Venedig, Neapel, Capri, Rom, Castel Gandolfo, Sofia und Frankfurt am Main - Trip im Spätherbst 2017
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Tag 1: Hannover - Hamburg (HAM) - Verona - Mestre - Venedig

Viel zu früh reißt mich das Signal des Smartphones aus dem Reich der Träume. Auf geht´s wie so oft zum Bahnhof der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover, deren Flughafen leider noch immer nicht vom Billigflieger Nummer 1 namens Ryanair bedient wird. Ich werde die Hoffnung dennoch nicht aufgeben, dass dem eines Tages so sein wird. Immerhin wurde mir vor einiger Zeit wenigstens Wizzair beschert.

Hamburger Allee, Hannover
Hamburger Allee, Hannover

Wie so oft nehme ich den 5:55h - IC um mit einigem bei Bahnreisen erfahrungsgemäß zu berücksichtigenden und einzubauendem (schließlich ist Vorsicht die oft und völlig zu Recht zitierte "Mutter der Porzellankiste") zeitlichem Puffer den Flughafen Fuhlsbüttel zu erreichen. Pünktlich erreichen ich und etliche auf den Zwischenstationen der Bahnfahrt zusteigende Pendler den Hamburger Hauptbahnhof.

Angekommen am Hamburger Hauptbahnhof
Angekommen am Hamburger Hauptbahnhof

Am Hamburger Hauptbahnhof verliere ich keine Zeit sondern begebe mich schnurstracks zum Gleis der zehnminütlich getakteten S-Bahn zum Flughafen Fuhlsbüttel. Wurde der nicht inzwischen in Flughafen "Helmut Schmidt" umbenannt? Müsste ich nachsehen. Moment. Ja, dem scheint so zu sein. Jedenfalls trägt er dessen Namenszusatz in der offiziellen Bezeichnung.


Am Gleis der zehnminütlich getakteten S-Bahn zum Flughafen Fuhlsbüttel beziehungsweise zum Flughafen Helmut Schmidt (HAM; w)

Nach gut zwanzig Minuten in der S-Bahn, in welcher man sofern man als Fahrtziel den ältestesten Flughafen Deutschlands hat, im vorderen Zugteil Platz nehmen sollte. In Ohlsdorf teilt sich der Zug nämlich. Die Bahnfahrt verläuft nach Plan und so erreiche ich überpünktlich das erste Etappenziel des Tages. Hinter der Sicherheitskontrolle gibt es lauschige Sitzgelegenheiten und so vergeht die Wartezeit bis zum Abflug des Fliegers aus dem Stall von Michael O´Leary wie im Flug.

Automat in der Flughafentoilette: Sachen gibt´s...
Automat in der Flughafentoilette: Sachen gibt´s...

Den Flug an sich verpenne ich gekonnt. Erst beim Überfliegen der schneebedeckten und ein wahrlich entzückendes Bild bereitenden Alpen erwache ich vergnarzt aufgrund der um mich herum entstehenden Geräuschkulisse der ebenso begeisterten Mitreisenden. Auch der Blick über den Gardasee ist ein Traum. Karte? Karte.

Wenig später landet der Flieger und ich kreuze nicht nur gedanklich einen weiteren Flughafen, meinen neunten italienischen, auf meiner inneren Liste: Verona (VRN; w).

Gelandet in Verona werde ich sogleich von absolut traumhaften, spätsommerlichen Wetter empfangen
Gelandet in Verona werde ich sogleich von absolut traumhaftem, spätsommerlichen Wetter empfangen (so kann es gern weitergehen... )

Wie üblich reise ich ausschließlich mit Handgepäck und habe keine Zeit zu verlieren. Und so freue ich mich über das Top-Wetter und den Entschluss, keine die Dimensionen der Neuen Hüpferlitasche bei Nichtgebrauch sprengende Winterjacke sondern lediglich verschiedene im Gesamtkonstrukt einen sogenannten Zwiebel-Look bildende Kleidungsstücke am Start zu haben und marschiere zur Haltestelle des Aerobus. Der Aerobus verbindet den Flughafen mit dem Hauptbahnhof "Porta Nuova" von Verona und kostet derzeit stolze 6,- €. Das Ticket gibt´s sowohl an Automaten als auch im Bus beim Fahrer.

