Barajas - Malaga - Melilla
- Marokko, November 2015
Tag1
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Tag3:
Die Nacht war viel zu kurz, denn a) war ich gestern viel später als geplant in der Koje und b) geht der Flieger von Air Europa (w) bereits in aller Herrgottsfrühe, in diesem Fall um kurz nach 9 Uhr. Mit dem Zug geht´s zum Flughafen Malaga. Wenige Minuten nach der SiKo betrete ich den Flieger zu einem absoluten Sehnsuchtsort, den ich bereits seit vielen Jahren anschmachte: Melilla. Was mich an Melilla so hardcore flashed? Lage und Geschichte und derzeitiges Geschehen.
Malaga: ich betrete den Air
Europa Jet nach Melilla
Eine Dreiviertelstunde vergehen zwischen Ein- und Ausstieg. Da bleibt keine Zeit zum Pennen. Abgesehen davon ist der Blick aus dem Fenster zu spannend. Zack, schon erreicht der Flieger nordafrikanisches Terrain.
Marokko: Landzunge an dessen
Ende der "Faro Trois Fourches" steht (map)
Leider verschwommen-unscharfer
Blick (besser als keiner) auf Melilla aus der Luft (über Beni Ansar)...
Air Europa Jet aus Malaga, gelandet in Melilla
Dann endlich betrete ich den Boden Melillas. Muss mich selbst kneifen um zu checken, dass der Anblick des Flughafenterminals von MLN kein Traum sondern die Realität ist.
Flughafenterminal von Melilla
aka MLN (w)
Ein Manko hat der Flughafen von Melilla: er ist nicht ans Öffinetz angebunden. Und so muss ich ein Taxi nehmen, um zum Hotel meiner Wahl zu gelangen. Bei diesem handelt es sich um das Hotel Parador de Melilla (b). Parador heißt soviel wie Aussichtspunkt und in diesem Fall ist der Name Programm. Inklusive zehn Prozent Trinkgeld zahle ich nach einem ungefähr viertelstündigen Ritt dreizehn Euro und werde an der Rezeption vorstellig. In Spanien komme ich mit Französisch häufig weiter als mit Englisch (geschweige denn Deutsch) und so kann ich mich mit dem mürrischen Rezeptionisten zweckdienlich unterhalten. Sieh an, das Zimmer ist bezugsfertig, fein.
Rein in die Bude, Zimmercheck: phänomenaler, obergeiler Balkon mit sensationellem Ausblick auf dem ich sicher noch heute oder morgen versacken werde, geräumiges Zimmer, leider keine deutschsprachigen Sender im TV, WLAN auf der Bude nicht nutzbar, Minibar, Badewanne, Bett okay, alles sauber. Passt. Pro Nacht bleche ich an die 60,-€ inklusive Frühstück. Passt ebenfalls. Passt? Ja, denn das Hotelangebot in Melilla ist nicht besonders groß und insgesamt recht hochpreisig. Und bevor ich 40,-€ für eine schäbige Dreckskammer zahle, zahle ich halt an die 60,-€ für eine angenehme Behausung.
Phänomenaler, obergeiler
Balkon mit sensationellem Ausblick
Blick vom Hotel Parador de
Melilla (map)
auf den Westen der Stadt
Blick vom Hotel Parador de
Melilla auf die Altstadt (Festungshügel Medina Sidonia) und den (Fähr-)
Hafen
Nach einer kurzen Pause ziehe ich mit optimierter Neuer Hüpfleritasche los. Ich brenne darauf, die Stadt zu erkunden und lasse mich einfach treiben. Zunächst geht es hinunter vom Parador ins Zentrum der Stadt. Von dort aus in die Altstadt innerhalb der Festungsanlage.
