Barajas - Malaga - Melilla - Nador, November 2015
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Tag4:

Die Nacht war erholsam. Schon früh stelle ich mich auf den Balkon und verfolge das sich in Sachen Faszination anscheinend niemals abnutzende Schauspiel des Sonnenaufgangs, dieses Mal in Melilla (w). Zwischendurch gönne ich mir ein Bad. Anschließend jedoch stelle ich mich fix wieder auf den Balkon, logo.

Sonnenaufgang in Melilla
Sonnenaufgang in Melilla

Nachdem die Sonne ihren Weg nach oben am Himmel einigermaßen hinter sich gebracht hat, eile ich ans Frühstücksbüffet, welches rundum zu überzeugen weiß. Und zwar sowohl hinsichtlich der Auswahl als auch der Qualität der angebotenen Speisen und Getränke. Darüber hinaus ist der Kellner sehr freundlich und zuvorkommend, was ich von dem bislang kennengelernten Rezeptionspersonal nicht behaupten kann.

Leckeres landestypisches Frühstück im Hotel Parador de Melilla
Leckeres landestypisches Frühstück im Hotel Parador de Melilla

Nach dem Frühstück eile ich zur Plaza Espana. Von dort soll mich der Linienbus mit der Nummer 2 an die Grenze bringen.

Rathaus von Melilla an der Plaza Espana
Rathaus von Melilla an der Plaza Espana
Plaza Espana, Melilla
Plaza Espana, Melilla

An der Grenze angekommen wird mir leicht mulmig. Ein ähnliches Gefühl wie damals bei der Einreise in den Iran, nur weniger bedrückend. Ungefähr so wie bei der ersten Einreise in das damals (2004) noch visapflichtige Moldawien. Nicht zu verwechseln mit Molwanien. Ja ja, ha ha, lustiges Buch. Voll nicht. Aber das ist ein anderes Thema. Zurück zum Tagesgeschehen.

Kurzum, mir geht ein kleines bischen der Stift, als ich mich der Grenze nähere. Auf spanischer Seite findet keine Ausreisekontolle statt. Okay. Weiter geht es zum marokkanischen Kabuff.

Grenze zwischen Melilla und Beni Ansar, Blick von der spanischen auf die marokkanische Abfertigung
Grenze zwischen Melilla und Beni Ansar, Blick zurück auf die marokkanische Abfertigung

Aufgrund kaum auffindbarer und widersprüchlicher im Netz gefundener Informationen bezüglich des Grenzübertritts als Fußgeher von Melilla nach Beni Ensar/Beni Ansar (wie auch immer) eine kurze Beschreibung meiner Aus- und Einreiseprozedur:


Von Melilla nach Marokko reisend:

Die Spanier haben mich überhaupt nicht kontrolliert und anders als für Reisende mit PKW musste ich auch nirgends länger als fünf Minuten am Stück warten.
In Marokko musste ich mir einen selbst auszufüllenden Einreisezettel besorgen. War überhaupt kein Problem, ich habe einen der auf Kundschaft wartenden Ausfüllhelfer gefragt, der mir die gewünschte Info gab und anschließend leicht abzuschütteln war. Habe also an einem der Einreiseschalter das "Fiche" abgegriffen und ausgefüllt. Die Fragen waren allesamt locker und bedenkenlos zu beantworten, kontrolliert wurden anschließend eh nur die Daten, die auch dem Pass zu entnehmen sind.
Beim Abgeben des Zettels am gleichen Schalter, an dem ich das "Fiche" bekommen hatte, musste ich tatsächlich kurz warten. Aber nur, weil auf dem "Fiche" der vor mir stehenden US-Amerikanerin einiges dämlich-doof ausgefüllt war. Die Grenzer waren übrigens nachsichtig und recht locker.
Dann war ich an der Reihe. Mein Zettel wurde kurz überflogen, ein paar Daten wanderten handschriftlich in eine Kladde und der Pass wurde gescanned. Dann durfte ich weiter.
Und bekam den unbedingt einzuholenden Einreisestempel.
Vorm Verlassen des Grenzbereichs musste ich an einem auf einem Klappstuhl herumgammelnden Typen vorbei, der mich zunächst auf arabisch anmaulte. Weil ich ihm nicht proaktiv den bereits erteilten Einreisestempel unter die Nase gehalten habe. Tat ich dann. Und durfte weiter. Und zack, schon war ich drin. In Marokko. Ein neuer, längst überfälliger Länderpunkt übrigens. Und die Einreise war echt entspannt und gratis.