Der Transfer ließe sich allerdings auch günstiger bewerkstelligen. Und zwar indem man erst zur etwa anderthalb Kilometer entfernten Bahnstation Dossobuono latscht und von dort den leider nicht zu meiner Ankunftszeit passend getakteten Zug für etwas mehr als einen Euro nimmt. Wie auch immer, ich müsste viel zu lange in Dossobuono warten also steige ich in den schon nach wenigen Minuten eintrudelnden Aerobus ein und eine gute Viertelstunde später am Bahnhof Verona Porta Nuova wieder aus.

Bahnhof Verona Porta Nuova
Bahnhof Verona Porta Nuova
Bahnhof Verona Porta Nuova
Bahnhof Verona Porta Nuova

Angesichts der vorangeschrittenen Uhrzeit entscheide ich mich gegen einen Besuch der Altstadt Veronas und für die nächstbeste Option, nach Venedig zu gelangen. Verona ist aus touristischer Sicht sicherlich attraktiv doch muss ich gestehen, dass sich mir der Reiz der Stadt beim letzten Besuch vor zugegebenermaßen vielen Jahren nicht wirklich erschlossen hat. Mal abgesehen davon ist die Vorfreude auf Venedig so groß, dass es mir vorkommt als wäre akutes Fieber in mir ausgebrochen. Bin regelrecht zitterig und kann das Wiedersehen mit Venedig kaum erwarten, liegt mein letzter Aufenthalt doch auch schon wieder fast ein ganzes geschlagenes Jahr zurück.

Ich besorge mir also an einem der Automaten einen Fahrschein für den Regionalzug und habe im Anschluss eine halbe Stunde auf dem Bahnhofsvorplatz zu überbrücken. Es verkehren übrigens auch Schnellzüge von Verona nach Venedig, diese sind allerdings mitunter doppelt so teuer und nur circa 20 bis 30 Minuten schneller als die derzeit stündlich um "21 nach" verkehrenden Regionalzüge, die für die Strecke ungefähr eineinhalb Stunden benötigen. Vorsicht, es gibt noch weitere Bummelzüge die über zweieinhalb Stunden brauchen. Es empfiehlt sich also, nicht nur die Zugart sondern auch die Details der Verbindung (insbesondere die Dauer eben jener) zu studieren und Preise zu vergleichen.

Auf dem Bahnhofsvorplatz habe ich ein gutes Stück zu latschen, ehe ich eine annehmbare Bank zum Abhängen und Futtern in Beschlag nehmen kann.

Zeit für ein Gebet auf dem Bahnhofsvorplatz der Stazione Verona Porta Nuova...
Zeit für ein Gebet auf dem Bahnhofsvorplatz der Stazione Verona Porta Nuova...

Ich schaue mich um und frage mich, wo ich hier eigentlich bin. Ich komme ins Grübeln. Schwarzafrika kann es doch eigentlich nicht sein, dafür war die Flugdauer zu gering. Von den Leuten um mich herum ist dem jedoch so. Wer in Geografie aufgepasst hat versteht, weshalb dem so ist. Hier in Verona laufen etliche Wanderrouten gen Norden zusammen, hier ist eine Art Trichter und quasi das Haupteinfallstor zum Brenner. Über den Brenner geht es dann sobald sich eine einigermaßen passende Gelegenheit bietet weiter über die Alpen nach Österreich und (ganz besonders gern gewählt) Germoney. Allen nun die Stirn runzelnden Lesern gebe ich an dieser Stelle den Hinweis, dass das wertfrei formuliert nunmal Tatsache ist, egal wie man zur illegalen Masseneinwanderung steht.

Sei es wie es sei, hier auf dem Bahnhofsvorplatz jedenfalls bin ich mit meiner prallgefüllten Neuen Hüpferlitasche anscheinend eine bei den Stammgästen und durchreisenden Migranten aufsehenerregende Attraktion. Ich werde beobachtet, keine Frage.

Genau darauf habe ich wenig Bock, also verziehe ich mich rasch wieder.


