Leopoldsberg auf die Donau gen Nordwesten; das Flussufer ist übrigens trotz eine Höhenunterschieds von 260m nur 400m entfernt
Blick vom Leopoldsberg auf die Donau gen Nordwesten; das Flussufer ist übrigens trotz eines Höhenunterschieds von 260m nur 400m entfernt
Blick vom Leopoldsberg auf die Donau gen Osten, auf Wien
Blick vom Leopoldsberg auf die Donau gen Osten, auf Wien

Vom Leopoldsberg aus folge ich nun auf bekanntem, steilen Pfad dem Nasenweg hinab nach Kahlenbergerdorf. Der Hangneigung von 50 bis 70 % wegen ist das Gefälle nicht von schlechten Eltern, so dass ich mich aufgrund des abschnittsweise gefrierenden wie bereits gefrorenen Bodens extrem davor hüten muss, aufs Fressbrett zu fliegen.

Links der Nasenweg, mittig bis zum rechten Bildrand hin die wunderbare Aussicht gen Osten
Links der Nasenweg, mittig bis zum rechten Bildrand hin die wunderbare Aussicht gen Osten (Klick aufs Bild empfohlen)

Der anderthalb Kilometer lange Nasenweg wurde bereits im 18. Jahrhundert errichtet, und zwar von einem Feldmarschall mit dem Namen Charles Joseph de Ligne. Weshalb? Weil er die Burg auf dem Leopoldsberg bewohnte. Der Nasenweg überwindet auf zwölf Kehren 250 Höhenmeter und verdankt seine wundervolle Aussichtskanzel, auf der sich die Top-Asselbank befindet, einer Umgestaltung im Jahre 1936. Der Asselplatz feiert heuer sogesehen seinen 80. Geburtstag, da passt mein Besuch doch bestens. Ach ja, seinen Namen verdankt der Panoramaweg, der sich bei den lokalen Sportlern großer Beliebtheit als Fitnessparcours erfreut (was zu einem nicht zu verleugnenden mitunter überraschend hohen PSF führt) dem im Volksmund "Nase" genannten Steilhang des Leopoldbergs. Einen Besuch kann ich jedem Wien-Besucher wärmstens empfehlen. Mit der U-Bahn nach Heiligenstadt, von dort aus (wenn das Zeitpolster reicht inklusive halbstündigem Zwischenstopp an der Kahlenberger Aussichtsplattform) mit der 38a bis zur Endstation und zu Fuß dem Nasenweg folgend nach Kahlenbergerdorf. Von dort aus dann mit dem Bus wieder zurück nach Heiligenstadt. Keine große Sache, vom Aufwand her. Und dennoch lohnenswert und, weshalb auch immer, recht unbekannt. Wie gesagt, der Kahlenberg findet mit seinem touristischen Angebot nahezu überall Erwähnung (und ist dadurch ab und zu regelrecht überlaufen, da phasenweise mehrere Reisebusladungen gleichzeitig am Start sind), der Leopoldsberg hingegen kurioserweise so gut wie nirgends. Das kann gern so bleiben, logisch.

Mitunter sehr steiler (nicht im Sinne von "laser" zu verstehen; lokal bedeutet "steil" nämlich soviel wie in norddeutschen Gefilden "geil") Nasenweg; es geht hinunter zum Kahlenbergerdorf
Mitunter sehr steiler (nicht im Sinne von "laser" zu verstehen; lokal bedeutet "steil" nämlich soviel wie in norddeutschen Gefilden "geil") Nasenweg; es geht hinunter zum KahlenbergerdorfBlick durch die kahlen Bäume auf die 1679 errichtete Kirche am Leopoldsberg
Blick durch die kahlen Bäume auf die 1679 errichtete Kirche am Leopoldsberg (w), die eine bewegte und final sehr unrühmliche Geschichte aufweist

Ungefähr auf der Hälfte der Strecke taucht sie plötzlich vor meinen Augen auf, die 1936 im Rahmen der Umgestaltung des Nasenwegs erschaffene Aussichtskanzel. Auf der ich den Tag ausklingen lassen will. Der sich von hier aus bietende Blick ist ebenso schön, wie ich ihn auf der inneren Festplatte damals im März des nun auch wieder lange zurückliegenden Jahres 2014 abgespeichert hatte.