In Beni Ensar eingereist brauche ich erstmal ein paar Minuten der Akklimatisierung.

Wo bin ich denn hier gelandet? Ja, das ist eine andere Welt. Willkommen in Marokko. Ich habe keine Angst oder so, es ist halt einfach alles nur fremd, nicht mehr und nicht weniger. Und so strolle ich durch die grenznahen Gassen und halte nebenbei Ausschau nach einer Geldwechselmöglichkeit. Heute ist Sonntag und meines Wissen ist in islamischen Ländern eher der Freitag Feiertag. Dennoch haben sowohl die Bank als auch der Western Union Schalter heute dicht. Mist, was nun?

Erste Schritte auf marokkanischem Boden, in Beni Ansar
Erste Schritte auf marokkanischem Boden, in Beni Ansar aka Aït Nsar (w)

Notfalls nimmt der Buslenker sicher auch eine Euromünze oder ´nen Dollarschein, klar. Aber ich will keine Kohle verschenken. So dekadent bin ich nicht. Auch wenn ich in Punkto Demut noch einige Lektionen zu lernen habe. Die Frage ist ohnhehin erstmal, wo denn der Bus nach Nador überhaupt abfährt. Taxis gibt es genug. Mehr als genug. Ich will diese jedoch nicht nutzen.

Hauptkreuzung im Herzen von Bensi Ansar / Beni Ensar
Hauptkreuzung im Herzen von Bensi Ansar / Beni Ensar

In einem Friseursalon hängen ein paar Leute ab. Ich trete ein und frage auf französisch, wo der Bus nach Nador abfährt und was so ein Ritt kostet. Die Typen gaffen mich, einer fragender als der andere, an. Sie sind überrascht und zugleich überfordert, keineswegs feindselig. Für tiefergehende Gespräche brauchbare Französischkenntnisse sind übrigens auch in Marokko, jedenfalls in dieser Ecke des Landes, auf der sprichwörtlichen Straße nur selten zu erwarten. Zum Einkaufen und "Nach-Dem-Weg-Fragen" jedoch reicht es meist überall, das ist ja schonmal eine Menge wert.

Die Friseur-Hangarounds geben mir aber dann tatsächlich noch die gewünschten Antworten. Sie sind jedoch immer noch baff. Da ist ein Alien, das von sich behauptet, deutsch zu sein, in deren Welt gefallen. Ich frage meine neuen mich anstarrenden Freunde, wer mir wohl einen Euro gegen ein paar Dirhams wechseln mag. Nach kurzem Zögern bekomme ich einen Fünfer der Landeswährung und sprinte zum abfahrbereiten Bus. Ein Bus ist hierzulande abfahrbereit, wenn der Motor seit mindestens fünf Minuten brüllt und fast alle Plätze besetzt sind. Ab nach Nador. Die Fahrt kostet derzeit 3,- MAD. Bemerkenswert, dass ich aufgrund der Info der Friseur-Hangarounds davon ausgehe, dass der Ritt 4,- MAD kostet und mit nur einem MAD Wechselgeld bereits auf dem Weg zum freien Sitzplatz bin, als ich plötzlich zurückgerufen werde. Der Fahrer und Geldeintreiber in Union ist eine ehrliche Haut, will mir den andern MAD auch noch geben und hätte mich locker bescheißen können. Na gut, der eine MAD hätte ihm jetzt auch nicht unerwarteten Reichtum beschert aber dennoch sehr löblich seine Aktion, die mich massiv an die Busfahrt von Shkodra nach Tirana im Februar 2007 erinnert.

