Kurztrip in den Iran
Esfahan/Isfahan und Tehran/Tehran
Tag1 - Tag2 - Tag3 - Tag4 - Tag5 - Tag6

Tag4: Auf Wiedersehen Isfahan, hallo Teheran!

Das Frühstück wird wieder auf dem Zimmer serviert und ein dem Hotel befreundeter Taxifahrer gerufen, der mich für einen Fixpreis zum Busbahnhof von Esfahan chauffiert. Gut, dass ich den Fahrschein nach Teh(e)ran (hier ein selten guter Radreisebericht) bereits gekauft habe. An den Ticketschaltern herrscht Chaos.

KAVEH Passenger Terminal, der Busbahnhof von Isfahan aka Esfahan, Iran
KAVEH Passenger Terminal, der Busbahnhof von Isfahan aka Esfahan, Iran

Im Bus genieße ich den VIP-Service. Es gibt ein Fresspaket, Wasser bis zum Abwinken (verpackt in handliche 0,2L-Einzeldosen) und einen ausklappbaren, an jene in Zahnarztpraxen existenten erinnernden Sitz. Die fast sechs Stunden vergehen so, man mag es kaum für möglich halten, tatsächlich wie im Flug. Unterwegs wird an einem der zahlreich vorhandenen Autobahnrastplätze angehalten und darauf spekuliert, dass die Reisenden Kohle in den dortigen Kassen lassen. Auch ich gönne mir einen leckeren Tee, darf diesen nach Nennung meiner Herkunft jedoch nicht bezahlen.

Im Süden Teherans
Im Süden Teherans

Teheran empfängt mich bei bestem Wetter und weiß auf Anhieb zu gefallen. Durch den tendenziell armen Süden geht es ins Zentrum, zum Busbahnhof am Argentinien Platz. In Teheran befinden sich übrigens die Gernerviertel im Norden. Gen Süden wird es bescheidener.

Welcome to Tehran, Argentina Square (ZOB)
Welcome to Tehran, Argentina Square (ZOB)

Natürlich könnte ich auch mit der Metro zum Beherbungsbetrieb meines Vertrauens fahren, aus Gründen der Bequemlichkeit jedoch entscheide ich mich für ein Taxi. Die zwei Euro machen den Kohl dann auch nicht fett.

Welcome to Tehran, Argentina Square (ZOB)
Welcome to Tehran, Argentina Square (ZOB)

Leider macht sich der Hauptstadtfaktor zunächst dadurch bemerkbar, dass der Kutscher mich abziehen will. Er verlangt drei Euro für den Ritt und ich frage ihn, ob das sein Ernst ist. Lasse ihm also die Chance, sein Gesicht zu wahren. Er fragt nach meiner Herkunft. Ich nenne meine Herkunft und zack, schon halbiert sich der Preis. Er hat sich angeblich übelst verrechnet. Und er wusste ja auch nicht, woher ich komme und dass ich ein Freund bin. Kurz: Entschuldigungen von sich gebend verabschiedet sich der Typ und ich checke im Bonzenhotel namens Ferdowsi Grand ein. An der Rezeption bewahrheitet sich das weit verbreitete Vorurteil, dass die persischen Ladies optisch in der Champions League spielen. Bin baff. Der Check In ist schnell erledigt und ich verliere keine Zeit. Ich will unbedingt noch vor Sonnenuntergang zum Azadi Monument, zum iranischen Freiheitsturm (w).

Wenige Minuten später latsche ich also los. Durch Teherans Zentrum zur nächstgelegenen U-Bahnhaltestelle.

Teheran, typische Straßenszene im Zentrum (die Motor-Roller gehören zum Lieferservice eines Fast-Food-Ladens, in dem ich später einen derbe abgefuckten Burger zu mir nehmen werde... )
Teheran, typische Straßenszene im Zentrum (die Motor-Roller gehören zum Lieferservice eines Fast-Food-Ladens, in dem ich später einen derbe abgefuckten Burger zu mir nehmen und erstmals von der iranischen Küche enttäuscht werde... )Tehran
Tehran
Teheran, besonders bei den Auslandsgeheimdiensten (moin!) sicherlich wohlbekanntes Gebäude
Teheran, besonders bei den Auslandsgeheimdiensten (moin!) sicherlich wohlbekanntes Gebäude

Eine Metrofahrt kostet in Teheran zwanzig Cent oder so. Auf jeden Fall kann man für den sprichwörtlichen Appel und´n Ei quer durch die Stadt cruisen. Ich steige in der Nähe des Freiheitsturms an die Erdoberfläche und stelle via App fest, dass das Azadi-Monument locker zwei Kilometer vom derzeitigen Standort entfernt ist. Mist.

