Kurztrip in den Iran
Esfahan/Isfahan und Tehran/Tehran
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Pegasus Airlines macht mir im noch jungen Jahr ein nicht ablehnbares Angebot. Okay, in der letzten Zeit häuften sich derartige Offerten aber diesmal musste ich einfach nochmals meinen Buchungsfinger zucken lassen und die extrem preiswerten Flüge von Stuttgart via Istanbul Sabiha Gökcen nach Teheran Imam Khomeini einloggen. Anschlussflüge von und nach Hannover waren schnell gefunden und kosteten mit Germanwings weniger als entsprechende Bahnfahrten (billiger als die sogenannten Sparpreise).

Die Flüge hatte ich spontan, einem Impuls folgend, gebucht. Anschließend stellte sich heraus, dass das Visum für meinen Besuch in der Islamischen Republik nicht ganz so einfach und schon gar nicht für den sprichwörtlichen Appel und ein Ei zu haben sein würde. Als erstes besorgte ich mir eine Einladung des zuständigen iranischen Ministeriums und zahlte dafür 50,-$ mittels Western Union Money Transfer an eine auf diese Dienste spezialisierte Agentur. Nach knapp zwei Wochen hatte ich die sogenannte Referenznummer und musste zum Hamburger Konsulat fahren. Dort füllte ich ein Formular aus, nannte die Referenznummer, zahlte brav 125,-€, überreichte meinen Reisepass (ohne israelischen Stempel und noch mindestens sechs Monate gültig) sowie ein Passbild und wartete kurz. Nach zehn Minuten hatte ich das Visum im Pass. Anschließend besorgte ich mir einen Batzen USD und EUR in kleinen Scheinen, da ich im Iran keine Kohle abheben kann. Dem Trip stand nun nichts mehr im Weg.
Auf geht´s!

Tag1: Anreise von Hannover via Stuttgart-Echterdingen, Vaihingen und Istanbul Sabiha Gökcen

Morgens begebe ich mich zum Flughafen Hannover und mache die kuriose Entdeckung, dass alle Züge über Hannover Hbf gehen.

Keine allgemeingültige Aussage
Alle Wege führen nach Rom, alle Züge über Hannover - vom HAJ-Airport aus stimmt die Aussage...
HAJ
HAJ

Den kurzen Flug mit Germanwings von Hannover nach Stuttgart-Echterdingen verpenne ich gekonnt auf einer 3er-Reihe, die ich trotz guter Auslastung des Fliegers für mich alleine habe. Es lohnt sich immer wieder, als letzter Passagier den Jet zu betreten. In Stuttgart habe ich locker fünf Stunden zu überbrücken. Eine Asselei am Airport kommt daher nicht in Frage. Ein Besuch in der Landeshauptstadt ebenfalls nicht. Ich entscheide mich für Vaihingen, bestens bekannt wegen der dort hergestellten Fruchtsäfte.


Die Bahn vom Flughafen Stuttgart-Echterdingen Stadteinwärts steht schon bereit

Hätte ich mich bloß auf das bewährte Black-Ticket verlassen. Eine Fahrscheinkontrolle findet, wie sollte es auch anders sein, natürlich nicht statt. In Vaihingen verlasse ich den Bahnhof und schlendere durch einen winterlichen, dennoch gepflegten Park Richtung Zentrum. In diesem schönen Park befindet sich ein hübscher Brunnen, der "Mutter-und-Kind-Brunnen".

Stadtpark Vaihingen
Stadtpark Vaihingen
Mutter-und-Kind-Brunnen, Vaihingen
Mutter-und-Kind-Brunnen, Vaihingen

Vaihingen hat natürlich kaum etwas zu bieten. Jedenfalls nichts spektakuläres. Und so latsche ich durch die Kleinstadt, lasse mich einfach treiben und schaue mir alles genau an.