Der Bus füllt sich bis auf den nahezu letzten Platz, die Geschlechter sind getrennt, dann geht es los.

Unterwegs im Öffi-Bus (Nadorbus oder so... ) von Beni Ensar nach Nador
Unterwegs im Öffi-Bus (Nadorbus oder so... ) von Beni Ensar nach Nador

Während der Fahrt kommt keinerlei Langeweile auf. Wenn es mal nichts durch das Fenster hindurch zu sehen gibt, dann innerhalb des Busses. Und die anderen Fahrgäste erfreuen sich ebenfalls des Unterhaltungswerts meiner Präsenz. Kinder treten mit mir in Interaktion, die Eltern (der Vater) daraufhin folgend ebenfalls. Kurzweilige Fahrt, die knappe halbe Stunde vergeht wie im Flug und endet am ZOB von Nador.

Am ZOB von Nador
Am ZOB von Nador
Überall endgeile Karren, überall nur endgeile Karren, ich fürchte fast wahnsinnig zu werden bei all den endgeilen Karren!
Überall endgeile Karren, überall nur endgeile Karren, ich fürchte fast wahnsinnig zu werden bei all den endgeilen Karren!

Ich brauche, so scheint es jedenfalls, Landeswährung. Ich frage ein paar Passanten und werde fündig in der Rezeption eines miesen Hotels. Der Kurs ist fair und so wechsel ich 15,- € in Marokkanische Dirham. Ich nehme vorweg, dass ich 50,- davon wieder nach Hause schlepen werde, ich Depp. Na ja, was heißt Depp. Konnte ja nicht wissen, dass es in Nador derart preiswert und neppfrei abgehen werden würde.

Zurück in die chronologische Ereignisabfolge. Am Rande des ZOBs sitzt ein Schuster. Ich zeige ihm das Problem mit meinen Luftschuhen. Das leider typische, dass der sich vorn lösenden Sohle.

Fachmännisch werden meine altehrwürdigen Luftschuhe aufgepäppelt...
Fachmännisch werden meine altehrwürdigen Luftschuhe aufgepäppelt...

Er repariert meine Latschen sofort und nimmt einen fairen Euro für seine Dienste. Ich verzichte aufs Feilschen. Weiter geht es mit frisch reparierten Air Max zum Basar von Nador.

Auf dem Basar von Nador finde ich jedoch nichts für mich brauchbares. Allerlei gefälschte Markenklamotten und Tinnef. Ich hätte Lust auf einen frischen Minztee, will aber als erstes an die Meerespromenade. Genau genommen liegt Nador an einem Haff, einem Étang.

Nador, ab ans Haff
Nador, ab ans Haff
Wer auf dem Teil lernt, ist für die Zukunft gerüstet!
Wer auf dem Teil lernt, ist für die Zukunft gerüstet!
Nador
Nador

Auf dem Weg ans Haff, das mit "Salzwasserlagune" trefflicher bezeichnet ist ("Mar de Chica"; w) fällt mir auf, dass alles ruhig, entspannt und stressfrei abläuft. Viele Touristen scheint es nicht hierher zu verschlagen und dadurch ist die lokale Bevölkerung recht unverdorben. Nirgends, nicht einmal auf dem Basar, werde ich vollgetextet oder bedrängt à la Alanya. Selbst die mir genannten Preise, z.B. für Mineralwasser, sind fair (später bestätigt sich dieser in einem Minishop gewonnene Eindruck durch den Abgleich mit einem Preisschild in einem Supermarkt; darüber hinaus scheint er so etwas wie ein Einheitspreis zu sein). Kurzum: ich fühle mich wohl und pflanze mich, den böigen Wind weitestgehend ignorierend, auf eine Bank an der schönen Promenade.

