China (Peking) und Vietnam (Hanoi - Hue - Da Nang - Ho Chi Minh Stadt bzw. Saigon), April 2019
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Tag 4: Hanoi

Ich habe wirklich Glück mit meinem Platz. Der Mittelplatz bleibt frei und am Gang sitzt eine recht ansehnliche junge Frau aus Tschechien, die sofort nach dem Start in bis zur Landung andauernden Tiefschlaf versinkt und dementsprechend keine nervigen Gspräche, die im schlimmsten Fall meine Ohropax-Trommefell-Schutzmauer zu überwinden im Stande wären, führt.

Kurz nach dem Start gibt es was zu trinken (ich gehöre übrigens auch zur Tomatensaft-Fraktion) und dann ist lobenswerterweise Ruhe. Sowohl seitens der übermüdeten Passagiere als auch des Bordpersonals. Eine Stunde vorm Aufsetzen auf vietnamesischem Boden (neuer Länderpunkt) gibt´s ein spartanisches aber dennoch hilfreiches Frühstück.

Frühstück im Flieger von Peking nach Hanoi
Frühstück im Flieger von Peking nach Hanoi

Nach knapp 2.200 Flugkilometern landet der Jet in Hanoi, genauer gesagt am Noi Bai International Airport (w). Kaum aus dem Flugzeug draußen setze ich wie vorgestern zu kleinen Sprinteinlagen an und überhole eine Menge meiner Mitpassagiere auf dem Weg zum Einreiseschalter. Als deutscher Staatsbürger benötige ich keinerlei Visum, wie praktisch. Der Reisepass wird natürlich dennoch genau inspiziert.

An einem Bankomaten besorge ich mir Bargeld und eine Daten-SIM (Key Facts: Flatrate, vier Wochen gültig, um die zehn Euro, alles total locker und keine Registrierung). Anschließend halte ich Ausschau nach der Bushaltestelle, von der aus die Vehikel gen Hanoi-Zentrum verkehren und lasse dabei den einen oder anderen unerwartet aufdringlichen Taxifahrer abperlen.

Taxistand am Noi Bai International Airport: die Fahrer müssen auf mich als zahlenden Kunden verzichten
Taxistand am Noi Bai International Airport: die Fahrer müssen auf mich als zahlenden Kunden verzichten

Nach lurzem Herumgeirre finde ich die Bushaltestelle und warte. Während des Wartens werde ich von ein paar weiteren Taxifahrern vollgetextet. Der eine behauptet, das keine Busse verkehren und der andere will... mir alles egal. Ich warte jetzt so lange, bis der nächste Bus kommt. Und da ich nicht alleine an Ort und Stelle schwitzend herum stehe, bin ich diesbezüglich sogar recht zuversichtlich. A propos "schwitzen", die Aggro-Kombination aus hoher Temperatur und Luftfeuchtigkeit macht mir zu Beginn offen gestanden ein wenig zu schaffen, zumal ich zuletzt nicht allzu viel gepennt und einen Jetlag zu verknusen habe.

Bushaltestelle am Flughafen Noi Bai "HAN"
Bushaltestelle am Flughafen Noi Bai "HAN"

Na sieh mal einer an, gemessen an den Warnhinweisen der Taxifahrer-Zunft kommt dann doch recht zeitnah ein Kleinbus angebrettert, der binnen weniger Minuten bis auf den letzten Platz besetzt gen Hanoi (w) losheizt. Läuft. Während der Fahrt schicke ich schonmal eine Email an meine heutige und morgige Bleibe, und zwar mit der flehentlichen Bitte recht früh ins Zimmer zu dürfen.