Im bereitstehenden Zug nach Venezia Santa Luzia zu warten erscheint mir aufgrund des einschlägigen Klientels auf dem Bahnhofsvorplatz als attraktivere Option
Mal wieder auf Tour: meine prallgefüllte Neue (mittlerweile jedoch verdient das Prädikat "altgedient" tragende) Hüpferlitasche
Mal wieder auf Tour:
meine prallgefüllte Neue (mittlerweile jedoch zudem das Prädikat "altgedient" tragende) Hüpferlitasche

Während ich im Zug sitze und gelangweilt aus dem Fenster schaue frage ich mich plötzlich, weshalb ich eigentlich so dämlich war nach Verona und nicht nach Treviso zu fliegen. Die von Ryanair aufgerufenen Preise waren die gleichen und die Abflugszeiten ebenfalls ähnlich. Von Treviso aus hätte ich Venedig längst erreicht. Was soll´s, es ist wie´s ist und ursprünglich hatte ich schließlich geplant, ein bischen durch Verona zu spazieren. Und da ich irgendwann im Sommer gebucht habe hatte ich während dessen offensichtlich nicht die frühen Sonnenuntergangszeiten im Oktober auf dem Schirm. Zudem war ich geblendet von dem weiteren Flughafen auf meinem Zettel - dämlich, ich weiß es selbst. Tja, dumm gelaufen.

Zumal die Bahnfahrt von Verona Porta Nuova nach Venedig Santa Lucia nicht nur schleppend sondern zermürbend und zäh wie Kaugummi verläuft. Zunächst fährt der Zug mit einer viertelstündigen Verspätung los, dann stoppt er mehrmals unmotiviert irgendwo in der sprichwörtlichen Pampa und dann ertönt die Durchsage, dass er mit fünfzigminütiger Verspätung bereits in Mestre seinen Endbahnhof finden wird um von dort aus nach erfolgtem Passagierwechsel umgehend wieder zurückzufahren. Zu allem Überfluss handelt es sich um ein neumodisches Teil, in welchem sich die Fenster nicht nach unten drücken lassen und mein Fahrschein wird natürlich auch nicht kontrolliert. Mist! Jeder einigermaßen aufmerksame Leser meiner TRs weiß, was ich von Mist halte... .

Es lässt sich nicht ändern und so steige ich in der hässlichen Schwester Venedigs notgedrungen aus und entscheide mich spontan dafür, bei der Gelegenheit im wie ein Pilz aus dem Boden der Bahnhofsgegend von Mestre geschossenen Ableger der Kette "A&O Hostels" vorstellig zu werden, einzuchecken und den zum Tagesausklang nicht erforderlichen Krempel zu deponieren.

Das A&O Venezia Mestre bietet sowohl Sammelunterkünfte als auch Einzel-, Doppel-, Zweibett- und Familienzimmer. Ich habe für meinen Aufenthalt einen im Internet erworbenen Gutschein für 2x ÜF eingelöst und dafür 89,- € bezahlt. Eine zweite Person wäre übrigens im fairen Preis inbegriffen gewesen aber nun stehe ich alleine an der Rezeption und stelle fest, dass das Foyer loungeartig mit Sitzgelegenheiten zum Lümmeln, Chillen und Socializen bzw. "Isolated-Communication-Betreiben" (WIFI sei "Dank") gestaltet und mir fremd ist. Der Check In geht fix von der Bühne, die Rezeptionistin ist hip, freundlich und fremdsprachig. Mein Zimmer befindet sich im 6 Stock und ist sauber, ansprechend und mit einem schönen Ausblick ausgestattet.

Blick aus dem Fenster meiner vorübergehenden Bude im vor Kurzem eröffneten Ableger der A&O Hostels Richtung Bahnhof, Mestre (VE)
Blick aus dem Fenster meiner vorübergehenden Bude im vor Kurzem eröffneten Ableger der A&O Hostels Richtung Bahnhof, Mestre (VE)

Das Zimmer bietet ein bequemes Bett, Top-Wlan (hauptzielgruppenkonform... ), einen TV ohne deutschsprachige Sender, Tisch und Stühle und ein eigenes Bad. Und eine Klimaanlage, meine ich mich heute beim Tippen dieser Zeilen zu erinnern. Mal sehen, was das Frühstücksbüffet morgen so zu bieten hat. Nun erfrische ich mich erstmal unter der Dusche, hüpfe in frische wie kurze Klamotten und ziehe eilig wieder los. Ab nach Venedig, ab an meinen unangefochtenen Lieblingsasselplatz gegenüber vom Dogenpalast in San Marco, ab nach Giudecca (nahe Zitelle).