Liebreiz versprühender
Park unterhalb des Hotels Parador de Melilla
Auf dem Weg vom Hotel Parador
de Melilla ins Zentrum der Stadt
Melilla, im Zentrum der Stadt
Melilla im Zentrum der Stadt,
Blick auf die Festung (Altstadt)
Melilla, Wandbild
Schon nach
wenigen Eindrücken habe ich, auch der Taxifahrt quer durch die Stadt wegen,
ein recht aussagekräftiges Bild von der Stadt Melilla. Der sprichwörtliche,
oft zitierte Bär steppt hier keineswegs. Hier ist nicht viel los. Hinterarschingstyle
lässt trotz der hohen Bevölkerungszahl grüßen. Vom Style
her ist das hier ein Zwitterding zwischen Spanien und Marokko. Es gibt Gegenden,
in denen ich mich tatsächlich so fühle als hätte ich bereits
einen Abstecher nach Marokko gemacht. Obwohl dieser doch erst morgen geplant
ist. In letztgenannten Gegenden spielt sich das Leben männlich dominiert
auf der Straße ab. Läden sind ausschließlich arabisch beschriftet,
Frauen verschleiert (mindestens) und leider fast alles vermüllt. Darüber
hinaus starrt man mich dort recht unverhohlen an. Mein fotobereites Smartphone
bleibt in der Hosentasche. Schade.
Auf dem zentralen Platz der Stadt, an welchem sich auch eine Touristeninformation
befindet, herrscht gähnende Leere. Nicht schlimm, ich habe bereits einen
wie schon erwähnt groben Plan.
Nun zieht es mich erstmal in die Festung von Melilla.
Melilla
Fährhafen, Melilla
Fährhafen, Melilla
Nachfolgend Bilder aus dem ältesten Teil Melillas, der sich innerhalb der Festungsmauern befindet:
Leuchtturm von Melilla
Demnächst auch überall
im geografischen Europa zu sehen (aufgenommen in Melilla)...
Museum und Burg gleichermaßen;
Melilla
Ensenada de los Galápagos,
Melilla
Blick auf die Altstadt von
Melilla (innerhalb der alten Festungsanlage)
Auf dem Fußweg von der innerhalb der alten Festung Melillas situierten Altstadt zurück ins Zentrum entdecke ich ein Schild mit der Aufschrift "Ascensor". Die Tür sieht aus hätte sie sich seit Jahren nicht geöffnet aber direkt daneben ist eine Klingel, die ich drücke. Paar Sekunden später öffnet sich die Tür und ein Typ mit Namensschild fragt mich, ob ich hinunter will. Ja, will ich. Stirnrunzelnd folge ich dem Typen durch die Tür zu einem Lift und in eben jenen hinein. Unten steige ich aus und sage tschüss. Und bin geflashed. Dieser Lift ist m.E. eine Art Sehenswürdigkeit. Oben gibt es um den Lift herum sogar eine Ausstellung. Wieso wird das alles nicht beworben oder zumindest kenntlich gemacht? Ist ja nun wahrlich nicht so, dass Melilla mit Sehenswürdigkeiten der Neckermannkategorie um sich werfen könnte. Und abgesehen von meiner durchgeknallten Person gibt es wohl auch nicht allzu viele Leute, die Melilla alleine der geografischen wie politischen Lage wegen so unglaublich attraktiv finden dürften. Aber auch das ist nicht meine Tasse Tee, also weiter im Text.
Unten angekommen: Ascensor
steht auf dem kleinen Schild über dem Tor - nicht zu erahnen, dass man
auf das Klingelkästchen daneben klicken darf und dann unentgeltlich nach
oben in die Altstadt befördert wird...
Weiter geht es vom Hafen aus Richtung marokkanischer Grenze..
Asselbank-Attacke!
Bolzplatz am Strand von Melilla,
die Hafenanlagen rechts gehören zu Marokko (Port Beni Ansar)
Klar könnte ich es mir leicht machen und bei Burger King (map) zu Mittag essen. Direkt daneben befindet sich allerdings ein Supermarkt, der meinen Zuschlag erhält. Mit zwei Kanarenbananen und einer Coke setze ich mich windgeschützt an den Strand und stärke mich. Dazu noch eine Pulle Mineralwasser in die Neue Hüpferlitasche und schon geht´s weiter.
Nach der Stärkung beäuge ich den Wasserpark, der zu gefallen weiß. Noch besser gefällt mir allerdings das Wetter. Hätte Mitte November auch anders aussehen können. Danke, Petrus.
Melilla, Wasserpark (kein
Aquapark!)
Melilla, Hauptplatz
Melilla, auch hier gab es
mal eine Eisenbahn, unglaublich aber wahr!