Unterwegs vom Flughafen Noi Bai (HAN) nach Hanoi
Unterwegs vom Flughafen Noi Bai (HAN) nach Hanoi
Unterwegs vom Flughafen Noi Bai (HAN) nach Hanoi - wir nähern uns dem Zentrum der Hauptstadt Vietnams
Unterwegs vom Flughafen Noi Bai (HAN) nach Hanoi - wir nähern uns dem Zentrum der Hauptstadt Vietnams

Für insgesamt 50.000 Dong setzt der service- wie trinkgeldorientierte Kleinbusfahrer mich direkt vor meinem Hotel ab. 45.000 Dong hätte der Ritt ins Zentrum von Hanoi ohne Haustür-Service (aka Door-to-Door-Service) gekostet. derzeit entsprechen in etwa 25.000 Dong einem Euro. Das Hotelpersonal hat meine Email mit der flehentlichen Bitte, recht früh ins Zimmer zu dürfen gelesen, kann ihr aber leider nicht entsprechen da mein Zimmer derzeit noch bewohnt ist. Ich werde jedoch dazu eingeladen, mich erstmal zu setzen und zu entspannen. Dabei bekomme ich einen Saft gereicht und nach neugierigem Herantasten etliche Fragen, und zwar zunehmend intimerer Natur, zu mir und meiner "Mission" gestellt. Man könnte es distanzlos nennen aber soweit gehe ich nicht. Die Kultur ist schlicht und ergreifend eine andere. Eine bessere? Äpfel mit Birnen zu vergleichen ist dämlich. Ich lasse es lieber. Fakt ist, dass ich die hiesige Kultur, das hiesige Miteinander sehr schätze. Japan "Light" sozusagen.

Angekommen im Hotel La Storia, Hanoi: erstmal kurz relaxen lautet die Devise
Angekommen im Hotel La Storia, Hanoi: erstmal kurz relaxen lautet die Devise

Auf dem Klo mache ich mich bestmöglich frisch. Etwas Wasser ins Gesicht kann jedoch selbstredend keine Dusche, geschweige denn eine Mütze Schlaf ersetzen und so ziehe ich leicht angeschlagen los, mit leichtem Gepäck versteht sich.

Hanoi, meine ersten Meter auf Schusters Rappen in der Hauptstadt Vietnams
Hanoi, meine ersten Meter auf Schusters Rappen in der Hauptstadt Vietnams

Meine ersten Meter auf Schusters Rappen in der Hauptstadt Vietnams lege ich taumelnd zurück. Das Klima macht mir, ganz besonders in Kombination mit der Müdigkeit, zu schaffen. Als erstes beschließe ich, etwas gegen das Grummeln in der Magengegend und die drohende Dehydration zu unternehmen. In einem stark an 7/11 erinnernden Convenience-Store namens "Circle K" kaufe ich Mineral- und mich reanimierendes Kokoswasser, das ich unmittelbar nach dem Verlassen des Ladens in mich hinein kippe. Direkt gegenüber gibt es ein gut besuchtes Lokal, vor dem die Leute Suppen schlürfen. Da mache ich mit und bestelle, mit dem Finger auf eine der Suppen der Gäste zeigend, mein heutiges landestypisches Frühstück. Die Eineimischen fahren wie´s aussieht total darauf ab, den Tag mit einer herzhaften wie frischen Suppe zu beginnen.

Gut besuchtes Lokal, vor dem die Leute (so wie gleich auch ich selbst) Suppen schlürfen im Zentrum von Hanoi
Gut besuchtes Lokal, vor dem die Leute (so wie gleich auch ich selbst) Suppen schlürfen im Zentrum von Hanoi
Frühstücks-Suppe meiner Wahl
Frühstücks-Suppe meiner Wahl (50.000 Dong)

So gegen 11h, so schätzte es der Rezeptionist vorhin ein, soll ich mein Glück bezüglich des dann hoffentlich freien und gereinigten Zimmers erneut versuchen. Bis dahin sind es noch um die drei Stunden, die ich mir aus der Not eine Tugend machend mit einem recht planlosen Stadtspaziergang vertreibe.

Blumen frisch vom Feld (schaut jedenfalls danach aus)
Blumen frisch vom Feld (schaut jedenfalls danach aus)
Mikrowellengeräte zu verkaufen...
Hier gibt´s also Mikrowellengeräte zu erwerben

Mehr oder minder zufällig erreiche ich pötzlich die zur Sehenswürdigkeit mutierten, nah an den Fassaden durch ein ehemals normales Wohngebiet führenden Gleise. Als normal lässt sich die Gegend nicht mehr beschreiben, da die geschäftstüchtigen Locals jeden Gleismeter nutzen und sich Cafés, Kneipen, Snackbuden und sonstige Läden wie Perlen an einer Schnur reihen. Mich haben die im Internet betrachteten Fotos zugegebenermaßen auch heiß auf diesen Abschnitt gemacht und zu dieser frühen Uhrzeit hat das ganze auch massiven Style, was sich später jedoch ändern wird wenn die Gegend von Touristenschwärmen belagert wird.