Auf dem Weg zur Bushaltestelle kaufe ich den Proviant für den Rest des Tages ein und staune, wie schnell der Interspar in unmittelbarer Nachbarschaft zu den beiden bereits beehrten wie geschätzten Hotels Ambasciatori und Delfino hochgezogen wurde. Der PAM Supermarkt direkt neben dem Delfino kotzt bestimmt gut ab angesichts der neuen, verkaufsflächentechnisch und auch preislich überragenden Konkurrenz.

Verwundert reibe ich mir die Augen; den neuen Interspar in Venezia Mestre haben die Verantwortlichen echt in Rekordzeit aus dem Boden gestampft
Verwundert reibe ich mir die Augen; den neuen Interspar in Venezia Mestre haben die Verantwortlichen echt in Rekordzeit aus dem Boden gestampft

Der Einkauf ist fix erledigt; der Interspar weiß gänzlich zu überzeugen. Kaum stehe ich an der Bushaltestelle gegenüber des Hotels Delfino kommt auch schon ein Vehikel der Linie 4L zur Piazzale Roma, dem Busbahnhof der Lagunenstadt Venedig, angebrettert. Ich halte den Arm raus, wedele damit und der Bus hält an. Ich steige ein, ziehe die mir seit über vier Jahren bei jedem Venedig-Trip eine Menge Kohle sparende IMOB aus dem Portemonnaie, halte diese an den Validierungskasten, sehe das grüne Licht, höre den wohlwollenden Signalton und registriere, dass ich noch vier Einzelkarten auf dem Chip der Öffi-Karte gespeichert habe. Vier Einzelkarten à 75 Minuten, gültig an Land wie zu Wasser, für die ich je 1,40 € gezahlt habe (im 10er Kontingent auf die IMOB geladen).

Zum Vergleich: aktuell kostet eine Busfahrt 1,50 € und eine Vaporettofahrt (ebenfalls 75 Min gültig übrigens) 7,50 €. Auch die aktuellen Preise für touristische Zeitfahrkarten haben es m.E. durchaus in sich: 24h kosten 20,- €, 48h immerhin 30,- € und 72h noch immer stolze 40,- €.

Die IMOB kostete mich damals, im August 2013 einmalig fuffzig Tacken und seitdem spare ich bei jedem Aufenthalt. Dieser ist übrigens mein dreizehnter innerhalb der letzten neun Jahre und ein Ende der Serie ist nicht absehbar, da mich Venedig jedes Mal aufs Neue hardcore begeistert. Von daher wird mir die IMOB auch zukünftig eine Menge Geld sparen helfen.

Der Bus brettert los und kommt auf der Brücke über den Bahngleisen von und nach Venezia S.L. an der Ampel zum Stehen. Ich schaue aus dem Fenster und begrüße die Treppe, auf der BH und ich einst auf dem Weg zum Molocinque [Nachtclub in Marghera; ob es den noch gibt weiß ich nicht - ja, gibt´s noch (link)] abgezogen werden sollten und nur dank zufällig des Weges kommender Passanten dem Unglück entgangen. Das ist nun neun Jahre her. Immer wieder der Hammer, wie rasend schnell die Zeit vergeht.

Rechts im Bild die nach Marghera führende Treppe, die ich bei Dunkelheit keineswegs benutzen würde und auf der BH und ich damals um Haaresbreite abgezogen worden wären
Rechts im Bild die nach Marghera führende Treppe, die ich bei Dunkelheit keineswegs benutzen würde und auf der BH und ich damals um Haaresbreite abgezogen worden wären
Mit der 4L auf der Ponte della Liberta unterwegs von Mestre nach Venedig
Mit der 4L auf der fast vier Kilomter langen Ponte della Libertà (w, Top-Pic) unterwegs von Mestre nach Venedig

Mitte Oktober geht die Sonne auch in Venedig eindeutig zu früh für meinen Geschmack unter und so bin ich entsprechend erfreut darüber, dass ich bereits wenige Minuten nach meinem Eintreffen an der Wasserbushaltestelle der Piazzale Roma in die Vaporetto-Linie 6 steigen kann. Die 6 ist übrigens die mit Abstand schnellste Reiseoption vom Bahnhof Santa Luzia bzw. dem Busbahnhof Piazzale Roma nach Lido, mal abgesehen von einem privaten Wassertaxi. Leider verkehrt sie nur tagsüber und werktags.

