Irrer April-Trip, 2017 - Odessa - Lanzheron Strand

Das Frühstück ist im Übernachtungspreis inbegriffen, wird allerdings nicht im Hotel serviert sondern in einem nahegelegenen Restaurant, für das ich einen Coupon, dessen Wert 100,- Griwnen beträgt, ausgehändigt bekomme. Ich hätte mir alternativ auch eine Fresstüte aufs Zimmer bringen lassen können aber da ich eh nicht allzu lange auf dem Zimmer abhängen möchte latsche ich gegen zehn Uhr morgens los. Vorher hinterlasse ich ein bischen Kohle für die Reinigungskraft. Kann sicher nicht schaden.

Ein bischen Kohle für die Reinigungskraft kann sicher nicht schaden, bereitet ihr sicher eine Freude und macht mich nicht arm

Im Partner-Restaurant entscheide ich mich für das sogenannte "Full American Breakfast" und einen Kaffee. Gute Grundlage für den Tag. Anschließend muss ich zusätzlich zum Coupon fünfzig Griwnen hinlegen. Derzeit entsprechen übrigens circa 30,- UAH einem Euro. Mich zieht es ins Zentrum Odessas, welches sich herausgeputzt und hochfrequentiert präsentiert. Schön hier. Nachfolgend ein paar unkommentierte Impressionen aus Odessa.

Bereits gestern musste ich leidvoll registrieren, dass die berühmte Potemkinsche Treppe, die von der Stadt aus betrachtet hinunter zum Meeresbahnhof führt und eine der Top-Sehenswürdigkeiten Odessas darstellet, komplett eingerüstet ist. Eine einzige Baustelle. Was an der Potemkinschen Treppe so besonders ist weiß Wikipedia. Dem entsprechenden Artikel (w) entnehme ich u.a. folgendes: "Die Potemkinsche Treppe ist eine Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Freitreppe mit 192 Stufen in der ukrainischen Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer. Sie verbindet die auf einem Plateau liegende Innenstadt mit dem Hafen, zeichnet sich in ihrer nach oben verjüngenden Bauweise durch die beabsichtigte perspektivische Verzerrung aus und wurde zum Wahrzeichen der Stadt. Durch Sergei Eisensteins Film Panzerkreuzer Potemkin 1925 wurde sie „die wahrscheinlich berühmteste Treppe der Welt“."

Hinter dem Bauzaun führt sie hinunter zum Meeresbahnhof, die Potemkinsche Treppe

Potemkinsche Treppe; aktuell eine einzige Riesenbaustelle

Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und so zieht es mich an den Stadtstrand namens "Lanzheron". Ich tue es den zahlreichen anderen Flaneuren gleich und schlendere die Promenade entlang Richtung Südost.

Odessa ; beim Hochhaus handelt es sich übrigens um den bereits erwähnten Meeresbahnhof

Rathaus von Odessa

Plötzlich habe ich einen Geistesblitz und tierisch Bock auf eine Fußreflexzonenmassage thailändischer Art. Wieso auch nicht? Wenn nicht hier, wo dann? Asseltrips müssen generell wehtun aber ich werde ja auch nicht jünger und muss auf mich, meinen Körper und mein Wohlbefinden achten. Und da ich ein großer Fan von Thai-Fuß-Massagen bin beschleße ich, mir den Luxus einfach mal wieder zu gönnen. Der Kyivstar-Daten-SIM sei Dank setze ich mich kurz auf eine sonnenverwöhnte Bank und prüfe die verschiedenen Optionen und Preise. Sieh mal einer an, in weniger als zwei Kilometern Entfernung gibt es einen Thai-Massage-Salon. Da gehe ich einfach mal hin, vielleicht haben die ja gerade einen Termin für mich frei.

Wenig später trete ich ein und sage, was ich wünsche. Die einstündige Fuß-Massage (nichts anderes, damit das bereits im Vorfeld klargestellt ist) kostet umgerechnet 20,- €. Wenn ich will, kann es innerhalb der nächsten fünf Minuten losgehen. Bingo!

Nach der wohltuenden Massage (ohne Happy End versteht sich... ) werfe ich einen Blick auf die Uhr. 14:20h. Um 15h findet die Delfinshow im Nemo-Aquarium statt. Geil, die ziehe ich mir rein. Nichts wie hin.

Unterwegs bestaune ich einen Knirps, der die typisch-ostige sogenannte Lungerhaltung bereits bestens drauf hat. Ich frage mich immer wieder, wie die Locals in der Körperhaltung stundenlang ausharren können. Scheint echt bequem zu sein für die. Alleine bei dem Gedanken daran knacken meine Gelenke. Die Experten in dieser Disziplin können jedoch so gut wie alles in der tiefen Hocke bewerkstelligen. Zeit totschlagen, warten, sich unterhalten, glotzen, rauchen, saufen und ganz besonders gern auch Sonnenblumenkerne knabbern. Womit wir bei einem weiteren Rätsel für mich wären. Wie machen die das mit den Sonnenblumenkernen? Wie schaffen die das, den Kern schnell wie ein hochbegabter Vogel aus der Schale zu lösen und dafür lediglich das Gebiss und die Zunge zu verwenden? Dahinter steckt ganz sicher jahrelanges Training.