Durchs Wohngebiet führende Gleise, Hanoi
Durchs Wohngebiet führende Gleise, Hanoi
Durchs Wohngebiet führende Gleise, Hanoi
Durchs Wohngebiet führende Gleise, Hanoi
Besonders häufig kommt hier leider kein Zug durch gebrettert
Besonders häufig kommt hier leider kein Zug durch gebrettert
Hanoi, an den Gleisen
Hanoi, an den Gleisen

Morgens um Acht ist hier natürlich noch so gut wie nichts los. Ich setze mich mit meinem beim Circle K erworbenen Wasser ans Gleisbett, zücke das Tb und fülle ein paar Seiten. Dabei schaue ich mich immer wieder um und komme almählich in Hanoi an. Zudem akklimatisiere ich mich langsam, aber sicher, was wörtlich zu verstehen ist. Mein lieber Schwan, die hohe Luftfeuchtigkeit macht mir tatsächlich zu schaffen. Während ich herumsitze, kommt eine Ladenbesitzerin des Weges und schliesst das Lokal, vor dem ich sitze, auf. Ich will mich gerade verziehen, da wedelt sie mit den Armen, bedeutet mir zu bleiben und bringt mir lächelnd einen Stuhl. Zusätzlich schaltet sie einen schräg über mir, bislang nicht wahrgenommenen Ventilator an. So lässt es sich aushalten. Da gönne ich mir doch glatt eine eiskalte Coke - mehr geht nicht, schon gar nicht unter diesen Rahmenbedingungen.

Den Cola-Schub nutze ich aus und drehe weiter meine Runde, wodurch ich an der Kathedrale von Hanoi , der "St. Joseph's Cathedral" vorbeikomme. Mittlerweile füllt sich die Altstadt mit Leben und nicht übersehbaren Massen an Touristen.

Kathedrale von Hanoi
Kathedrale von Hanoi (St. Joseph's Cathedral; w)

Von der Kathedrale zum Hoan-Kiem (w) oder auch Schwert-See, der die Altstadt Hanois vom Kolonialviertel trennt, ist es nur ein sprichwörtlicher Katzensprung. Ursprünglich hatte ich die Möglichkeit ins Auge gefasst, mich dort irgendwo an einer ruhigen Stelle ans Ufer zu legen und eine Weile zu dösen doch diesen Gedanken kann ich unmittelbar nach meiner Ankunft beerdigen. Der See stinkt und die Ufer sind a) wenig einladend und b) überbevölkert (Passanten-Stör-Faktor aka "PSF": locker ´ne glatte 10).

Hoan-Kiem oder auch Schwert-See, Hanoi - einen Besuch auf der kleinen, proppevollen Insel verkneife ich mir
Hoan-Kiem oder auch Schwert-See, Hanoi - einen Besuch auf der kleinen, proppevollen Insel, auf der sich der Jade-Tempel (w) befindet verkneife ich mirReges vormittägliches Treiben auf dem Dong Kinh Nghia Thuc Platz, Hanoi
Reges vormittägliches Treiben auf dem Dong Kinh Nghia Thuc Platz, Hanoi
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Deutsche Mark oder Deutscher Markt - egal, wäre beides gut
Deutsche Mark oder Deutscher Markt - egal, wäre beides gut
Dong Kinh Nghia Thuc Platz, Hanoi
Dong Kinh Nghia Thuc Platz, Hanoi
Hang Dao Straße, Hanoi (u.a. hier findet mitunter der recht bekannte Nachtmarkt, der mich allerdings nicht interessiert, statt)
Hang Dao Straße, Hanoi (u.a. hier findet mitunter der recht bekannte Nachtmarkt, der mich allerdings nicht interessiert, statt)
Unterwegs im Zentrum von Hanoi
Unterwegs im Zentrum von Hanoi