Vaihingen
Vaihingen
Vaihingen
Vaihingen
Vaihingen
Vaihingen
Vaihingen
Vaihingen


Traumhafte Auswahl zu raisonablen Preisen im Vaihinger Kaufland

Die fünf Stunden Asselzeit in Vaihingen an der Enz gehen letzten Endes schnell vorbei und schon sitze ich wieder in der S-Bahn zum Flughafen Stuttgart-Echterdingen (w). Auf der kurzen Strecke nutze ich das Black Ticket und fahre bestens. Hätte es auch schon auf dem Ritt vom Flughafen STR nach Vaihingen (w) nutzen sollen. Aber nein, ich musste mal wieder vollkommen sinnloserweise den Ticketautomaten mit Münzen füttern. Am Check In Desk von Pegasus Airlines wirft mein Erscheinen Fragen bei der Angestellten auf. Ja, ich reise tatsächlich nur mit Handgepäck in Form meiner neuen Hüpferlitasche. Und nein, das ist kein iranisches Visum. Das auch nicht. Das da ist ein iranisches Visum. Interessant finde ich, dass die Einreiselegitimation überhaupt schon hier in Stuttgart kontrolliert wird. Was wäre denn geschehen, wenn ich keins gehabt hätte (das indische vom iranischen zu unterscheiden wäre der Dame nicht gelungen, von daher hätte vermutlich irgendein Visum mit fremden Buchstaben gereicht um sie zufrieden zu stellen)? Wäre mir dann die Mitnahme, auch schon bis Istanbul Sabiha Gökcen, verweigert worden? Wohl kaum, oder? Angeblich gibt es am Imam Khomeini International Airport am Stadtrand Teherans doch prinzipiell noch Ankunftsvisa? Okay, die Informationen häufen sich, dass man sich darauf nicht verlassen sollte, aber trotzdem. Und an und für sich kann es Pegasus Airlines doch egal sein, ob mich die iranischen Behörden ins Land lassen oder nicht. Ach was soll´s, über was mache ich da nur wieder Gedanken. Ich habe das Visum, die ausgestellte Bordkarte (bis Istanbul Sabiha Gökcen, die für den Anschlussflug nach IKA gibt´s dann in der Türkei) und noch eine Stunde Zeit bis zum Abflug.

Also schaue ich mich nochmal vor dem Stuttgarter Flughafen um.

Abflugsbereich, STR
Abflugsbereich, STR
Vor dem Abflugsbereich, STR
Vor dem Abflugsbereich, STR

Umgebung des Flughafens Stuttgart-Echterdingen (w)

Leider habe ich keine 3er-Reihe für mich alleine. Nicht mal einen Fenster-, sondern einen Gangplatz. Wenigstens bleibt die Mitte frei und ich kann ab und zu vergnarzt knacken und zucken. Auf der asiatischen Seite des Bosporus gelandet habe ich es eilig, denn ich habe Hunger und Durst. Also sprinte ich zur Passkontrolle, lass meinen Reisepass stempeln und bin froh darüber, dass der Beamte nicht über das Iran-Visum stolpert. Wie sollte ich ihm erklären, dass ich jetzt für knapp drei Stunden aus- und dann wieder einreisen will, um später nach Teheran zu jetten. Der Fahrschein für den öffentlichen Bus vom Airport Richtung City ist zwischenzeitlich sauteuer geworden. Besonders, wenn man so wie ich nur knapp zwei Kilometer mitfahren will, es aber keinen Kurztarif oder sowas gibt. Blackriden geht anscheinend nicht, also latsche ich in Richtung des nahezu unmittelbar ans das Flughafengelände angrenzende Wohngebiet, in dem es aus eigens (zusammen mit Buzz) im November vorletzten Jahres gesammelter Erfahrung eine Straße mit Migros-Supermarkt, verschiedenen Restaurants und Imbissen sowie einen Discounter gibt.


Istanbul Sabiha Gökcen (w), bennant der nach der türkischen Kampfpilotin (w)

Der Flughafen ist, wie in der Türkei üblich, streng bewacht und umzäunt. Hinter der Sicherheitsschleuse befindet sich, in Fahrtrichtung auswärts, eine Bushaltestelle. An dieser stehen viele Locals herum. Zack, da kommt ein Bus um die Ecke. Ein Linienbus. Nur die vordere Tür öffnet sich. Unaufgefordert zeigen die Zusteiger ihre personalisierten Mitfahrberechtigungen vor oder halten ihre Abo-Cards an den Validierungskasten, der stets ein grünes Licht aufflackern lässt und wohlwollend piept. Der Busfahrer interessiert sich jedoch nur für sein Smartphone und einen schrägen, anscheinend frisch heruntergeladenen Klingelton. Und so akzeptiert er stillschweigend mein Black Ticket und ich darf zwei Stationen mitfahren.

Im Wohngebiet, an der Haltestelle namens "IETT A Akgül Sitesi Duragi" (auf Googlemaps finden) steige ich aus und freue mich darüber, dass alles so ist, wie ich es in Erinnerung hatte. Alle Geschäfte sind geöffnet und das Parkgelände mit den bequemen Bänken beim Fussballplatz gibt es auch noch.


Angekommen im Wohngebiet wenige Kilometer westlich von Flughafen Sabiha Gökcen,an der Haltestelle "IETT A Akgül Sitesi Duragi" (Karte für Nachahmer und damit ich das ganze nächstes Mal schneller wiederfinde)

Ich besorge mir ein frischgebackenes, noch warmes Weißbrot, Cacik, Mineralwasser, Ayran, ´ne Banane, gefüllte Weinblätter und Salzcracker. Dazu ein Efes. Letzteres wird auch von Besuch zu Besuch teurer in der Türkei. Was soll´s, will mich hier ja nicht behacken. Bei C101 (oder so, irgendwie vergesse ich den Namen immer wieder) inspiziere ich zudem das Gewürzangebot und bin erleichtert, dass die lokale Filliale des türkischen Discounters rauhe Mengen des meinerseit so geschätzten Universalgewürzes Kekik vorrätig hat. Preis und Leistung stimmen hier wie sonst nirgends und von allen getesten Billig-Kekiks ist das von C101 meiner Meinung nach am Besten. Auf der Rückreise werde ich mir hier eindecken, soviel ist mal sicher. Nun aber ab auf die Bank im Park bei der Moschee und dem Fußballplatz. Auf dem die Flutlichtmasten angehen. Sauber, bekomme also zum späten Abendessen sogar noch gratis ein Spiel geboten. Was will ich mehr. Alles bestens!