An der Salzwasserlagune "Mar de Chica"
An der Salzwasserlagune "Mar de Chica"
Promenade an der Salzwasserlagune "Mar de Chica"
Promenade an der Salzwasserlagune "Mar de Chica" - die Landzunge zwischen Lagune und Mittelmeer ist übrigens befahrbar, d.h. dort könnte man perfekte Strandtage à la Römö verbringen (boah wäre das laser... )

Die salzige Seeluft macht hungrig und so mache ich mich auf die Suche nach einem landestypischen Restaurant.

Zu Fuß unterwegs in Nador (Suchbild: finde den liegenden Hangaround - entdeckt?)
Zu Fuß unterwegs in Nador (Suchbild: finde den herumliegenden Hangaround - entdeckt? Schick mir eine Email)
Die Garage des Vertrauens in Nador...
Die Garage des Vertrauens in Nador...
Überall endgeile Karren, überall nur endgeile Karren, ich fürchte fast wahnsinnig zu werden bei all den endgeilen Karren!
Überall endgeile Karren, überall nur endgeile Karren, ich fürchte fast wahnsinnig zu werden bei all den endgeilen Karren!

Dadurch, dass Nador alles andere als touristisch ist, sind auch Restaurants spärlich gesäht. Am ZOB werde ich fündig. Ich durchstreife die Bahnhofshalle. Hierhin verirren sich wohl doch hin und wieder ausländische Reisende, anders ist es kaum zu erklären, dass ich plötzlich mehrmals dichtgesülzt und einmal, beim Versuch mir irgendetwas zu verticken, angegrabbelt werde. Unangenehm.

Angenehm jedoch das "Mini Buffet", dass ich am Nordende des Busbahnhofsgebäude entdecke. Erst setze ich mich davor und bestelle einen Minztee. Auf Französisch. Leider versteht der Kellner anscheinend kein oder nur kaum französisch und bringt mir einen Schwarzen Tee. Wäre, landestypisch serviert, auch kein Problem. Doof nur, wenn das kredenzte dann nicht über ein Glas heißen Wassers mit drei Finger breit Zucker am Boden und einem Lipton-Beutel hinaus kommt.

Nador, am ZOB: Schwarzer Tee im landestypischen, gutbürgerlichen Restaurant
Nador, am ZOB: Schwarzer Tee im landestypischen, gutbürgerlichen Restaurant "Mini Buffet"

Den Bestellvorgang muss ich gleich wiederholen, das steht sofort fest. Ohne eine Glas frisch zubereiteten Minztees werde ich Nador nicht verlassen. Ich beobachte die Leute um mich herum. Die Leute um mich herum beobachten mich. Ich gehe in das Lokal und frage nach dem Wlan-Passwort. Gehe wieder raus. Trete in Kontakt mit paar Leuten daheim. Gehe wieder in das Restaurant und frage, ob ich was essen kann. Leider kann auch der offensichtlich als solcher erkennbare Chef des Ladens kaum französisch. Gut, dass ein anderer Gast ein paar optisch ansprechende Sachen vor sich stehen hat. Ich spiele also das bewährte "das was der da hat"-Spiel und ordere zusätzlich einen Minztee. Keinen schwarzen Tee (dabei deute ich auf den Teebeutel in meiner Hand).

Der Plan geht auf. Paar Minuten später steht leckeres Essen und ein unbeschreiblich geschmacksintensiver Minztee vor meiner Nase.