Eine Spezialität Hanois stellt das sogenannte "Bia Hoi" dar. Angeblich soll es dieses täglich frisch gebraute, vom Fass servierte Gebräu vietnamweit geben. Kann sein. Aufgefallen ist es mir jedoch nur hier in Hanoi. Das wässerige Zeugs erinnert tatsächlich an Bier, hat um die drei Volumenprozent Alkohol (schwankende Angabe) und kostet zwischen 10.000 und 15.000 Dong, je nach Lokalität. Wenige Schritte vorm Hotel La Storia, an dessen Rezeption mir mitgeteilt wird, dass das Zimmer noch immer nicht bezugsfertig ist, befinden sich mehrere dieser Bia Hoi Ausschankstätten. In einer gut besuchten an der Ecke pflanze ich mich so bequem wie möglich auf einen der charakteristischen kleinen Plaste-Hocker und ordere das erste von den im weiteren Tagesverlauf "so einigen in die Figur gedrückten" Bia Hois. Die, mal echt jetzt, eigentlich fast alle räudig schmecken und böhmischen Fassbierfreunden die Haare sträuben lassen würden, ohne den meinerseits nun so sogenannten "Exotik-Bonus".

Hanoi, Bia Hoi Ausschankstätte an einer gut besuchten Ecke (es ist so wie z.B. in tschechischen Pivnices durchaus üblich, sich eigene Behältnisse für den Konsum daheim füllen zu lassen)
Hanoi, Bia Hoi Ausschankstätte an einer gut besuchten Ecke (es ist so wie z.B. in tschechischen Pivnices durchaus üblich, sich eigene Behältnisse für den Konsum daheim füllen zu lassen)
Hanoi, Bia Hoi Ausschankstätte an einer gut besuchten Ecke
Hanoi, Bia Hoi Ausschankstätte an einer gut besuchten Ecke

Hanoi, Bia Hoi Ausschankstätte an einer gut besuchten Ecke

Den Hype um das Bia Hoi kan ich nicht nachvollziehen. Sicher hat es einen Hauch von Exotik, bei derartigen Rahmenbedingungen die (angenehm volumenschwache) Plörre den hektischen Verkehr um einen herum betrachtend aus kleinen Gläsern zu nippen aber isoliert betrachtet kann das Zeug selbst kaum überzeugen. Das Gesamtpaket passt (ganz besonders hierher), das ja. Und das war´s dann auch schon. Kurzum: ich distanziere mich an dieser Stelle ganz eindeutig von denen, die das Bia Hanoi in ihren hippen wie trendigen Blogs in der Regel derbst abfeiern, ziehe mir aber dennoch einige Gläser rein.

Unterwegs in Hanoi
Unterwegs in Hanoi

Endlich ist mein Zimmer bezugsfertig. Es ist okay. Sauber, modern möbliert, klimatisiert und nach hinten raus sprich ruhig. Einziges Manko: der mit der Ausrichtung verbundene Blick auf eine Wand wie zuletzt in Peking und die geringe Grundfläche. "Ein (immerhin bequemes) Bett mit kaum Zimmer herum" trifft es ganz gut. Auf dem immerhin bequemen Bett drifte ich nach einer dringend nötigen Dusche wie auf Knopfdruck ins Reich der Träume und penne ein paar Stunden durch. Anschließend mache ich einen weiteren kleinen Spaziergang durch die nähere Umgebung.

Treiben vor einem für Hanoi typischen Straßenlokal
Treiben vor einem für Hanoi typischen Straßenlokal

Es ist an der Zeit, Abendessen aufzutreiben.

Speiselokal, Hanoi
Speiselokal, Hanoi
Abendessen; mein erster Tag in Hanoi endet quasi so, wie er angefangen hat
Abendessen; mein erster Tag in Hanoi endet quasi so, wie er angefangen hat

Nach dem Abendessen zieht es mich zurück aufs Zimmer. "Duschen, Klamotten waschen, pennen" - das ist nun meine Devise. Hundemüde ratze ich weg.

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