Zu Fuß unterwegs in
Melilla
Warum auch immer für
jeglichen Besuch geschlossener Park in Melilla
Ich hätte vorhin bei Burger King mampfen sollen. So überfällt mich eine Heißhungerattacke und ich betrete eine Restauration. Bestelle Hamburger nach Art des Hauses, dazu Fritten und idiotischerweise eine Coke, die mich mehr kostet als eine 2L-Buddel selben Inhalts im Supermarkt. Der Servierer ist besorgniserregend freundlich und fürsorglich. Bersorgniserregend? Ja, ich habe da so meine Erfahrungen sammeln müssen in den Anfängen meiner Reiseaktivitäten. Das Essen schmeckt. Sprengt jedoch meinen finanziellen Rahmen. Fast fünfzehn Tacken sind final fällig und ich werde das Gefühl nicht los, abgezogen worden zu sein. Die geforderte Rechnung liest sich jedoch schlüssig. Dennoch, irgendwo ist da irgendwie der Wurm drin.
Leckerer aber sauteurer und
ungesunder Mampf, Melilla
Was soll´s, ich bin satt und die Abzieherei bringt mich, genau wie der miese Mampf an sich im Detail, nicht um. Also weiter. Als erstes erreiche ich den unvermeidlichen Spanien-Platz.
Plaza d´Espana, Melilla
Plaza d´Espana, Melilla
Mein Ziel ist der Plaza Torres (map), von dem aus der Linienbus Nr. 5 (blaue Linie) mich recht nah an den auf googlemaps entdeckten, direkt an der Grenze befindlichen und unendlich stylishen Aussichtspunkt bringen soll. Dieser Aussichtspunkt soll mein Tages-Highlight werden.
Melilla, aufwendig und schön
gemachter Stadtplan im Zentrum
Plaza Menéndez Pelayo,
Melilla
Liebliches Melilla...
Unterwegs in Melilla...
Der Torres-Platz ist schnell erreicht. Von wo fährt denn nun die Linie 5 ab? An keiner Haltestelle steht eine "5" drauf. Mist. Eine Oma bemerkt meine Verpeiltheit und fragt, wo ich hin will. Ich nenne den Endhaltepunkt (hier soll er sich eigentlich befinden), dessen Name ich inzwischen vergessen habe und den sie anscheinend noch nie gehört hat. Ich zeige ihr das Ziel auf der offline nutzbaren Navigations-App. Ob ich zur Kaserne von "La Legion" will, fragt sie. Hm, diese liegt nur anderthalb Km vom Ziel entfernt also bejahe ich. Sie meint ich solle die Linie 5 nehmen und klopft mir anerkennend auf die Schulter. Sieht in mir tatsächlich einen Legionär. Oder, des Alters wegen, Ausbilder? Wie auch immer, sie findet mich super. Von wo die 5 abfährt weiß sie aber auch nicht. Okay, bin also kaum schlauer als vorher. Dennoch vielen lieben ernstgemeinten Dank für die Hilfsbereitschaft. Während ich doof gucke, kommt ein Bus um die Ecke - die 5! Sauber. Die Oma sieht den Bus ebenfalls, ruft mir zu dass das die 5 sei und redet auf den Fahrer ein. Sagt ihm, dass ich zur Legion wolle. Ich verabschiede mich von der Oma, steige ein, kaufe beim Buslenker einen Fahrschein und nenne mein wahres Ziel (Endhaltestelle, dessen Namen ich vergessen habe). Kennt er nicht. Aber der Mirador ist ihm ein Begriff. Ich soll darauf warten, dass er mir das Signal zum Aussteigen gibt. Läuft.
Unterwegs in Melilla: Fahrt
mit der Buslinie 5 Richtung Mirador direkt am Grenzzaun zu Marokko
Kurz hinter der Kaserne der Legion signalisiert mir der Busfahrer, auszusteigen. Da stehe ich nun, im Grenzbereich. Und marschiere, einem Legionär wenigstens in Ansätzen ebenbürtig, los.
Im Grenzgebiet, Mellila
Im Grenzgebiet, Blick gen
Süden auf Mellila
Im Grenzgebiet, Mellila
Ich durchquere ein parkähnliches Gelände und stehe plötzlich vor dem Grenzzaun. Wow, da ist das Ding. Der Knaller. Was für ein Flash!