Aussichtskanzel, errichtet 1936 (Nasenweg), Top-Aussicht gen Osten über Wien und Kahlenbergerdorf (bemerkenswert und höchst anregend übrigens emfinde ich die auf dem Mauerwerk am rechten unteren Bildrand gestellte Frage)
Aussichtskanzel, errichtet 1936 (Nasenweg), Top-Aussicht gen Osten über Wien und Kahlenbergerdorf (bemerkenswert und höchst anregend übrigens emfinde ich die auf dem Mauerwerk am rechten unteren Bildrand gestellte Frage)

Einziger Wermutstropfen ist der Umstand, dass die einst mittig auf der Kanzel platzierte und somit mit einem perfekten Panoramablick gesegnete Sitzgelegenheit (siehe Foto unten) mittlerweile demontiert wurde.


Foto der angesprochenen Bank, aufgenommen im März 2014:

Schade, dass diese Top-Asselbank zwischzeitlich verschwunden ist
Schade, dass diese Top-Asselbank zwischzeitlich verschwunden ist


Der Platz ist dennoch absolut laser und weiß wie erwartet zu begeistern. Anstelle der ehemaligen Bank bietet mir nun eine seitlich platzierte Variante aus Beton die Gelegenheit, mich einzurichten und vorübergehend Wurzeln zu schlagen. Und so mache ich das, was ich in derartigen Situationen am Liebsten mache und genieße die Zeit. Ich fülle Seiten, stehe hin und wieder auf um mich ans Geländer zu stellen und meinen Blick fasziniert umherschweifen lassen zu können und denke über die an die Wand gesprühte Frage nach. Nach reiflicher, selbstkritischer wie reflektionierter Überlegung komme ich zu dem Schluss, dass mein Wille zur Freiheit stark ausgeprägt und noch immer omnipräsent ist. Und das ist auch gut so.

Top-Aussicht über das Kahlenbergerdorf hinweg auf die Donau und Wien
Top-Aussicht über das Kahlenbergerdorf hinweg auf die Donau und Wien (Klick aufs Bild empfohlen)

Ja, der Platz begeistert mich total. Hatte ich auch nicht anders erwartet. Fast schäme ich mich dem angestammten Asselplatz in Hütteldorf gegenüber ein wenig. Aber auch nur fast. Am Wienfluss wäre es heute arg zugig und wesentlich frostiger gewesen. Ich erwähnte dies bereits. Und mal abgesehen von der Geschichtsträchtigkeit jenen Ortes ist dieser hier objektiv bewertet schöner und beeindruckender. Sommers jedoch würde ich keineswegs auf den meine strapazierten Mauken kühlenden Wienfluss verzichten wollen, weshalb ich jetzt und hier festlege, dass es fortan saisonal unterschiedliche Stammasselplätze in Wien für mich geben wird. Wenn es warm ist werde ich am Wienfluss stylen und wenn es kühl ist hier auf dieser sensationell atmosphärischen Nasenweg-Bank. Hugh.

Und da ich nun so häufig den Asselplatz am Wienfluss im Westen Wiens, in Hütteldorf (von dort aus kann man übrigens prima den bereits erwähnten Aussichtspunkt namens "Wienblick" im Lainzer Tiergarten per Pedes erreichen) erwähnt habe dürfen die jüngst im Oktober diesen sich nun unmittelbar dem Ende zuneigenden Jahres 2016 gemachten Fotos irgendwie nicht fehlen.