Am Flughafen Marco Polo ankommende Leute mit Ziel Lido di Venezia sollten auf ein Boot von Alilaguna zurückgreifen und sich die zeitraubende Zick-Zack-Fahrt (erst mit dem Bus nach Venedig, dann weiter mit dem Vaporetto) sparen. Die Fahrt mit Alilaguna (IMOB-Besitzer ehalten übrigens einen Preisnachlass) beginnt wenige Gehminuten vom Flughafenterminal entfernt, dauert eine gute Stunde und endet am öffimäßig zentralsten Ort in Lido di Venezia namens "Lido S.M.E.".

Mich zieht es jedoch zur Lieblingsasselbank und so fahre ich zunächst bis zur im Viertel Dorsoduro gelegenen und für den Umstieg nach "Zitelle" idealen Haltestelle "Zattere".

Unterwegs an der Bord der Linie 6 Richtung Lido
Unterwegs an Bord der Linie 6 Richtung Lido
Unterwegs an der Bord der Linie 6 Richtung Lido
Unterwegs an der Bord der Linie 6 Richtung Lido
Unterwegs an der Bord der Linie 6 Richtung Lido (am Horizont die Industrieanlagen von Marghera)
Unterwegs an der Bord der Linie 6 Richtung Lido (am Horizont die Industrieanlagen von Marghera)
Haltestelle Zattere, direkt bei der Kirche Santa Maria del Rosario (Chiesa di Santa Maria del Rosario)
Haltestelle Zattere im Sestere Dorsoduro, direkt bei der Kirche Santa Maria del Rosario (Chiesa di Santa Maria del Rosario; allgemein bekannt unter dem Namen "I Gesuati"; w)

Das nenne ich mal Timing. Kaum habe ich den wundervollen Anblick der Kirche einigermaßen verdaut stoppt auch schon ein Boot der Linie 2 und bringt mich weiter nach Zitelle, wo ich eine Viertelstunde später eintreffe.

Eine der beiden Votovkirchen (neben der Santa Maria della Salute genannten, w) Venedigs: Il Redentore (w), auf der Insel Giudecca erbaut und mit einem phänomenalen Blick auf die gegenüberliegenden Piazetta gesegnet
Eine der beiden Votivkirchen (neben der Santa Maria della Salute genannten, w) Venedigs: Il Redentore (w), auf der Insel Giudecca erbaut und mit einem phänomenalen Blick auf die gegenüberliegenden Piazetta gesegnet
Immer wieder der absolute Knaller der Premiumkategorie "Mehr geht nicht!": Venedig
Immer wieder der absolute Knaller der Premiumkategorie "Mehr geht nicht!": Venedig
Blick von Zitelle auf den Ponte della Salute, den Campanile, die Piazette und den Dogenpalast sowie auf das seine Fahrt ohne mich fortsetzende Vaporetto der ACTV-Linie 2
Blick von Zitelle auf den Ponte della Salute, den Campanile, die Piazetta und den Dogenpalast sowie auf das seine Fahrt ohne mich fortsetzende Vaporetto der ACTV-Linie 2Blick vom Anleger "Zitelle" gen Osten
Blick vom Anleger "Zitelle" gen Osten

Immer wieder kneife ich mich selbst. Das Wetter ist der Knaller, besser geht´s nicht. Und Venedig ist auch wieder atemberaubend. Die Stadt haut mich jedes Mal aufs Neue um, im positiven Sinne, versteht sich. Jedes Mal malträtiert mich ein an die besten Zeiten von Mike Tyson erinnernder Haken, der mich regelrecht umnietet wenn ich mich dieser Top-Asselbank nähere, daran. A Propos "umnieten" bzw. "umgenietet werden": "That´s life", wie der Ober-Asi aus M´Town einst wiederkehrend maximal-ungerührt zu sagen pflegte und sicherlich noch immer zu sagen pflegt.

Registerwechsel.