Wow, da ist das Ding. Der
Knaller. Was für ein Flash!
Ungestört und unkontrolliert wandere ich am so bedeutenden Bauwerk entlang Richtung Küste. Unterwegs komme ich mit einem marokkanischen Grenzer ins Gespräch. Durch den Zaun hindurch rufen wir uns zu. Nach dem obligatorischen "woher, wohin, wie geht´s, was machst Du so" kommt er auf Muttis Einladung zu sprechen. Eine sehr aufschlussreiche Unterhaltung, die zwar nur wenige Minuten dauert, mir aber weiterere Dimensionen und Auswirkungen des Dramas eröffnet.
Die neuen Erkenntnisse rudimentär verarbeitend folge ich dem Zaun auf spanischer Seite und zack, da ist er, der Mirador.
Grenzzaun zwischen Marokko
und Melilla; am Ende rechts erkennst du eine Kuppel, die das Dach des Aussichtspunkts
darstellt
Blick auf die marokkanische
Seite
Blick auf die marokkanische
Seite
Einen Mirador so nah, direkt an der Grenze, hätte ich nicht für möglich gehalten. Bis zuletzt zweifelte ich an seiner Existenz aber hey, es gibt ihn wirklich. Flankiert von zwei ergonomisch geformten, bequemen Asselbänken. Mehr geht nicht.
Wow, da fehlen mir die Worte,
welch genialer, atmosphärisch-stylisher Mirador!
Karte des Grenzgebiets
Ich lege die Neue Hüpferlitasche ab, genieße den Ausblick und schaue mich mit Gänsehaut ausgiebig um. Realisiere, wo ich mich jetzt und hier herumtreibe und spüre die Begeisterung und Zufriedenheit. Zücke das Tb, pflanze mich auf eine der Bänke, baller mir ´ne Coke rein und bin nicht nur des unmittelbar folgenden Zuckerflashs wegen einfach nur glücklich.
Einer der faszinierendsten
Aussichtspunkte an denen ich je sein durfte, Melilla
Grenze zwischen Marokko und
Melilla: Mutti, wozu bewachen die da unten überhaupt noch?
Leider ist der Wind zwischenzeitlich übelst böig geworden und so ziehe ich eher Leine als ich ursprünglich wollte. Die Bänke sind dem Wind volle Kanne ausgesetzt und so habe ich keine Wahl. Wird nichts mit dem Sonnenuntergang an Ort und Stelle, schade. Also latsche ich zurück zur Bushaltestelle vor der Kaserne der Legion.
Unterwegs im Grenzgebiet,
Melilla
Grenznahes Terrain, Melilla
Vorort der Stadt Melilla
Bushaltestelle vor der Kaserne
der Legion, im Hintergrund gut erkennbar die Stadt Melilla
Kaum habe ich die Bushaltestelle erreicht, biegt das Transportmittel meines Budgets auch schon um die Ecke. Der Fahrer ist der gleiche wie auf dem Hinweg und will wissen, wie es am Mirador war. Er selbst habe zwar schon von eben jenem gehört, war aber noch nie dort. Ich zeige ihm ein paar Fotos und er meint, dass er sich das alles demnächst auch mal anschauen will. Auf der Rückfahrt sehe ich ghettoartige Wohngebiete und bin froh, dass ich da nicht zu Fuß durchgelatscht bin. Kurz plante ich nämlich, vom Mirador aus auf Schusters Rappen zum Hotel zurückzukehren. Besonders im Dunklen hätte ich mich in einigen Teilen Melillas nicht besonders wohl gefühlt.
Im Hotel setze ich mich auf den Balkon. Bis nach Sonnenuntergang höre ich Mucke, lasse meine Gedanken treiben und freue mich. Cooler Trip! Alles top!
Tagesausklang auf dem wundervollen
Balkon des Hotels Parador de Melilla
Weit nach Sonnenuntergang genieße ich den Luxus der Badewanne und ziehe mir anschließend vorm Pennen deutschen Privatfernsehschrott sowie eine Konserve des Netbooks rein. Wlan ist auf dem Zimmer leider keines verfügbar.