Kurztrip in den Iran
Esfahan/Isfahan und Tehran/Tehran
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Tag5: Teheran

Das Bad verfügt über eine Regendusche, fein. Das Frühstücksbüffet ist ebenfalls toll. Ich mampfe mich jedoch nicht pappsatt, weil ich noch etwas Luft für iranische Imbissnahrung und (hoffentlich entdecke ich endlich mal einen der in Isfahan so liebgewonnenen Saftläden) die ein oder andere flüssige Vitaminschelle lassen will.

Bereits um kurz nach zehn fahre ich mit der U-Bahn (w) gen Norden und steige an der Endstation der (roten) Linie1 aus. Für Besucher wie mich, denen die persischen Ziffern nicht vertraut sind, empfiehlt es sich durchaus, sich nicht nur die Nummern sondern auch die Farben der verschiedenen Metrolinien zu merken. Diese Endstation jedenfalls nennt sich Tajrish.

Metro-Endstation im Norden Teherans: Tajrish (Ausgangspunkt für einen Abstecher ins Gebirge)
Metro-Endstation im Norden Teherans: Tajrish (Ausgangspunkt für einen Abstecher ins Gebirge)

Und kaum habe ich die Metrostation über gefühlt endlos lange Rolltreppen verlassen, entdecke ich auch endlich einen Saftladen, auf den ich mich wiederkehrend stürze. Zwischendurch pfeife ich mir ein Falafelsandwich rein.

Tajrish
Endlich gefunden: ein typisch iranischer Saftladen - Teheran
Tajrish
Tajrish

Ich weiß gerade gar nicht, ob ich´s schon erwähnte: in Teheran kann man grob sagen, dass die Bevölkerung von Süden nach Norden hin immer wohlhabender wird. Und von der Metrostation Tajrish ist es nicht weit bis zur Seilbahn hoch in die Bergwelt. Doch ehe es dorthin geht, werfe ich ein Auge auf das alltägliche Leben am Stadtrand, welches mir gut gefällt.

Tajrish, Alltagsszene am nördlichen Stadtrand Teherans
Tajrish, Alltagsszene am nördlichen Stadtrand Teherans
Tajrish, Alltagsszene am nördlichen Stadtrand Teherans
Tajrish, Alltagsszene am nördlichen Stadtrand Teherans

Das erstbeste Taxi stoppe ich, um zur Talstation der berühmten Teheraner Seilbahn zu gelangen. Das erstbeste Taxi nimmt mich roundabout anderthalb Kilometer mit und übergibt mich an einer lebhaften Kreuzung der Obhut eines Kollegen. Dieser Kollege bringt mich dann bis zur Seilbahn. Rund um die Talstation herum schaut es a weng so aus wie in Disneyland. Überall Fastfood amerikanischer Art, koffeinhaltige Erfrischungsgetränke und, für mein Empfinden, Touri-Nepp. Viele Schulklassen sind unterwegs. Viele Teenies fahren volle Kanone auf die Seilbahnfahrt ab. So wie ich.

Teheran
Teheran, Blick von der Talstation der Seilbahn
Auf geht´s!
Auf geht´s!

Der Typ, der beim Ein- und Aussteigen hilft, fragt mich nach meiner Herkunft. Meine Herkunft weckt Begeisterung. Freudestrahlend gibt er mir Fünf und zu verstehen, dass er ein großer Fan der deutschen Fußballnationalmannschaft und von Bayern München ist.

Auffie, der Berg ruft!
Auffie, der Berg ruft (vid) - mit der Tochal-Seilbahn geht es hinauf


Mehrfach steige ich um und gelange schließlich in ein Wintermärchen. Das ich mir nicht lange geben kann, weil ich einfach zu dünn bekleidet bin. Dennoch ist es beeindruckend. Kenne die Tochal-Gegend von einschlägigen Dokumentationen her recht gut, jedenfalls virtuell. So weiß ich, dass sich die von den Repressalien der Staatsmacht genervte Jugend der Metropole gern in die Berge verzieht um ungestört den pubertären Interessen und Trieben nachgehen zu können. Mädels können innerhalb ihrer Clique mal den für viele Girls ätzend-unschönen Schleier lichten und den obligatorischen Mantel auch mal oberhalb des Hinterns enden lassen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass auch in der Innenstadt Teherans einige Damen den Schleier nicht wirklich ernstnehmen und diesen eher als Accessoire, merh als nur auf halb acht hängend, tragen.



Bei dem Eiswind in Kombination mit den Minustemperaturen finden selbstredend nirgends, jedenfalls nicht für mich ersichtlich, anstößige Treffen statt. Ich entdecke eine Skischule. Hätte Bock, hier zu lernen. Das wäre doch mal was, zwei Wochen Teheran und danach als Ski-Könner nach Hause jetten. Um dann auf die zukünftig auftretenden Fragen, wo ich das so beeindruckende Beherrschen der Bretter gelernt habe, Tochal Ski School antworten zu können.