Lecker, lecker (abgesehen von den Pommes, die jeden Belgier vermutlich Amok laufen lassen)...
Lecker, lecker (abgesehen von den Pommes, die jeden Belgier vermutlich Amok laufen lassen würden... )

Es geht ans Bezahlen. Da ich überhaupt keinen blassen Schimmer davon habe, was mein Menü samt der beiden Heißgetränke wohl kosten könnte, gehe ich unsicheren Schrittes an die Theke und winke den Boss heran. Drei sich aneinander reibende Finger später zahle ich 35,- MAD. Für alles zusammen sind also umgerechnet knapp 3,5€ fällig. Wow! Ehe ich "das ganze nochmal" sagen kann, ziehe ich weiter. Nochmal kurz an die Lagune. Muss pissen. Finde eine Müllkippe. Gehe in den sichtgeschützten Bereich und erschrecke einen Typen, der gerade mit heruntergelassener Hose ein Ei legt. Entschuldige mich für die Störung und lass, ein paar Meter weiter, einfach laufen. Machen hier alle so. So so. So auch ich.

Nicht nur eine Müllkippe sondern auch öffentliches Klo mit allem daraus resultierenden bestialisch-mörderischen Gestank, Nador
Nicht nur eine Müllkippe sondern auch öffentliches Klo mit allem daraus resultierenden bestialisch-mörderischen Gestank, Nador

Anschließend schaue ich einem Bolzplatz-Match zu. Technisch versiert, der Großteil der Akteure auf dem betonierten Spielfeld.

Bolzplatz in Nador
Bolzplatz in Nador

Auf einen Besuch beim Marjane Supermarkt, der leider vor den Toren der Stadt Nador bzw. weit am Rande liegt und dessen Gewürzangebot mich reizt, verzichte ich. Gehe zurück zum Busbahnhof und steige in den Bus zurück nach Beni Ansar, dessen Fahrer mich wiedererkennt. Er will wissen, wie ich Nador finde. Ich sage, dass Nador eine schöne Stadt mit freundlichen, hilfsbereiten Menschen ist. Er freut sich.

Im Bus von Nador Nach Beni Ansar
Im Bus von Nador Nach Beni Ansar

In Beni Ansar steige ich wieder aus und begebe mich ins Ortszentrum, wo gerade Markt ist. Generell ist hier eine Menge los.

Zurück in Beni Ansar
Zurück in Beni Ansar
Markttreiben in Beni Ansar
Markttreiben in Beni Ansar
Markttreiben in Beni Ansar
Markttreiben in Beni Ansar

Die Scheu, Fotos zu machen, ist massiv ausgeprägt und so verzichte ich darauf. Auch beim Anblick der Metzgerauslagen. Diese Fotos kennt jeder, der sich Reiseberichte anderer Reisenden in ähnlichen Gefilden bereits reingezogen hat. Und jeder, der selbst schon dergleich unterwegs war, weiß, dass Schafsköpfe und Rinderhälften, einfach so ungekühlt und von Fliegen umkreist vor den Laden gehängt, nicht unbedingt appetitanregend sind. Andere Länder, andere (Hygiene- ) Sitten.

Bei einem Straßenimbiss bleibe ich stehen. Ich sehe die Zutaten und die Art der Zubereitung. Ich bestelle zwei große mit Hack, Zwiebeln, Tomaten und Käse belegte warme Baguettes, vor meinen Augen zubereitet. Die Gewürze werden großzügig eingestreut. Das Fleisch wird abgewogen (der Überschuss mit den bloßen Händen, die auch das Geld entgegennehmen, zurück in die Auslage gepackt, da muss ich durch, würg... ) und der Preis vor dem Zubereiten genannt. Umgerechnet satte drei Euro sind fällig für einen guten Meter Baguette. Fair. Neben mir kommt ein passierender Typ zum Stehen und fragt, was ich hier so treibe. Woher, wohin, wieso? Und so. Er gibt mir die Hand und beglückwünscht mir zu Wahl des Restaurationsbetriebs. Nirgends würde der Betreiber derart viel Wert auf Hygiene und einwandfreie, unverdorbene Zutaten legen. Na, da habe ich also mal wieder eine gute Wahl getroffen. Er selbst ist Marokkaner, der seit vielen Jahren in Südfrankreich lebt und am Abend die Fähre nehmen will.