Fotos vom Asselplatz am Wienfluss, der mir seit dem ersten Besuch meinerseits im Januar 2008 immer mehr ans Herz gewachsen ist, aufgenommen im Oktober 2016:

Zugang zum Wienfluss, Hütteldorf Blick vom Top-Asselplatz am Wienfluss gen Norden
Zugang zum Wienfluss, Hütteldorf
Blick vom Top-Asselplatz am Wienfluss gen Norden
Blick vom Top-Asselplatz am Wienfluss gen Süden
Blick vom Top-Asselplatz am Wienfluss gen Süden
In und um Hütteldorf ist das Rapid-Revier flächendeckend markier Steffen Hofman Fußballgott (Rapid Wien)
In und um Hütteldorf ist das Rapid-Revier flächendeckend markiert
Steffen Hofman Fußballgott (Rapid Wien)


Diese ernste wie tiefgehende Frage, die sich jeder ruhig mal stellen sollte, kann ich gottlob absolut ruhigen Gewissens mich selbst mehr als nur zufriedenstellend beantworten

Dass die Zeit heute noch viel schneller als so oft vergehen würde war klar. Sonnenuntergang um 16:06h, was hätte ich da anderes erwarten können. Das farbliche Spektrum des Sonnenuntergangs sowie jenes der unmittelbar darauf folgenden "Blauen Stunde" ziehen mich in den Bann.

Schon ist sie untergegangen, die Sonne...
Schon ist sie untergegangen, die Sonne... (Klick, auch doppelt, lohnt)

Ich lehne mich gegen das Geländer, lasse meine Trommelfelle von zum Gesamtpaket passenden Klängen massieren und genieße den Augenblick. Wieder einer dieser Momente, für die ich den ganzen "Scheiß" mache.

Langsam aber sicher wird Wien zu einem Lichtermeer, es wird von Sekunde zu Sekunde dunkler
Langsam aber sicher wird Wien zu einem Lichtermeer, es wird von Sekunde zu Sekunde dunkler

Rechtzeitig vorm Einsetzen der sprichwörtlich zu verstehenden Schockstarre setze ich meinen durchgefrorenen Körper in Bewegung und latsche talwärts. Lange hätte ich es eh nicht mehr aushalten können ohne Erfrierungen davon zu tragen, glaube ich. Auf den Versuch lasse ich es aus nachvollziehbaren Gründen jedenfalls nicht ankommen. Mit dem Bus fahre ich nach Heiligenstadt und latsche zur U-Bahn.

Erstaunlich wenig los am U-Bahnhof Heiligenstadt...
Erstaunlich wenig los am U-Bahnhof Heiligenstadt...

Von Heiligenstadt aus fahre ich zurück zum Keplerplatz. Während der Fahrt stelle ich fest, dass ich Wien nun nahezu lückenlos (bezogen auf meine Interessen und Bedürfnisse) abgegrast und, um in den Groundhopperslang zu verfallen, komplettiert habe. Eine einzige Attraktion fehlt noch um endgültig den Haken setzen zu können, und zwar der Besuch des sich exakt gegenüber des Leopoldbergs befindlichen Bisambergs. Den Bisamberg hätte ich auch heute schon "machen" können aber ich wollte bei der Kürze des diesmaligen Aufenthalts in Kombination mit der des Tages an sich keinerlei Risiko eingehen. Der Bisamberg wird keinesfalls mit dem Leopoldsberg mithalten können, böte jedoch neue Blickwinkel. Mal sehen, was die nähere Zukunft triptechnisch so bringt. Zukunftsmusik.

Auf dem Weg zurück zum Hotel kehre ich noch kurz ins Gasthaus Lendl ein, welches zu begeistern weiß. Anders ist es nicht zu erklären, dass ich mir tatsächlich einen halben Liter Gösser vom Fass genehmige, obwohl ich schon morgen in der Slowakei sein werde, wo es Frischgezapftes für einen Drittel des hier zu zahlenden Preises zu erwerben geben wird. Während meines halbstündigen Aufenthalts komme ich mit den Hangarounds ins Gespräch, sehr interessant. Wer mal auf der Ecke ist und Bock auf einen der letzten verbliebenen gutbürgerlich-rustikal-authentischen Gasthof in Favoriten (in fußläufiger Hauptbahnhofsnähe) hat, sollte mal ins Lokal reinschauen. Die Küche soll den anwesenden Stammgästen nach preiswert und schmackhaft sein, ganz besonders der Mittagstisch.

Zurück in der Bude schalte ich kreuz und quer durch die TV-Sender und begebe mich recht bald in den revitalisierenden Schlafmodus.

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