Spätes Abendessen am Stadtrand Istanbuls

Zurück zum Flughafen gönne ich mir ein Taxi. Kostet knapp vier Euro. Am Check In Schalter erhalte ich, nachdem auch hier das Visum kontrolliert wurde, die Karte für den Flug in den Iran. Ich will hier gar nicht groß lamentieren: ja, ich habe in diesem Augenblick ein seltsames Gefühl. Der vielen Schauermärchen über den Gottesstaat wegen. Auch die gegenwärtige politische Situation in Verbindung mit dem Atomprogramm Ahmedineschads ist wohl nicht die stabilste, geschweige denn sicherste. Aber ich bin nur ein einfacher Tourist, der sich selbst ein Bild vom Iran machen will. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand im Iran damit ein Problem haben und mich behelligen könnte. Deshalb ziehe ich die Aktion selbstverständlich durch, wenn auch mit einer gehörigen Portion Respekt. Außerdem gibt es im Netz und auch von Bekannten durchaus positive Berichte über Aufenthalte im Iran. Also ziehe ich mir das Land jetzt selbst rein, Basta!

Im Flieger teile ich mir eine 3er-Reihe mit ´nem in England lebenden Iraner, der mir schon mal ansatzweise Informationen über Verhaltensregeln und Preise für Waren und Dienstleistungen gibt. Definitiv hilfreich! Die Sache mit den Iranischen Rials und dem Wechselkurs ist nämlich so eine Sache. Über eine herkömmliche Internetverbindung zum Beispiel lassen sich während meines Besuchs keine Wechselkurse aufrufen. Natürlich weiß dennoch jeder vor Ort, wieviel Landeswährung einem USD oder EUR entsprechen. EC- sowie Kreditkarten aus Deutschland funktionieren nicht, weshalb ich einen ganzen Batzen Bargeld, aufgeteilt auf verschiedene Depots und in kleinen Scheinen, mitführe. Doch dazu später mehr. Erstmal muss ich im Iran ankommen. Der Flug zieht sich, phasenweise gelingt mir ein Nickerchen und ab und zu erzählt mir der heimatstolze Reihennachbar Anekdoten und Wissenswertes über sein Land. Und über die Feinde und Freunde seines Landes. Und, dass ich als Deutscher, ich hatte danach gar nicht gefragt, garantiert nirgends auch nur ansatzweise Probleme zu befürchten habe. Da ich als Arier ja quasi Angehöriger, ein Bruder des Volks der Perser bin. Und damit, es sei denn ich verhalte mich wie ein Volltrottel, zunächst mal ein Freund und Verwandter bin, jedenfalls für jeden vernünftig und einigermaßen rund laufenden Local im Iran. Dazu bin ich auch noch ein Gast. Im Islam spielt die Gastfreundschaft eine gewaltige Rolle. Und ich werde auf großes Interesse an mir und meiner Mission stoßen, besonders in ländlichen Gebieten (die ich ja leider nicht besuchen werde, schnief!). Und dass ich bei Skepsis oder Abzieherei ruhig auf meine Herkunft und meinen Status als Vetreter des Brudervolks hinweisen soll. Na dann, mal sehen was ich von diesen erntsgemeinten, eindringlich erteilten Ratschlägen beherzigen werde.

Im Anflug auf Teheran (Karte) erahne ich ansatzweise, wie gigantisch diese Metropole sein muss. Nach der Landung stelle ich mich an die Einreisekontrolle und staune. Da stehen sich die Leute die Beine in den Bauch, nach teils sicher zeitaufwendigeren und anstrengenderen Anreisen als der meinen und es geht in der Schlange einfach nicht vorwärts. Jedenfalls nicht in der den Ausländern zugeteilten. Die Iraner sind schnell abgefertigt. Schon schließt der Schalter. Ein einziger bleibt für Ausländer geöffnet. Na toll. Nach einer knappen Stunde bin ich an der Reihe. Der Beamte ist mürrisch, wortkarg aber korrekt. So als wäre er bei der ukrainischen Bahn ausgebildet worden. Egal, ich bin drin. Ohne irgendwelche, in diesem meinigen Fall durchaus berechtigte oder dumme Fragen beantworten zu müssen. Vollkommen komplikationslos. Ich bin endlich im Iran! Yeah! Erster Eindruck: topmoderner Airport! Und anscheinend ist es, gesetzt der Fall man bringt ohne Ende Zeit und Geduld mit, tatsächlich möglich, am IKA Airport Teheran (w) Visa On Arrival ausgestellt zu bekommen. Jedenfalls habe ich einen solchen Schalter und die Warteschlange davor auf dem Weg zu Einreisekontrolle selbst gesehen. Darauf verlassen würde ich mich jedoch auf keinen Fall.

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