Nach dem Provianterwerb sind immer noch viel zu viele MAD übrig. Also kaufe ich Cola, Wasser (Sidi Ali natürlich - lecker!), Obst und Brot. Immer noch habe ich Geld übrig. Was soll´s, die landen dann eben in Bumbis sogenannter Schatzkiste.

Die Ausreise verläuft ohne nennenswerte Vorkommnisse. Am Ausreiseschalter der Marokkaner bekomme ich das auszufüllende Formular, beschrifte dieses und gebe es zusammen mit meinem Reisepass durch die Luke. Fünf Minuten später darf ich den Fußmarsch zum spanischen Kabuff fortsetzen.

Auf dem Weg zurück von Beni Ansar nach Melilla bzw. Spanien, Blick zurück gen Beni Ansar (Marokko)
Auf dem Weg zurück von Beni Ansar nach Melilla bzw. Spanien, Blick zurück gen Beni Ansar (Marokko)

Die spanischen Beamten schauen sich interessiert meinen Reisepass an und fragen, ob ich in Marokko eingekauft habe. Ich will gerade die Neue Hüpferlitasche abnehmen und öffnen und die Baguettes und die anderen Lebensmittel zeigen, da fragt mich der Oberindianer, ob ich rauche. Und macht dabei die Kiffergeste. Ich verneine, sage, dass ich überhaupt nicht (also auch keine gewöhnlichen Kippen) quarze und soll die Neue Hüpferlitasche ruhig auf dem Rücken lassen.


Auf dem Weg zurück von Beni Ansar nach Melilla bzw. Spanien

Einen Einreisestempel gibt es, doofe EU-Regelung, leider keinen. Was macht man noch so in Melilla, am Abend eines stürmischen Sonntags? Die Frage ist in meinem Fall rasch beantwortet. Ich habe ausreichend Speis und Trank, darüber hinaus einen mit sensationeller Sicht gesegneten windgeschützten Balkon und Bock auf stressfreie Seitenfüllerei. Also nehme ich die Linie 2 zur Plaza Espana, betrete mein Zimmer und richte mich auf dem Balkon ein.

Balkonblick
Balkonblick
Abendlicher Blick vom Balkon des Hotelzimmers in Melilla gen Marokko
Abendlicher Blick vom Balkon des Hotelzimmers in Melilla gen Marokko
Sonnenuntergang, betrachtet vom Balkon des Hotelzimmers (Parador de Melilla) gen Marokko
Sonnenuntergang, betrachtet vom Balkon des Hotelzimmers (Parador de Melilla) gen Marokko

Nach Sonnenuntergang habe ich Lust, ein Bier trinken zu gehen, latsche also los. Finde jedoch keine preislich wie stylemäßig adäquate Kneipe. Lande am Hafen, bei einem Kiosk. Erstehe dort den Halben Cruzcampo (bäh) zum guten Eurokurs und komme mit vor dem Laden (und mit dem in eben jenem gerade Kohle verdienenden Typen befreundeten) stehenden Jungspunden ins Gespräch. Einer spricht passables Englisch und macht einen cleveren, aufgeweckten Eindruck.

Nach dem üblichen gegenseitigen Abklopfen stelle ich die Fragen, die mich seit Jahren beschäftigen. Über den Alltag in Melilla. Über das Aufwachsen in Melilla. Über die Verbindung zum Festland, über alltägliche Vor- und Nachteile. Die offenherzig gegebenen Antworten sind extrem informativ, glaubwürdig und aufschlussreich. Und so hänge ich eine Weile mit denen ab.

Melilla bei Nacht, betrachtet vom Balkon des Hotelzimmers (Parador de Melilla)
Melilla bei Nacht, betrachtet vom Balkon des Hotelzimmers (Parador de Melilla)

Zurück in der Bude sehe ich mich am nächtlichen Anblick Melillas satt und reise ins Dreamland.

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