Meine Lieblingsbank ist frei und scheint ausschließlich auf mich gewartet zu haben. Sie braucht nicht lange zu bitten, ich richte mich umgehend ein und schlage Wurzeln. Ziehe das Tb aus den immer wieder erstaunenden Weiten der Neuen Hüpferlitsche die sich des Namenszusatz "Neu" nicht zu grämen braucht und fülle Seiten. So gut es geht. Viel läuft nicht zusammen denn alles um mich herum ist einfach zu heftig als dass ich mich auf etwas anderes als das große Ganze, den Augenblick, die Stimmung und die Atmosphäre konzentrieren wollte geschweige denn könnte.

Blick von meiner absoluten Lieblingsasselbank in Venedig hinüber auf das Ensemble Campanile - Piazetta - Dogenpalast
Blick von meiner absoluten Lieblingsasselbank in Venedig hinüber auf das Ensemble Campanile - Piazetta - Dogenpalast

Fulminanter herbstlicher Sonnenuntergang, von der Giudecca nahe Zitelle aus betrachtet
Vom Abendlicht perfekt in Szene gesetzt (nicht, dass sie es nötig hätte): meine venezianische Asselbank Nr.1 in ihrer vollen Pracht und Herrlichkeit
Vom Abendlicht perfekt in Szene gesetzt (nicht, dass sie es nötig hätte): meine venezianische Asselbank Nr.1 in ihrer vollen Pracht und Herrlichkeit

Was hier und jetzt gerade geschieht ist ganz groß. Einer der Momente, für die sich der ganze Aufwand und all die Strapazen lohnen und in dem ich die Gewissheit bekomme, dass das alles so schräg es manchmal auch (gerade außenstehenden Leuten) erscheinen mag sowohl seinen Sinn als auch seine Berechtigung hat, was ich so treibe. Natürlich rasen die Minuten an mir vorbei. Jegliches Zeitgefühl schwindet vorübergehend dahin und das ist auch gut so.

Blick gen Westen, Giudecca
Blick gen Westen, Giudecca
Wow; wieder einmal fehlen mir die Worte um zu beschreiben wie mich Style, Atmosphäre und die eigene Stimmung nahezu aus Socken und Luftschuhen hauen; Venedigs Wucht trifft mich mal wieder mit voller Kraft und so bin ich wie immer massivst weggeflashed...
Wow; wieder einmal fehlen mir die Worte um zu beschreiben wie mich Style, Atmosphäre und die eigene Stimmung nahezu aus Socken und Luftschuhen hauen; Venedigs Wucht trifft mich mal wieder mit voller Kraft und so bin ich wie immer massivst weggeflashed...

Nach einiger Zeit, es ist längst dunkel, trete ich die Rückfahrt zur Unterkunft an. Mit der 2 erreiche ich den Bahnhof Santa Lucia. Während der Bootsfahrt setze ich mich nach draußen und mache den Weg zum Ziel. Je später der Abend, desto leerer die Stadt und auch die Boote. Einfach nur schön, wieder hier zu sein. Schön auch, dass ich am Bahnhof gerade eben noch einen Fahrschein nach Mestre (1,25 €) lösen kann und die Fahrt schon wenig später los geht. Leider wie fast immer in der letzten Zeit in einem seelenlosen Waggon in dem sich die Fenster nicht nach unten drücken lassen. Was und wie exzessiv habe ich doch einst die abendlichen Fahrten zurück zu den jeweiligen Hotels in Mestre über die Ponte della Libertà zelebriert... . Wie´s aussieht alles unwiederbringbare Geschichte.

Zehn Gehminuten nach der Ankunft in Mestre, mein Fahrschein wurde mal wieder nicht kontrolliert (wurde er auf diesem Streckenabschnitt der italienischen Bahn übrigens noch nie), stehe ich im Foyer des A&O Hostels. Hier ist eine Menge los, keine Frage. Nichts wie ab ins Zimmer, in dem ich von dem regen (lauten) Treiben in der Lounge und vor dem Gebäude nichts mitbekomme.

In der Horizontalen angelangt schließe ich meine Augen und lasse den seit meiner Ankunft in Venedig mitgeschnittenen Film innerlich ablaufen. Beeindruckende, unvergessliche Bilder. Mal wieder. Oh man, Venedig, was soll ich dazu bloß sagen beziehungsweise schreiben? Mir fehlen schlicht und ergreifend die Worte. Voller Vorfreude auf den morgigen Tag ratze ich schließlich während des Films weg und drifte nahtlos ins Land der Träume.

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