Japan, Mai 2016
Tag1 - Tag2 - Tag3 - Tag4 - Tag5 - Tag6 - Tag7 - Tag8 - Tag9 - Tag10

Tag2: Narita

Mit leichter Verspätung landet der Flieger auf dem Narita Airport (w). Auf japanischem Boden. Ich bin in Japan, nicht zu fassen. Seit meiner Kindheit hege ich eine große Faszination für Japan. Heute ist es endlich soweit, heute besuche ich das Land sehnsuchtserfüllter Kindheitsträume. Die Einreise erfolgt unkompliziert, obgleich es den Zollbeamten irritiert, dass mein Gepäck lediglich aus der Neuen Hüpferlitasche besteht. Einen Blick hinein lässt er sich nicht nehmen. Und dann ist es soweit, ich verlasse das Terminal und reibe mir alleine schon im Angesicht der so anders aussehenden Busse samt zugehöriger Haltestellen fasziniert die Augen. Mein Fortbewegungsmittel nach Narita allerdings soll die Bahn sein. Also frage ich an der Touristeninformationsstelle, wo ich denn einen ATM finde und den Fahrschein bekomme. Zum ersten Mal werde ich mit der erlesenen Freundlich- und Höflichkeit konfrontiert. Nun gut, zum zweiten Mal denn der Sitznachbar vorhin hat mich bereits auf die Landessitten eingestimmt.

Geldautomaten gibt es genug, ich wähle den der 7/11-Bank und die Abhebung klappt wie am Schnürchen. Dies erwähne ich so explizit weil im Netz vielerorts Schauermärchen über die Optionen zum Beziehen von Bargeld aus Automaten mit europäischen Kredit- und Bankkarten kursieren. Mag an normalen Automaten der lokalen Kreditistitute ja durchaus der Fall sprich: problematisch sein, habe ich nicht geprüft. Aber selbst wenn dem so wäre, es bestünde kein Grund zur Panik denn 7/11 Läden mit ATMs gibt es in Japan nahezu an jeder Ecke.

Den Fahrschein nach Narita besorge ich am Bahnschalter und schon geht´s ans Gleis. Timing! Schon geht die Fahrt los. Sie dauert weniger als zwanzig Minuten und beschert mir einen leichten Flash.

Unterwegs im Vorortzug vom Narita Airport nach Narita, KEISEI-Line
Unterwegs im Vorortzug vom Narita Airport nach Narita, KEISEI-Linie
"Vorsicht, Türen schließen selbsttätig"?
"Vorsicht, Türen schließen selbsttätig"?

Die Schriftzeichen, die Piktogramme und die Werbung im Zuginneren begeistern mich. In Narita wird aus dem leichten ein massiver Flash.

Angekommen an einem der beiden Bahnhöfe von Narita (KEISEI-Line), dem dem Flughafen seinen Namen gebendem Ort im Westen von Tokyo
Angekommen an einem der beiden Bahnhöfe von Narita (KEISEI-Line, in der der JR-Pass nicht gültig ist), dem dem Flughafen seinen Namen gebendem Ort im Westen von TokyoBahnhof KEISEI-Narita
Bahnhof KEISEI-Narita
Bahnhof KEISEI-Narita
Bahnhof KEISEI-Narita
Ich liebe Plakate wie diese
Ich liebe Plakate wie dieses, welches meiner Interpretation nach die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Suica-Karte lobpreist
Narita-KEISEI, Bahnhofsvorplatz
Narita-KEISEI, Bahnhofsvorplatz
Narita-KEISEI, Bahnhofsgebäude
Narita-KEISEI, Bahnhofsgebäude
Hier reicht ein einfacher Öffi-Bus um mich zu flashen
Hier reicht ein einfacher Öffi-Bus um mich zu flashen
Auch die stets hochglanzpolierten Taxen samt Fahrer sind extrem stylish; die Chauffeure tragen Anzug mit Krawatte und weiße Handschuhe
Auch die stets hochglanzpolierten Taxen samt Fahrer sind extrem stylish; die Chauffeure tragen Anzug mit Krawatte und weiße Handschuhe
Narita Station, hier halten die Japan-Rail-Züge
Narita Station, hier halten die Japan-Rail-Züge
Blick von der Narita Station aus Richtung Hotel U-City
Blick von der Narita Station aus Richtung Hotel U-City

Für mich eine neue Welt, das alles um mich herum. Zunächst latsche ich zum Hotel U-City und erledige den Check In. Bekomme ein mies verräuchertes Loch, reiße die Fenster ganz weit auf und ziehe sofort wieder mit inhaltlich optimierter Neuer Hüpferlitasche von dannen.

