Krasser Trip, Juni 2017
Tag 1 - Tag 2 - Tag 3 - Tag 4 - Tag 5 - Tag 6 - Tag 7 - Tag 8 - Tag 9

Tag 3: Zajecar

Nach einem wie gestern spitzenmäßigen Frühstück tapere ich Richtung Busbahnhof. Um kurz nach elf fährt der der Bus aus dem Stall des Transportunternehmens "Top-Tourist" auf direktem Weg nach Zajecar, in den Osten Serbiens. Zajecar ist eine mittelgroße Stadt mit 50.000 Einwohnern. Wikipedia (w) sagt u.a. das hier zur Stadt: "Zajecar (deutsch veraltet Zatitscher; rumänisch Zaiceari) ist eine Stadt in Ostserbien, gelegen in der sogenannten Timocka Krajina. Sie ist der Verwaltungssitz der gleichnamigen Gemeinde sowie des Bezirks Zajecar. In der Stadt leben heute Schätzungsweise über 50.000 Einwohner. Zajecar wird vom Fluss Timok durchflossen. Die Stadt ist Sitz der Eparchie Timok der Serbisch-Orthodoxen Kirche." Sehenswürdigkeiten gibt es anscheinend keine, jedenfalls finden sich diesbezüglich kaum Anhaltspunkte in den Weiten des Internets. Derart unspektakuläre Nester haben ihren ganz besonderen Reiz und so steige ich frohen Mutes ins betagte Vehikel, dass mich innerhalb von dreieinhalb Stunden vom Belgrader Busbahnhof nach Zajecar befördert. Wo liegt Zajecar eigentlich? Aufschluss darüber gibt die folgende Karte.

Der Ritt wird lediglich von einer viertelstündigen Pause auf einem Autobahnrasthof unterbrochen, über die ich mich sehr freue. Das Bordklo ist wie irgendwie in jedem Bus, mit dem ich unterwegs bin, defekt. Ich frage mich in diesem Zusammenhang noch heute, wie es die weiblichen Insassen der abgetakelten im Dienste des lachenden Karniggels nach Lloret de Mar verkehrenden Party-Teenie-Schleudern ausgehalten haben. Die männlichen Fahrgäste hatten spätestens auf der Rückfahrt vorgesorgt und leere 1,5L-Plaste-Buddeln am Start. Profis hatten extra deshalb von zu Hause, also aus Deutschland, leere Punica-Flaschen im Handgepäck (der großen Öffnung wegen)... . Ach ja, irgendwann schreibe ich mal ein Buch. Zurück zum Tagesgeschehen, es wird eklig. In Zajecar angekommen überlege ich als erstes, wo ich Wlan schnorren könnte und werde in einem Biergarten fündig. Auf dem Weg vom Busbahnhof dorthin habe ich bereits Sympathien für diese Stadt gespürt also bleibe ich über Nacht. Und da ich über Nacht bleiben will benötige ich noch eine Unterkunft, die ich online zu buchen gedenke. Auf meinem Stammportal logge ich das DZ zur Einzelnutzung in der Villa Tamaris ein und begebe mich direkt dorthin.

Die Bude ist voll in Ordnung. Gute Klimaanlage, astreines Wifi und alles sauber und gefplegt. So soll´s sein. Zeit, kurz mal die Füße hochzulegen und neue Kräfte zu sammeln. Für heute habe ich kaum etwas auf dem Zettel. Ich will lediglich einen Spaziergang durch die Stadt unternehmen und mich an den Gleisen sowie am Ufer des 2005 in Kobisnica, kurz vor der Mündung in die Donau letztmals begrüßten Flüsschens namens Timok aufhalten. Die Eisenbahnbrücke über den Timok schaut gemäß im Internet gesichteter Fotos derbst stylish aus und so darf auch eben jene keineswegs auf meinem Zettel fehlen. Nach einem halbstündigen Mittagsschlaf latsche ich los. Im Zentrum befindet sich ein gut sortierter und landestypisch fair bepreister Supermarkt, in dem ich meinen restlichen Tagesproviant erwerbe. Schnell noch einen Pljeskavica-Burger mampfen und schon schlendere ich mehr oder minder ziellos durch Zajecar. Zajecar hat wirklich nicht viel zu bieten und ist allenfalls für seine Brauerei bekannt, an der ich übrigens auch vorbeikomme, von der ich jedoch weshalb auch immer kein Foto mache.

Die Eisenbahnbrücke sieht in Natura noch cooler aus als auf den Fotos und am Flussufer warten Top-Asselplätze auf mich. Bingo, manchmal läuft´s einfach. A propos "läuft bei mir": ein wenig Sorge bereitet mir die morgige Weiterreise nach Vidin. Zur serbisch-bulgarischen Grenze werde ich ein Taxi nehmen aber wie komme ich vom mitten im Nirgendwo gelegenen bulgarischen Grenzposten nach Vidin? Ich beschließe, mich nicht weiter verrückt zu machen und vertraue darauf, dass sich alles irgendwie fügen und ergeben wird. Kurz drücke ich beide Daumen und dann ziehe ich auch schon eine Sitzunterlage, mein Buch, einen Kuli und ein Zajecarsko aus den Weiten des irreführenderweise noch immer den Namen "Neue Hüpferlitasche" tragenden treuen Begleiters und richte mich auf einer Ufertreppe am Timok ein. 

Vor mir plätschert der Timok, linker Hand lacht mich die liebreizende stählerne Eisenbahnbrücke an und rechts von mir geht langsam aber sicher die Sonne unter. Wie gestern ein toller Abend. Wie gestern einer der Kategorie "Momente, für die ich das alles auf mich nehme". Ebenfalls wie gestern vergeht die Zeit gefühlt zu schnell, klarer Fall. Schon ist es an der Zeit den Rückweg zur Villa Tamaris anzutreten. Zurück in der Unterkunft folgt das triptypische Standardprogramm.

Weiter zu Tag 4