Tochal Ski School, Tehran, Iran
Tochal Ski School, Tehran, Iran

Des Eiswindes wegen halte ich es nicht lange aus und trete die Rückfahrt an. Völlig durchgefroren, lautstark bibbernd. Eine Schar vermummter Eiswanderer registriert meinen Zustand und läßt mir den Vortritt. Die Perser sind ein kultiviertes Volk. Gebildet, geistreich und zuvorkommend. Dazu absolut deutschenfreundlich und interessiert. Ich kann den Iran, soviel nehme ich mal wieder gern vorweg, als Urlaubsland wärmstens empfehlen.

Es geht wieder talwärts!
Es geht wieder talwärts!
Es ist haargenau so frostig und ungemütlich, wie es aussieht!
Es ist haargenau so frostig und ungemütlich, wie es aussieht!

Zurück bei der Talstation besorge ich mir bei einem der zahlreichen Restaurationen eine Flasche Mineralwasser und schlage auf einer Bank mit Blick auf den Moloch namens Tehran begeistert Wurzeln. Um mich herum herrscht reges Treiben. Junge Leute versuchen, so ausgelassen wie möglich Spaß zu haben. So entdecke ich erstmals ausschließlich aus Mädels bestehende Cliquen, die heimlich rauchen und Mucke via Smartphone hören. Und ab und zu sogar abdancen. Und mir hin und wieder verstohlen interessierte Blicke zuwerfen (meine blauen Augen sind seit meiner Ankunft im Iran bei der Damenwelt gut angekommen). Und sich leider bei jedem KFZ-Geräusch hektisch umsehen und die Umgebung scannen. Muss wohl so sein. Die Sittenpolizei ist allgegenwärtig. Selbst hier. Davon werde ich nach wenigen Minuten wiederkehrend Zeuge. Circa viertelstündlich patroullieren Pick Ups der iranischen Gesetzeshüter und rollen im Schneckentempo vorbei. Junge, wie mir das als Local auf den Sack gehen würde! Ein Gespräch mit den holden Vetreterinnen der Locals kommt entsprechend nicht zu Stande.

Dafür aber mit einem Paar. Die beiden sind knapp 30 Jahre jung und geben mir in einer halben Stunde tiefe Einblicke in den Alltag im Iran. In Teheran, meine ich natürlich. Weshalb die Abgrenzung? In Tehran ticken die Uhren anders als im ländlichen Raum des Irans. So wurde mir gesagt. Klingt plausibel. Ich lasse den Typen noch schnell, nachdem ich ihn mit seiner Frau vor der Skyline Teherans mehrfach in allen erdenklichen Posen (na ja, fast... ) ablichten sollte, im Gegenzug ein Pic von mir selbst machen. Und stelle dieses in die Weiten des Netz. Voilà:

Tomasz in Tehran
Tomasz in Tehran
Skyline Teherans, von Norden nach Süden, vom Tochal aus fotografiert
Skyline Teherans, von Norden nach Süden, von der Talstation der Tochalseilbahn aus fotografiert

Ich fülle bei diesem tollen Anblick Seiten und latsche stadteinwärts, gen Metrostation. Die Häuser hier im Norden sehen in der Tat um Längen besser, wohlhabender als im Süden aus. Wahrscheinlich liegt es am Wohlstand der Bewohner, dass ich hier keine Mini-Märkte zwecks Wasserkauf finde. Die feinen Herren und Damen, kurz: die Anwohnerschaft lässt liefern oder fährt mit Porsche, Benz und Konsorten lieber in einen der auch in Teheran vorhandenen luxuriösen Großmärkte à la Citti. So scheint´s mir zumindest.

Wohngegend im Norden Teherans
Wohngegend im Norden Teherans
Wohngegend im Norden Teherans
Wohngegend im Norden Teherans
Alltag im Norden Teherans
Alltag im Norden Teherans
Auch am Stadtrand ist Stau kein Fremdwort, und das 24/7
Auch am Stadtrand ist Stau kein Fremdwort, und das 24/7

Nach einem großen Spaziergang, der auch unter der Bezeichnung Gewaltmarsch durchgehen würde, gelange ich mittels Metro zurück ins Herz Teherans. In einem Fast-Food-Restaurant iranischer Art ziehe ich mir einen Fallafel-Burger und Cola rein. Leider gibt´s hier keine Zam-Zam sondern Pepsi. Lame!

Fastfood-Lokal im Herzen Teherans
Fastfood-Lokal im Herzen Teherans

Nach dem Fastfoofmampf kehre ich am frühen Abend zurück in das Hotel Ferdossi Grand. Hier wird ein Wellnessbereich samt Dampfbad, Pool und Sauna bereit gehalten. Ich frage mich, wie das möglich sein wird und betrete den entsprechenden Bereich. Frauen sind schon mal nicht erlaubt. Wie krass, am Eingang zum Wellnessbereich hängt ein Schild à la "No Maams". Ganz einfach. easy. Ich als Mann bekomme Badelaken, Pantoffeln und diverse Lächeln.

Nach dem Bad im Pool, der reinigenden Schwitzerei in der Sauna und den leckeren in der unmittelbaren Hotelumgebung abgreifbaren Snacks reise ich rasch in das auch im Iran so beliebte Dreamland.

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