Ich frage den nächstbesten Local, wie ich am Besten zum Azadi Square (w) komme und sitze wenige Minuten später in einem Taxi, das der Local für mich anhält. Der vom Local über mein Fahrtziel informierte Taxler will meine Rials nicht annehmen und ich bedanke mich artig für die Mitnahme.

Und dann schreite ich wie benommen durch das großartige Monument (map), unter dem Freiheitsturm (w) hindurch. Mir zittern die Knie vor Ehrfurcht vor diesem so lang ersehnten Augenblick, der gerade stattfindet. Lange, sehr lange schon sehe ich mich in meinen Träumen an diesem Wahrzeichen Teherans stehen. Heute ist es soweit. Wieder schlottern mir die Knie. Ich entschleunige mich, atme tief durch, nehme mir Zeit und genieße den farbenfrohen Sonnenuntergang an Ort und Stelle. Und lasse ein Beweisfoto von mir machen (siehe unten).

Teheran, yeah!
Teheran, yeah!
Orten, Baby, orten!
Beweisfoto
Einfach nur geil!
Einfach nur geil! Junge, was bin ich geflashed...

Die Sonne geht unter und ich entscheide mich für einen mehr oder weniger spontanen, gewiss jedoch intuitiven Spaziergang durch die Vororte, langsam aber sicher in Richtung Zentrum und nach einer Metrostation Ausschau haltend. Doch zunächst erregt eine extrem stylishe Fußgängerbrücke über eine der unzähligen verstopften mehrspurigen Schnellstraßen (auf denen es nahezu rund um die Uhr nur im Schneckentempo vorangeht) meine Aufmerksamkeit. Rolltreppen führen hinauf und wieder hinab und die gesamte Architektur begeistert mich. Nichts gegen die berühmte Rekordhalterin in Sachen Geilheit in Harlow aber diese Brücke fetzt!


Stylishe Fußgängerbrücke in Teheran

Ein vorerst (ich komme wieder, eines Tages, keine Frage!) letzter schmachtender Blick von der stylishen Fußgeherbrücke aus zurück zum Freiheitsturm, Teheran

Schnell wird es dunkler. Dennoch fühle ich mich, wie während des gesamten Iranaufenthalts, was ich an dieser Stelle ruhig mal vorwegnehme, permanent sicher. Bauchgefühl. A propos: mein Bauch knurrt. Hätte voll Bock auf einen typisch iranischen Imbiss à la Isfahan, finde aber leider keinen. Hier und da gibt es kleine Lebensmittelläden, aber ich will was warmes. Oder einen frischgepressten Frucht- oder Karottensaft. Doch auch von den so heißgelibeten Saftläden fehlt bislang jede Spur.

Abenddämmerung in Teheran
Abenddämmerung in Teheran
Abenddämmerung in Teheran
Abenddämmerung in Teheran

Schließlich erreiche ich die Metrostation Sharif University, vor der ein mobiler Imbiss steht, an welchem extrem leckere Falafelbällchen (w) verkauft werden. Zu einem extrem guten Preis. Serviert in einem länglichen Weizenbrötchen, welches auf den Innenseiten mit Ketchup und einer nicht näher bestimmbaren schmackhaften Sauce bestrichen ist. Ich schlage zweimal hintereinander zu und beobachte beim Verdrücken der Leckereien gebannt die Metrobenutzer, die Menschenmassen, die ununterbrochen an die Erdoberfläche zurückkehren oder aber diese verlassen und abtauchen. Hier ist was los, Junge Junge! Und dabei befinde ich mich nicht gerade Im Zentrum, in welches ich nun mittels U-Bahn zurückkehre.

Zurück im Herzen Teherans - der ganz normale Verkehrswahnsinn
Zurück im Herzen Teherans - der ganz normale Verkehrswahnsinn

Im Zentrum empfängt mich wie nahezu überall im Inneren der iranischen Hauptstadt Verkehrschaos. Allgegenwärtig: lautstarkes Hupen, sich durch die Blechlawine hindurchschlängelnde Möfs und Motorräder, auf Schutzengel vertrauende völlig schmerzbefreit Straßen kreuzende Fußgänger und hier und da ein Crash. Aber das alles ist ein Scheiß verglichen mit den Zuständen in Mumbai, soviel ist mal sicher. Bei näherem Hinsehen ist das vermeintliche Chaos gar nicht so ungeordnet und der Verkehr wesentlich flüssiger als es einem auf den ersten Blick vorkommt.

Zurück im Hotel stelle ich fest, dass das angeblich überall im Hotel kostenfrei nutzbare Wlan offenbar einen ganz miesen Tag erwischt hat. So ein Mist. Deutschsprachige Sender gibt es ebenfalls keine, also dusche ich lange und ziehe mir während des Abdriftens ins Dreamland zur Abwechslung mal die lokalen TV-Sender rein. Die Bilder flashen, aber ich verstehe leider kein Wort. Kaum ein Wort.

Weiter zu Tag5
Zurück zu Tag3