Früh übt sich, wer ein Meister der Lungerhaltung werden will...

Das, was der kleine Junge drauf hat würde ich auch gern beherrschen. Wäre die optimale Tarnung um in Gefilden wie diesen auf gar keinen Fall aufzufallen. Denn wer die Lungerhaltung beherscht ist mit großer Gewissheit ein Local, soviel ist mal sicher.

Obelisk, Odessa

Im Aquarium "Nemo" kaufe ich mir eine Karte für die Show um 15h und blättere dafür 250,- UAH hin. Heute lasse ich es also mal so richtig krachen.

Karte für die Show um 15h

Bis zum Showbeginn sind es noch ein paar Minuten und so schaue ich mich an der verglichen mit dem Zustand vor ein paar Jahren kaum wiedererkennbaren Strandpromenade um und schlage in der Sonne Wurzeln. Dabei beobachte ich den Trubel um mich herum und freue mich über den schönen und entspannten Trip-Tag.

Strandpromenade Lanzheron, Odessa (beim Aquarium "Nemo")

Strandpromenade Lanzheron, Odessa (beim Aquarium "Nemo")

Heute handelt es sich eindeutig um einen komplett stressfreien Wohlfühltag und ich genieße den entschleunigten Style. Plötzlich ist es 15h, die Show beginnt.

15h, die Show beginnt

Beeindruckende Aktionen en masse, Delfin-Show im Aquarium "Nemo", Odessa

Die geblechten 250,- UAH haben sich gelohnt. Beeindruckt ziehe ich eine gute halbe Stunde später weiter. Mein Ziel: die damals mit Buzz bereits beehrte Seilbahn, die vom Strand in die Stadt hinauf führt. Ob es die überhaupt noch gibt? Die pfiff doch damals schon gefühlt auf dem letzten Loch. Werde ich ja sehen.

Lanzheron-Strand, Odessa

Es gibt sie noch. Freut mich. Da lasse ich mich nicht lange bitten und mache mal wieder artig mein Portemonnaie auf. Die Griwnen flutschen nur so zwischen den Fingern durch. Die Preise hierzulande sind niedrig, klar. Dennoch, die Masse an Ausgaben summiert sich letzten Endes natürlich doch zu einem beachtlichen Betrag. Kleinvieh macht auch Mist, klarer Fall.

Seilbahn vom und zum Lanzheron-Strand, Odessa

Seilbahn vom und zum Lanzheron-Strand, Odessa

Zurück in der Stadt beschließe ich, langsam zum Hotel zurückzukehren. Natürlich zu Fuß. Bewegung kann nicht schaden bei meiner typischen Trip-Ernährung, die offen gestanden überwiegend aus ungesundem wie kalorienreichen Gammelfraß besteht. Hier ´ne gefüllte Blätterteigtasche, da ein Hamburger, dort ein Cheeseburger, woanders eine Schmier-Pizza (selbstredend ostiger Prägung, d.h. mit einer Menge raufgeklatschter Mayonaise und Ketchup) und immer wieder mal ´ne Cola. On top das eine oder andere Bier, na dann mal Prost Mahlzeit. Also wiegesagt: Bewegung ist dringend angesagt, klarer Fall.

Auf Schusters Rappen unterwegs in Odessa

Ich habe keine Ahnung wer hier seine Spiele auszutragen pflegt aber das Stadion selbst ist schon irgendwie cool

Das war ganz sicher einst ein bedeutsames Gebäude

Zack, schon bin ich wieder am Hauptbahnhof von Odessa; von hier aus kenne ich den Weg zurück zum Hotel

Keine Ahnung wie die Kiche heißt, ist ja auch egal; auf jeden Fall gefällt sie mir

Das Thema "Ernährung" während meiner Trips habe ich bereits angesprochen und so ist es kaum verwunderlich, dass ich zum ersten Mal seit gefühlt tausenden von Jahren meinen Fuß in einen Ableger der wohl bekanntesten amerikanischen Fastfood-Kette setze. "Wenn schon denn schon" lautet mein zweifelhaftes Motto und so ziehe ich mir eine Menge weiteren Nährschlamm rein, ehe ich kurzzeitig pappsatt zurück zum Hotel rolle.

Bei Mc D ist mächtig was los

Im Zimmer packe ich schonmal meine Neue Hüpferlitasche, ziehe mir Internet-Zeugs rein und reise sehr zeitig ins Dreamland. Warum? Weil ich morgen für meinen Geschmack viel zu früh hoch muss.

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