Elendig verquarzte Räucherbude im Hotel U-City
Elendig verquarzte Räucherbude im Hotel U-City

Bin viel zu aufgekratzt um jetzt schon zu pennen. Und viel zu heiß darauf, meinen ersten japanischen Ort zu erkunden. Narita, die in der Präfektur Chiba ungefähr 60 Kilometer nordöstlich von Tokyo gelegene Kleinsstadt wartet auf mich und so peile ich die gemäß diverser Internetquellen und der Seiten des für diese Reise erworbenen Lonely Planet (zu empfehlen) sehenswerte Tempelanlage an. Die ich allerdings nicht erreiche. Macht aber nichts, denn der Spaziergang alleine reicht schon aus um mich total wegzuspulen. Ich weiß die ganze Zeit nicht, wo ich hinschauen soll. Bleibe ab und zu unvermittelt stehen. Kneife mich tatsächlich selbst, ähnlich wie zuletzt in Barentsburg.

Auch schon wieder etliche Jahre her. Ja, die Zeit vergeht in der Tat sehr viel schneller als es die meisten Mitmenschen wahrnehmen. Und wenn diese die Flüchtigkeit der Zeit dann eventuell doch noch realisieren ist es meist zu spät. Der Fehler wird mir nicht passieren, das steht fest. Und das ist auch gut so. Vielen Menschen kann ich an dieser Stelle den liebgemeinten Rat geben, sich einmal ernsthaft und reflektiert selbst zu hinterfragen, bezüglich der Vergänglichkeit des (eigenen) "Seins" und der Gestaltung des Lebens an sich.

In einem 7/11 besorge ich was zu futtern (zwei pappige Burgerbrötchen mit undefinierbarer Einlage sowie eine Banane ) und was zu schlucken (Mineralwasser und zwei 0,5L Dosen Kirin). Nachdem Durchqueren des Zentrums ereiche ich einen Hügel, auf dem sich wider Erwarten keine Tempelanlage sondern eine zu dieser Zeit, inzwischen ist es circa 20:30h, geschlossene Grundschule und ein großer Parkplatz befinden. Auf den Hügel führt eine beleuchtete Treppe. Ideal für meine Belange und so setze ich mich, ziehe das Tb und lege los. Boah, wie geil, hier zu sein.

Blick von meinem ersten japanischen Asselplatz überhaupt; hier komme ich langsam aber sicher in Japan an und akklimatisiere mich
Blick von meinem ersten japanischen Asselplatz überhaupt; hier komme ich langsam aber sicher in Japan an und akklimatisiere mich

Ich bin in Japan. Der imaginäre Punkt auf der im Kopf abgespeicherten Landkarte beginnt zu blinken und ich bin einfach nur gut drauf. Ab und zu fährt auf der Straße unter mir ein seltsam aussehendes Auto vorbei, ansonsten ist außer Grillenzirpen nichts zu hören. Ein schöner Ort zum Akklimatisieren. Aus Minuten werden Stunden und ich begebe mich auf den Weg zurück zum Hotel. Ich komme an einem großen Pub mit integrierter Disco namens "The Barge Inn" vorbei und pfeife darauf, nicht unbedingt das geschniegelteste Party-Outfit sondern Shorts und ein seine Form verlierendes, teils ausgeblichenes T-Shirt am Leib zu tragen. Rein da! Es kostet keinen Eintritt und so darf ich mir ein Bier vom Fass gönnen. 720,- YEN, uff. Absolute Ausnahme, klar. Eine Dose Kirin kostet im Supermarkt wie im Convenience-Store à la Lawsons oder 7/11 übrigens gleichermaßen zwischen 210,- und 260,- YEN. Zum Reisezeitpunkt entsprechen 120,- YEN einem €.

Plattendreher im "The Barge Inn"
Plattendreher im "The Barge Inn"
Discobereich im "The Barge Inn"
Discobereich im "The Barge Inn"

Pub in Narita: "The Barge Inn"

Der Pub beziehungsweise die Disco ist wärmstens zu empfehlen. Wäre gern länger geblieben doch machen sich almählich die Strapazen der Anreise deutlich bemerkbar. Bin schon eine Weile unterwegs. Und die Zeitverschiebung, hier ist´s sieben Stunden später als in Deutschland sprich bei einem Flug von Frankfurt nach Tokio muss man die Uhr um sieben Stunden vorstellen, spüre ich auch mittlerweile. Hast Du das mit der Zeitzone gecheckt? Sicher. Ich selbst tue mich mit Zeitverschiebungen immer mächtig schwer, keine Ahnung weshalb. Wie auch immer, Körper und Geist brauchen dringend eine Pause. Der Marsch zum U-City-Hotel Narita dauert eine gute Viertelstunde.

In der Bude gleite ich nach einer erfrischenden Dusche prompt ins Dreamland. Nicht einmal der Kotzreiz verursachende Gestank und die quasi funktionslose Klimaanlage halten mich auf.

Weiter zu Tag3